Zeitreise in eine vergangen geglaubte Epoche

Eine Reise von Havanna in den Westen von Kuba nach Viñales. In Las Terrazas lockt die liebliche Hügellandschaft mit ihren Kaffeeplantagen, Wasserfällen und dem kleinen See Lago de San Juan. Durch den La Güira Nationalpark gelangen wir ins Viñales-Tal, mit seinen weitläufigen Tabakfeldern, imposanten Karstkegel, riesigen Höhlensystemen und einfachen Bauerndörfer. Auf Wanderungen und mit dem Fahrrad erkunden wir die attraktive Umgebung im Viñales-Tal und staunen über die Herzlichkeit und die Lebensfreude der Kubaner.

Der Vetter richtets

Für die Reise von Havanna in den Westen Kubas wollen wir eigentlich einen öffentlichen Bus nehmen und begeben uns deshalb zum Busbahnhof. Wie aus dem Nichts taucht ein sich im Teenageralter befindender Junge auf: «Mein Vetter hat einen Wagen.» Alle krummen Dinge machen in Kuba immer die Vetter. Es gilt Touristen ohne Auto an Kubaner mit Auto zu vermitteln. Der Bus sei schon ausgebucht, meint er nun. Wir ertappen das Schlitzohr. Der einstudierte Spruch kommt zu früh, wir haben unsere Wunschdestination gar noch nicht genannt. Trotzdem gefällt uns die Idee, mit einem kubanischen Oldtimer durch die Gegend zu cruisen.

Originelles Original

Nach 20 Minuten rollt ein roter amerikanischer Strassenkreuzer mit herunter gekurbelten Fenstern vor. «Der hat schon ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel», werden wir vom Fahrer aufgeklärt, bevor er sich als Rigoberto vorstellt. Wie viele Originalbauteile noch drin sind, will er nicht verraten. Jedenfalls würde uns der chinesische Motor zuverlässig dienen, meint er verschmitzt.

Mit dem Oldtimer auf Reisen in Kuba
Mit dem Oldtimer auf Reisen durch den Westen von Kuba.

Adios Havanna

Wir machen es uns auf den improvisiert zusammengeflickten Ledersitzen bequem und schon geht die Zeitreise in die Vergangenheit los. Um uns von Kubas Hauptstadt gebührlich zu verabschieden, wählt Rigoberto die Route auf dem Malecón. «Dies ist die prächtigste Uferstrasse der Welt», berichtet er. Natürlich erlaubt ihm sein Heimatland gar nicht, irgendwelche anderen Uferstrassen kennen zu lernen. Wir bestaunen den Mix an hübsch renovierten Kolonialbauten und teils sträflich verkommenen Häusern. Von der Altstadt gelangen wir so nach Vedado, dem Vergnügungs- und Regierungsviertel und verlassen alsbald die Urbanität Havannas.

Auf dem Land

Das ländliche Kuba zeigt ein ganz anderes Gesicht. Einfache Feldwege führen zu kleinen mit Palmwedeln gedeckten Hütten. Ein Bauer bestellt mit einem archaischen Ochsenpflug sein Feld. Auf den fruchtbaren Feldern gedeihen die Tabakpflanzen. 80% des kubanischen Tabaks kommen aus dem Westen von Kuba. Wir überholen Radfahrer auf klapprigen Stahlrössern und Pferdekutschen mit richtigen Rössern.

Ein grosses Werbebanner taucht auf, völlig fehl am Platz. «Patria o Muerto. Venceremos!» «Heimat oder Tod, wir werden gewinnen», so der einte Slogan der sozialistischen Regierung, die von den Castro-Brüdern Fidel und Raul beherrscht wird.

Durch die offenen Fenster streichelt uns ein warmer Fahrtwind, während draussen die liebliche Landschaft vorbeizieht. Rigoberto beschallt seinen roten Oldtimer mit kubanischen Rhythmen. Obwohl die meisten seiner Generation auf den momentan angesagten Reggaeton schwören, höre er lieber klassische Trova, die einfühlsamen Lieder von lokalen Troubadouren.

Biosphärenreservat Sierra del Rosario

«Hier befindet sich das Biosphärenreservat Sierra del Rosario, mit vielen endemischen Tier- und Pflanzenarten», unterrichtet uns unser Fahrer. Die mehr schlecht als recht asphaltierte Strasse windet sich durch eine wildromantische Hügellandschaft mit dichten Wäldern und tropischer Vegetation. Der Westen Kubas ist überraschend gebirgig.

