Roadtrip durch den Wilden Westen von Mexiko

Baja California ist dieser lange und schmale Arm, welcher westlich an Mexiko runterhängt. Der Landstrich ist eingeklemmt zwischen dem Pazifik und dem Golf von Kalifornien. Die heiße, trockene Wüstenlandschaft ist übersät mit Kakteen aller Art. Raue und praktisch unberührte Bergzüge erstrecken sich entlang der Halbinsel, bereichert durch einige Vulkane. Vom südlichsten Punkt bei Cabo San Lucas führt die Fernstraße «Carretera 1» auf rund 1300 km in die berüchtigte Millionenstadt Tijuana, an der Grenze zur USA. Die Welt Explorer auf einem einmaligen Roadtrip.

Wir haben uns viel Zeit genommen für die Erkundung von Mexiko. Das Land ist riesig und ungemein abwechslungsreich. Jede Region hat ihren ganz eigenen Charakter, beeinflusst durch geografische Gegebenheiten, wie auch historische Fakten und die lokale Bevölkerung.

Nach unserem Aufenthalt auf der Halbinsel Yucatán, der Rundreise im Bundesstaat Oaxaca im Süden des Landes und dem Besuch der Sehenswürdigkeiten in Zentralmexiko, freuen wir uns nun ungemein auf die Highlights der Baja California. Dazu gehören die Strände im Süden der Halbinsel, die Flora und Fauna in der Wüstenlandschaft der Sierra Gigante, die historische Mission in Loreto, die Wild West Kulisse in Mulegé, eine Beobachtungstour der Grauwale in Guerrero Negro an der Pazifikküste, La Bufadora Blowhole bei Ensenada und die Grenzstadt Tijuana.

Oase von Mulegé
Die Landschaft auf der Baja California wird geprägt durch die Wüste, Kakteen und das Element Wasser.

La Paz – die Hauptstadt der Baja California Sur

La Paz ist ein guter Ausgangspunkt für die Erkundung der Baja California. Sei es für den Strandurlaub in den umliegenden Resorts oder für einen Roadtrip auf der Halbinsel. Wir sind mit der Fähre über Nacht von Mazatlán hergekommen. Auch von Topolobampo (Los Mochis) aus besteht eine Verbindung über das Wasser. Das ist sehr praktisch, wenn du die Bahnreise durch die Kupferschlucht mit der Baja California kombinieren möchtest. Zudem gibt es regelmäßige Flugverbindungen von etlichen größeren Städten Mexikos.

La Paz ist die Hauptstadt des südlichen Teils der Baja California. Rund 215’000 Einwohner leben in der freundlichen Städtchen. Das Zentrum gibt zwar wenig her, nichts was wir nicht schon in anderen mexikanischen Städten gesehen haben. Das Leben spielt sich entlang der lebhaften Uferpromenade «Malecón» ab. Flanieren, Meeresfrüchte essen und einige Cervezas trinken – das Programm scheint wie vorgegeben. Und bleibe unbedingt bis zum Sonnenuntergang, die wirst die atemberaubende Stimmung lieben.

Unser Tipp ist der Besuch der Playa Balandra. Die malerische Bucht ist ideal zum Schwimmen und Schnorcheln. Die skurrile Steinformation «Hongo de Balandra» ist ein begehrtes Fotosujet. Falls ihr noch mehr Zeit verfügbar habt, anerbietet sich ein Ausflug auf die Isla Espiritu Santo, wo Seelöwen beobachtet werden können.

Playa Balandra bei La Paz
Der fantastische Strand der Playa Balandra befinddet sich unweit von La Paz, der Hauptstadt der Baja California Sur.

Südspitze der Baja bei Cabo San Lucas

Wir wollen keine halben Sachen machen und der Abstecher nach Cabo San Lucas an die Südspitze der Baja California muss einfach sein. Der Roadtrip soll wirklich vom südlichsten bis zum nördlichsten Punkt der Halbinsel führen.

Cabo San Lucas kommt amerikanisiert und völlig überteuert daher. Das authentische Mexiko ist hier bestimmt nicht zu Hause. Wir finden jedoch etwas abseits ein passendes Hostel mit guten Leuten und guten Vibes, unweit des Strandes. «Playa, Cerveza y Fiesta» lautet das passende Motto. Aus der geplanten einten Übernachtung sind es deren drei geworden.