Leichter Regen setzt ein. Er könne die offenen Fenster leider nicht schliessen, gibt Rigoberto zu. Wir rücken zusammen auf der Sitzbank – Problem gelöst. Mit einer gelegentlichen Wischbewegung mit seinem Pulloverärmel, ersetzt unser kubanischer Begleiter die streikenden Scheibenwischer.

Sierra del Rosario im Westen Kubas
Die gebirgige Sierra del Rosario im Westen Kubas.

Las Terrazas

Mitten im Grünen, umgeben von bewaldeten Hügeln und wilder Natur, am Lago de San Juan, liegt die kleine Kommune von Las Terrazas. Wir haben uns für unser Tagesziel das Hotel Moka ausgesucht und bitten Rigoberto, dieses anzusteuern. «Hotels sind was für Touristen, ich weiss was für euch Reisende», erwidert er mit überzeugter Mine. Ohne unsere Reaktion abzuwarten, biegt er mal hier und mal dort ab, bis wir vor einem unscheinbaren Haus anhalten. Über der Eingangstüre baumelt ein malträtiertes Schild: «Casa Particular Romero».

Bei der Familie Romero

Trotz dem sozialistischen System wird einigen Familien das Betreiben einer kleinen Pension erlaubt. Man wohnt bei einer Familie und erhält einen Einblick in den kubanischen Alltag. Da hatte Rigoberto also durchaus recht und gespannt lassen wir uns das Zimmer zeigen. Es ist wie erwartet spartanisch eingerichtet, gerade mal das Nötigste mit zwei Betten, einem kleinen Schrank ohne Türe und einem einzigen Stuhl. Das kleine Fenster gegen den Innenhof gewährt entweder der ganzen Familie Einblick in unser Tun oder mit einem dünnen, rosaroten Stoffteil mit Flamingos darauf, bewahren wir etwas Privatsphäre.

Die Herzlichkeit beim Empfang lässt uns nicht lange überlegen, hier sind wir für heute zu Hause. Wie sich herausstellt, ist unser kubanischer Begleiter um drei Ecken mit den Romeros verwandt, was uns nicht wirklich überrascht. Obwohl wir mit Rigoberto eigentlich nur einen Deal bis Las Terrazas haben, anerbietet er uns am nächsten Tag bis nach Viñales zu fahren, sofern wir für das Benzin aufkommen.

Wir nutzen den Rest des Tages und den frühen Morgen für kleine Wanderungen in der sehr attraktiven Umgebung. Die Familie weist uns den Weg zu Kaffeeplantagen, Wasserfällen und zum kleinen See. Auf einer Canopy Tour gleiten wir an einem Hochseilkabel zu drei Plattformen mit herrlicher Aussicht über Las Terrazas und den San Juan Fluss.

See Lago de San Juan bei Las Terrazas
Der See Lago de San Juan bei der Kommune von Las Terrazas.

Botanischer Garten in Soroa

Wie ausgemacht erwartet uns Rigoberto am späten Vormittag. Er habe noch eine Überraschung meint er geheimnisvoll. Nach kurzer Fahrt hält er vor dem Botanischen Garten von Soroa und fordert uns auf auszusteigen. Wir hatten von diesem Orchidarium bereits gelesen und freuen uns auf die Besichtigung.

Mit kokettem Hüftschwung nähert sich uns eine Kubanerin. Selbstbewusst zeigt sie ihre üppigen Rundungen in ihren zu klein wirkenden, kurzen Kleidern. «Hooooola, Lydia», stellt sie sich die Kubanerin mit übertrieben lang betonter Grussformel vor. Ein freundschaftlicher Klaps auf den Po scheint das von Rigoberto bevorzugte Begrüssungsritual zu sein. Im Tausch mit 3 CUC drückt sie uns die Eintrittskarten in die Hand.

Während die beiden weiter turteln, drehen wir ein Runde in der grosszügigen Parkanlage. Hier wachsen rund 6000 Pflanzenarten aus aller Welt, davon 700 Orchideenarten. Nicht selten kann man hier auch den Tocororo, den kubanischen Nationalvogel beobachten.