Dann zieht es uns aber definitiv gegen Norden, immerhin liegen noch rund 1300 km Reiseabenteuer bis Tijuana vor uns.

Strand auf der Baja California
Einsamer Strand mit der Wüste gleich dahinter.

Küstengebirge Sierra Gigante

Gegen Norden führt die Carretera 1 anfänglich durch eine flache Wüstenlandschaft, dominiert von Millionen gegen den tiefblauen Himmel ragenden Kakteen. Kurz vor der Ortschaft Loreto erreichen wir die Sierra Gigante. Eigenartige Hügel, kleine schluchtartige Täler und die Buchten am Golf von Kalifornien formen ein äußerst attraktives Landschaftsbild.

Kakteen in der mexikanischen Wüste der Sierra Gigante
Kakteen in der mexikanischen Wüste der Sierra Gigante

Missionsstadt Loreto

Loreto wurde 1697 von jesuitischen Mönchen gegründet, als erste von 20 auf der Baja California verteilten Missionen. Die Missionen waren aber nicht nur ein religiöses Zentrum zum Bekehren der Ureinwohner, sondern auch ein Stützpunkt für spanische Soldaten, die ihre Gebietsansprüche verteidigten. Spanische Siedler versuchten der Wüste kultivierbares Land abzugewinnen.

Die Mission in Loreto ist sehr hübsch erhalten und beherbergt ein interessantes Museum über die Geschichte der Baja California. Auch die Kleinstadt weiß zu gefallen, wir fühlen uns rundum wohl hier.

Missionsstadt Loreto
Die einladende Kleinstadt Loreto.

Traumhafte Bucht Bahia de Concepción

Zischen Loreto und Mulegé befindet sich eine der größten Buchten der Halbinsel, die Bahia Concepción. Wir klettern auf gewundenen Pfaden auf die Hügel und erfreuen uns an den faszinierenden Ausblicken. Steile Klippen ragen aus dem tiefblauen Wasser und kontrastieren mit dem weißen Sandstrand. Natürlich darf ein erfrischendes Bad nicht fehlen… auch wenn hier angeblich immer wieder Haie gesichtet werden.

Bucht Bahia Concepción
Karge Hügelzüge und idyllische Bucht Bahia Concepción am Golf von Kalifornien.

Mulegé

Die nächst größere Ortschaft ist Mulegé. Ein mit Palmen gesäumter Fluss zieht am Dorfrand vorbei und erreicht nach einigen wenigen Kilometern das Meer. Unmengen von Möwen und Pelikanen ziehen hier ihre strategischen Kreise und stechen plötzlich ins Wasser zum Fischfang. Ein kleiner auf einem Hügel errichteter Leuchtturm bietet eine herrliche Aussicht über die Küste im Golf von Kalifornien. Bei Sonnenuntergang färben sich der Fluss und die Hügelwelt im Hintergrund in ein schönes Abendrot.

Das Hinterland bei Mulegé lädt mit seiner Wild West Kulisse zum Erkunden ein. Verschiedenste Kakteen schmücken das trockene Land und mit etwas Glück bekommen wir einen davon hopsenden Hasen, einen uns gelangweilt anstarrenden Coyoten und einen Adler zu sehen.

Mission von Mulegé
Mission von Mulegé

Quer über die Baja California

Bei Santa Rosalia überqueren wir die Hochebene der Wüste von Vizcaino und gelangen auf die westliche Seite der Baja California. An der Pazifikküste liegt Guerrero Negro, ein trostloser Ort, welcher aber aus zweierlei Gründen einen Besuch wert ist. Hier befindet sich eine riesige Produktionsfirma für Salz, die «Exportadora de Sal». In Tausenden von künstlich angelegten Becken evaporiert das Salzwasser durch die intensive Sonneneinstrahlung und der vom Pazifik kommenden Windströmung. Dauernd wird wieder Meerwasser reingepumpt, um eine dicke Salzschicht zu erhalten. Der größte Teil wird als Rohsalz in die USA, nach Kanada und Asien exportiert, der kleinere Teil wird vor Ort zu Kochsalz raffiniert.