Botanischer Garten von Soroa
Hübsch angelegter Botanischer Garten von Soroa, mit seinen vielfältigen Orchideen.

Kubanische Zigarren

Auf kaum befahrenen Nebenstrassen fahren wir dem mächtigen Gebirgszug der Sierra del Rosario entlang nach San Diego de los Baños. Von unserem Fahrer, der sich nun offensichtlich auch als Guide in Szene setzen will, erhalten wir den Tipp einen «Torcedero», einen Zigarrenroller zu besuchen.

Pedro empfängt uns sehr herzlich und lädt uns sofort in sein Haus ein, wo er im Innenhof eine kleine Produktionswerkstätte betreibt. Von der Aussaat der Tabakpflanze bis zur fertigen Zigarre sind mehr als 100 Arbeitsschritte erforderlich, erklärt er mit einem stolzen Unterton. Nach der Ernte müssen die Tabakblätter zuerst getrocknet und dann fermentiert werden. Mit seinen geschulten Augen wählt Pedro die passenden Blätter, um den gewünschten Geschmack, Brennfähigkeit und Stabilität zu erreichen.

Seine Zigarren seien die besten in Kuba, meint er sehr ernst. Was so überheblich daherkommt, muss man dem älteren Herrn einfach abnehmen. Jede Handbewegung wird mit viel Liebe und Eleganz ausgeführt. Da wir selber absolute Nichtraucher sind, pafft er die Zigarre gerne gleich selbst.

Pedro und seine kubanische Zigarre
Pedro ist ein «Torcedero», ein Zigarrenroller, der seine kubanische Zigarre gleich selbst raucht.

La Güira Nationalpark und die Che Guevara Höhle

Je weiter wir nach Westen kommen, desto eindrücklicher werden Farben und Formen. Die Strasse kurvt durch die Wälder des La Güira Nationalparks, mit wunderschönen Ausblicken über die typische, ländliche Naturlandschaft.

Nach einer Art Passhöhe erreichen wir inmitten des üppigen Regenwaldes die Höhle «Cueva de los Portales». Die Höhle diente Che Guevara als Hauptquartier während der Kuba-Krise im Jahre 1962, als die Karibikinsel die militärische Invasion der USA befürchtete.

Eine junge Dame bietet mit schüchternem Lächeln «Pan con Queso» und Kaffee an. Gar nicht selbstverständlich in Kuba, wo jahrzehntelang keine privaten Geschäfte neben den staatlichen geduldet wurden. Wir unterstützen die Privatwirtschaft und kaufen ihr Brötchen und Kaffee für alle herumstehenden Kubaner ab.

Che Guevara Höhle Cueva de los Portales
In der Höhle Cueva de los Portales hatte sich Che Guevara während der Kuba-Krise verschanzt.

Auf nach Viñales

Nun hat es unser Guide plötzlich eilig. Mit einer gemessen an den unzähligen Schlaglöchern völlig überhöhten Geschwindigkeit rast er auf Viñales zu. Er steuert das Hotel Los Jazmines an und verabschiedet sich von uns. Selbstverständlich erhält er noch ein Trinkgeld, in etwa so hoch wie uns der zusätzliche Transfer sowieso gekostet hätte. Dazu tauschen wir spontan noch die Trikots, wie nach einem Fussballspiel. Ihm gefällt mein Puma T-Shirt und ich bin neuer Eigentümer eines kunstvoll verzierten Shirts in den kubanischen Nationalfarben blau und weiß, mit dem obligaten weissen Stern auf rotem Hintergrund. Er macht einen zufriedenen Eindruck und fährt hupend von dannen.

Wir hatten bereits in Havanna in einer staatlichen Agentur einen Voucher für eine Unterkunft in Viñales erstanden. Diesen präsentieren wir nun den Angestellten des Hotels. Wir erhalten sofort einen Mojito in die Hand gedrückt, den klassischen Mix aus Rum, Limettensaft, Rohrzucker und Minze. Dann werden wir angewiesen auf der Terrasse Platz zu nehmen, während sie sich um das Zimmer kümmern. Na klar doch, die Aussicht vom leicht erhöht gelegenen Hotel über die liebliche Landschaft könnte nicht schöner sein. Hier bleiben wir.

Hotel Los Jazmines in Viñales
Hotel Los Jazmines mit dem traumhaften Pool und dem unschlagbaren Blick über das Viñales-Tal.

Einzigartiges Viñales-Tal

Viñales ist nicht nur der kleine, weltoffene Ort, sondern eine Ansammlung von Tälern. Die inspirierende Naturlandschaft wurde von der UNESCO zur Kulturlandschaft der Menschheit erklärt. Wir wollen uns drei Tage Zeit nehmen, auf ausgedehnten Wanderungen und mit dem Fahrrad die Region zu erkunden.

In der Region von Viñales wachsen spektakuläre Felsformationen gegen den Himmel. «Mogotes» werden die mächtigen Karstkegel von den Kubanern genannt. Die grün überwachsenen kleinen Tafelberge thronen inmitten der rot gefärbten Talböden und Tabakplantagen und formen eine surreale Landschaft, welche mit Bestimmtheit zu den schönsten in Kuba zählt.

Wanderung im Märchenland

Am nächsten Morgen liegen schwere Nebelschwaden zwischen den «Mogotes» und kreieren eine märchenhafte Atmosphäre. Uns wurde ans Herz gelegt, unbedingt das berühmte «Mural de la Prehistoria» zu besuchen.

Ein abenteuerlicher Pfad führt mitten durch die Tabakfelder, zwischen den charakteristischen Karstkegel durch. Beim «Mogote Dos Hermanos» haben Künstler auf einer Fläche von 180 m Breite und 120 m Höhe das monumentale Wandgemälde geschaffen, welches die Evolutionsgeschichte der Menschheit darstellt. Das viel gepriesene Mural kann die Erwartungen nur bedingt erfüllen. Die Dinosaurier erinnern uns an Jurassic Parc. Tatsächlich würde es wohl niemanden überraschen, wenn hier ein Dinosaurier um einen Kalkstein stampfen würde. Das Sujet passt zur Umgebung.

Kubanischer Bauer bei der Tabakernte
Kubanischer Bauer bei der Inspektion seiner Tabakpflanzen.

Unterirdische Sehenswürdigkeiten

Wir passieren einfache Höfe der Tabakbauern und wandern gegen Norden. Auf dem fruchtbaren Boden wächst der beste Tabak der Welt. So jedenfalls erzählt uns einer der Arbeiter voller Stolz. Tabak ist nebst Rum und Zuckerrohr Kubas kostbarster Schatz. Ein würziger Duft der Pflanzen auf den Plantagen ist unser ständiger Begleiter.

In der Umgebung gibt es riesige Höhlensysteme mit unterirdischen Flüssen, die sich tief in den Kalkstein eingegraben haben. Die «Caverna de Santo Tomás» soll eine der grössten Höhlen in Zentralamerika und Karibik sein. Wir stehen nach einem anstrengenden Fussmarsch vor einer anderen Höhle, der «Cueva del Indio». Durch Säle mit eindrucksvollen Stalaktiten und Stalagmiten, sowie zusammengewachsenen Säulen, dringen wir bis zu einem unterirdischen Fluss vor. Mit einem Boot gleiten wir auf dem Rio San Vicente wieder ans Tageslicht auf der hinteren Seite der Tropfsteinhöhle.

Tabakanbau bei Viñales
Tabakanbau und Mogotes bei Viñales.

Mit dem sowjetischen Lada zurück

Auch gegen Abend herrscht immer noch eine glühende Hitze. Ziemlich erschöpft von unserem Trekking durch das Viñales-Tal, braucht es keiner Worte, wir möchten nicht zurück marschieren.

Wir setzen uns neben eine Gruppe Kubaner und frönen dem nationalen Hobby – dem Warten. Plötzlich tippt mir jemand auf die Schulter und verkündet mit Händen und Füssen, dass er uns eine Mitfahrgelegenheit bieten kann. Wir sagen artig «gracias», sind uns über den zu bezahlenden Betrag schnell einig und wie aus heiterem Himmel taucht ein uralter, sowjetischer Lada auf.

Eigentlich wollen wir das Fahrzeug mit anderen wartenden Leidensgenossen teilen. Doch der Fahrer winkt energisch ab, mit der Erklärung, wir müssten an das Gesamtgewicht des winzigen Wagens denken. Immerhin können wir einen weisshaarigen Greis mitnehmen, der wegen mangelnder Ernährung wohl nicht allzu viele Kilo auf die Waage bringt.