Vogelschwarm an der Pazifikküste von Mexiko
Vogelschwarm an der Pazifikküste von Mexiko

Whale Watching in Guerrero Negro

Zudem ist die nahe gelegene Lagune Ojo de Liebre (Hasenauge) beliebt zum Whale Watching, für Beaobachtungstouren der Grauwale. Den Sommer über leben die etwa 30 Tonnen wiegenden Tiere in den Gewässern von Alaska und der Beringsee. Gegen Herbst wandern sie 10’000 km bis an die Küsten von Baja California zum Paaren und verbleiben hier mit ihren Jungen einige Monate.

Mit einem Boot kommen wir bis auf einige Meter an einen jungen Grauwal heran und können mehrmals beobachten, wie er den Kopf vertikal aus dem Wasser streckt und dann beim Eintauchen die Wellen über ihm zusammenschlagen. Außerdem buhlen einige Delfine mit künstlerischen Sprüngen rund um unser Boot um Aufmerksamkeit und bei einer kleinen vorgelagerten Insel tummelt sich eine Kolonie von Seelöwen. Ein wahrhaft tierisches Spektakel.

Wale beobachten auf der Baja California
Wale beobachten auf der Baja California

Felsgarten bei Cataviña

Etwa 100 km weiter nördlich bei Cataviña, kommen wir in eine kuriose Gegend mit riesigen Steinbrocken. Manche sind so groß wie ein Haus. Dazwischen gedeihen ebenso hohe Kakteen. Dort wo die Straße die Pazifische Küste wieder erreicht, sieht man das erste Mal seit langem wieder grüne Flächen. Das Tal von San Quintin wird intensiv für die Landwirtschaft genutzt.

Strand und Küste am Golf von Kalifornien
Abendstimmung an der mexikanischen Küste.

Ensenada und La Bufadora Blowhole

Das letzte Mal kurvt die Carretera 1 die Berge hoch. Das letzte Trotzen der Wüste. Bei Ensenada gewinnt definitiv die Zivilisation wieder die Oberhand. Ensenada liegt schon relativ nahe bei Tijuana und an der Grenze zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Dementsprechend beliebt ist die Stadt bei amerikanischen Touristen. Das wiederum lässt die Kosten in die Höhe schnellen und die Preise sind sogar oft in Dollars angegeben.

Die größte Attraktion im Norden der Baja California ist La Bufadora Blowhole, das Wasser speiendes Phänomen. Dabei wird durch die Strömung und Wellen das Wasser dem Kliff entlang hoch gepresst und in die Luft geschleudert.

Blowhole La Bufadora bei Ensenada
Blowhole La Bufadora bei Ensenada

Grenzstadt Tijuana

Der Abschnitt zwischen Ensenada und Tijuana offeriert schöne Aussichten auf die Pazifikküste – ein würdiger Schlusspunkt des Roadtrips auf dem Highway Nr. 1. Tijuana ist die nördlichste Stadt von Mexiko und rühmt sich selbst die meistbesuchte Stadt der Welt zu sein. Tatsächlich queren hier Millionen von Personen jährlich die Grenze. Die einen haben die Geldbeutel mit Dollars voll gestopft, um in Baja California Urlaub zu machen. Die anderen sind mit leeren Geldbeuteln auf dem Sprungbrett für eine angeblich bessere Zukunft im nördlichen Nachbarland USA.

Für uns war Tijuana nach rund 1300 km der Endpunkt unserer Reise entlang der Baja California. Wir haben nochmals ein ganz anderes Mexiko kennengelernt. Die Region mit seinen wunderschönen Küsten, der unendlichen Weite der Wüstenlandschaften, den kleinen verlorenen Ortschaften und den unzähligen Kakteen hat uns voll in den Bann gezogen.

Tijuana Grenzstadt zu den USA
Tijuana, an der Grenze zu San Diego und den USA, rühmt sich die meist besuchte Stadt der Welt zu sein.
Jack Schulz
Der Weltentdecker Jack fühlt sich in den heimischen Alpen auf einem Trekking oder mit dem Mountainbike genau gleich wohl wie draussen in der weiten Welt. Seine längste Reise führte in über 5 Jahren von Kanada in die USA und nach Mexiko, durch ganz Mittelamerika und die Karibik bis tief runter nach Südamerika. Das Fernweh ist jedoch nicht kuriert. Die Passion für Outdoor Adventure und das Erkunden von neuen Ländern ist dominanter als je zuvor.