Am Horizont erheben sich die Karstkegel des Tals dunkel vom Himmel ab. Das landschaftliche Idyll verleitet zum Träumen, während wir zurück ins Hotel Los Jazmines holpern. Eine schönere Kulisse kann man sich kaum wünschen – genauso soll das Reisefeeling sein.

Im Dorf Viñales

Der Ort Viñales besteht eigentlich nur aus der Hauptstrasse und einer kleinen Plaza. Hier scheint jedes zweite Haus eine «casa particular» zu sein. Einerseits bereuen wir es, nicht hier untergekommen zu sein. Das würde uns bestimmt einen sehr authentischen Einblick in das Leben der Kubaner gewähren. Andererseits ist die Anzahl der Traveller schon so beachtlich, dass die Gastgeber oft einfach ihren Job als Hotelier wahrnehmen und der ursprüngliche Gedanke des Homestays gerät bei gut laufenden Pensionen etwas in den Hintergrund.

«Tranquilo» ruft uns eine raue Frauenstimme zu. «Entspannt euch, nur ruhig». Dabei wippt die ältere Señora zufrieden in ihrem Schaukelstuhl auf der von Säulen gestützten Veranda und schenkt uns ein fast zahnloses Lächeln.

Hauptplatz in Viñales
Auf dem Hauptplatz in Viñales.

Fahrradtour durch das Valle de Viñales

Auf einer unebenen Route radeln wir voller Elan gegen Westen. Wir haben die Strasse fast ausschliesslich für uns. Der bescheidene Verdienst im sozialistischen System macht den Privatbesitz von Fahrzeugen zu einem Luxus. Wir begegnen häufiger Ochsen- und Pferdekarren als Autos. Eine Reise nach Kuba ist gleichzeitig eine Zeitreise zurück in eine vergangen geglaubte Epoche.

Die Kinder der umliegenden Weiler und Dörfer sind auf dem Weg in die Schule in Viñales. Sie kommen uns in ihren weissroten Schuluniformen entgegen. Überall wird uns herzlich zugewunken und aufmunternde Worte zugerufen. Die Herzlichkeit und Lebensfreude der Kubaner entzückt uns täglich von neuem. Radfahrer scheinen einen besonderen Status zu geniessen.

Kubaner beim Fahrrad fahren
Der Kubaner mit seinem Fahrrad als Transportmittel, die Touristen beim Radfahren als Reiseart.

Gesellige Kubaner

Der Kontakt zu den Kubanern ist jeweils schnell hergestellt. Woher kommt ihr? Wohin geht ihr? Gefällt euch Kuba? Grundkenntnisse der Spanischen Sprache sind Gold wert. Die Einheimischen sind gesellig und unterhalten sich auffallend gerne mit Besuchern. Tabus werden gebrochen. Sogar heikle Themen wie das politische System und die sozialistische Regierung der Castro Brüder werden angesprochen.

Bei der sportlichen Betätigung in der glühenden Hitze kommt uns der Stand einer «Guarapera» mit Zuckerrohrsaft genau richtig. Das Getränk ist ungemein erfrischend und eine willkommene Abwechslung zum lauwarmen Wasser der Trinkflasche. Die Fahrräder sind knapp fahrtauglich. Doch wir geniessen die Radtour durch die malerische Landschaft bis in ein Seitental bei der Ortschaft Pons in vollen Zügen.

Provinzhauptstadt Pinar del Rio

Wir hatten am Vorabend Kontakt geknüpft zu einem kubanischen Reiseleiter, der uns nun eine Mitfahrgelegenheit in seinem Reisebus voller englischer Touristen in die Provinzhauptstadt Pinar del Rio bietet. Wir wagen sogar zu fragen, ob er uns beim Busbahnhof rauslassen könne. Doch er meint, er habe eine bessere Idee… «cuban style». Der Busfahrer lädt uns kurzerhand bei einer Autobahnbrücke aus, nickt uns aufmunternd zu und wünscht uns viel Glück.

«Viva la Revolución» steht da in Grossbuchstaben auf einem grossformatigen Plakat mit dem Konterfei von Fidel und Raúl Castro, sowie Che Guevara. Politische Parolen sind in Kuba so gängig wie bei uns Werbung für irgendwelche Konsumgüter.

Kubanische Bauern und Ochsen
Kubanische Bauern und Ochsen bei der Feldarbeit in der Region von Pinar del Rio.

Offizielles staatliches Transportmittel

Etwas verwirrt schultern wir die Backpacks und begeben uns zu einer Gruppe Kubanern. Alt und Jung stehen auf dem Pannenstreifen, im Schatten der Strassenbrücke. Schnell findet sich eine Erklärung. Geduldig wartet man auf einen der seltenen Busse, eine Mitfahrgelegenheit in einem Auto, auf einem Motorrad oder hofft auf eine Lücke auf einer Ladefläche. Manche warten schon Stunden.

Ein mit weissem Hemd und loser Krawatte der Hitze trotzender Mann mit Klemmbrett, fordert alle Fahrzeuge von Staatsbetrieben auf anzuhalten und Reisende aufzunehmen. In einer undefinierbaren Reihenfolge weist er diese oder jene Personen an, hier oder dort aufzusteigen. Nicht unglücklich über unseren Ausländerbonus, verschafft uns der nette Señor schon nach kurzer Zeit einen Open Air Stehplatz hinten auf einem Kleinlaster. Flankiert von einer Spülmaschine, einer Holzkommode und einigen Bastkörben, zwängen wir uns mit viel Körperkontakt zwischen etliche weitere Fahrgäste.

Los geht’s, auf nach Havanna. Viva Cuba y la Revolución!


Reiseinformationen

Hotel und Unterkünfte

Private Pensionen werden in Kuba «casas particulares» genannt. Man wohnt bei einer Familie und erhält einen Einblick in den kubanischen Alltag. Die Zimmerpreise liegen meist zwischen 20 und 30 CUC.

In Las Terrazas soll es das beschriebene «casa particular» der Familie Romero nicht mehr geben, sie sind angeblich weggezogen. Das Hotel Moka ist eine gute Wahl.

Falls ihr in San Diego de los Baños eine Übernachtung plant, empfehlen wir das Hotel Mirador de San Diego – kubanisch einfach, dafür bietet es einen Pool.

Zum Übernachten in Viñales anerbietet sich das Hotel Los Jazmines, welches einen besonders eindrücklichen Ausblick auf die «Mogotes» bietet. Der Pool auf der Terrasse ist ein Highlight, die Mojitos erstklassig. Alternativ findest du eine stattliche Anzahl an «casas particulares» im Ort.

Die Lebensfreude der Kubaner und Kubanerinnen ist ansteckend.

Essen und Trinken

In einer «Casa» bereiten die Familien oft auch Mahlzeiten zu. Dazu gibt es immer mehr «Paladares», private Restaurants. Diese decken von traditionellem kubanischem Essen im Wohnzimmer, bis hin zum Gourmetrestaurant im lauschigen Garten die ganze Palette ab.

Beste Reisezeit

Die ideale Reisezeit liegt zwischen November und April oder Mai. In den Wintermonaten ist es leicht kühler. Die Monate Juni bis August sind ungemein heiss. Dabei würde das Radfahren oder Wandern bei Las Terrazas und in der Region Viñales, schon fast zur Qual.

Reisen in Kuba

Wie in unserer Reisereportage erläutert, kommst du auch in Kuba immer irgendwie an dein Ziel. Die Kubaner sind äusserst hilfsbereit und wegen dem vorherrschenden Embargo gezwungenermassen Weltmeister im Improvisieren.

Viazul betreibt ein relativ zuverlässiges Busnetz zu den wichtigsten Ortschaften und Highlights. Eine Ticketreservation online oder vor Ort in einem Büro von Viazul ist empfehlenswert.

Eine Alternative sind Sammeltaxis oder das Anheuern von einem privaten Transfer.

Luis Explorer
Luis grosse Passion ist das Reisen, was nicht gross überrascht. Am liebsten ist er dabei mit dem Zug oder dem Schiff unterwegs... wenn er nur nicht selbst ein Auto steuern muss. Trekkings gehören ebenso in sein Repertoire wie tiefgründige Reportagen über Land und Leute. 77 Länder hat er schon erlebt und in Argentinien und Kambodscha je zwei Jahre gelebt. Ein Welt Explorer mit einem riesigen Reise Know-How.