Highlights von San Francisco mit dem Fahrrad entdecken

Lange geträumt wurde endlich wahr: Eine Mutter-Tochter Reise in die Vereinigten Staaten von Amerika, nach San Francisco in Kalifornien, wo ich vor etlichen Jahren mal meinen Lebensmittelpunkt hatte. Wir hatten uns viel vorgenommen. Besonders freute ich mich auf eine Radtour zur weltbekannten Golden Gate Bridge, einem der Wahrzeichen der Stadt und eine der Top-Sehenswürdigkeiten einer jeden USA-Reise.

Mutter-Tochter Radtour zur Golden Gate Brücke

Mein ehemaliger Mitbewohner Ed nahm uns auf seinem Weg zur Arbeit mit und ließ uns am Ferry Building am Embarcadero mitsamt getunten Fahrrädern raus. Da standen wir nun, wie zwei begossene Pudel im Nebel, noch müde vom Jet Leg und der langen Reise in die USA vor zwei Tagen.

Meine 12-jährige, alles andere als radfahrbegeisterte Tochter, zog ein langes Gesicht. Ich versuchte ihr immer wieder voller Begeisterung zu vergewissern, dass es etwas ganz Besonderes sei, mit dem Rad über die Golden Gate Brücke zu fahren, ganz bestimmt auch für Kinder. Und dann noch mit diesem «all-inclusive-Familien-Service». Normale Touristen müssten gut und gerne 55 Dollar pro Person hinlegen für eine geführte Tour. Ich war ja schließlich eine ortskundige Reiseleiterin, oder? Half nichts, sie zog eine lange Nase.

Wir kleideten uns erst mal mit allen Klamotten, die wir dabei hatten. Hatte nicht Mark Twain mal gesagt, den kältesten Winter, den er je erlebt habe, sei ein Sommer in San Francisco gewesen?

Radtour mit Kinder durch San Francisco
Radtour mit Kinder durch San Francisco.

Vergeblich zum Ferry Building

Um meine Tochter etwas aufzuheitern, schlug ich vor, zunächst ins Ferry Building zu gehen, um uns dort ein kleines Frühstück zu besorgen. Ich war gleich Feuer und Flamme, als ich auf der Plaza den Farmers Market sah, mit all seinen schönen Früchten und bunten Blumen. Im Gebäude selber befinden sich all die geschmackvoll eingerichteten, hippen, kleinen Coffee-Shops. Nur zu dumm, dass wir derart früh unterwegs waren, so dass fast alle Läden noch geschlossen waren.

Also drängte ich, dass wir aufs Rad steigen sollten. Immerhin hatte unser amerikanischer Freund Ed uns gewarnt, dass etwas später Hunderte von meist völlig ungeübten Radfahrern unterwegs sein würden. Noch konnte ich mir das zwar nicht vorstellen, aber wir waren gewarnt.

Frühstück bei Mrs Fields am Pier 39

Also radelten wir ein paar Kilometer weiter zum Pier 39. Vom Fahrrad aus hatten wir eine herrliche Aussicht auf den Telegraph Hill mit dem Coit Tower. Wir erhaschten sogar einen Blick auf die Lombard Street, die kurvenreichste Straße der Welt. Für mich besonders speziell, denn ganz in der Nähe hatte ich mal gewohnt bei meinem Aufenthalt in San Francisco.

An der Pier 39 war ich dann nur froh, dass wir so früh dran waren und all die kitschigen Souvenir-Läden noch geschlossen hatten. Denn zu meinem Leidwesen, liebt meine Tochter diese und wir wären sicherlich nicht mehr vom Fleck gekommen. Auf jeden Fall besorgten wir hier unser Frühstück, die bekannten «Mrs Field’s chocolate chip cookies». Diese Schokoladenkekse gibt es in allen möglichen Varianten: mit Macadamia- und Haselnüssen und ganz vielen Schokoladenstückchen, mit Vollmilch- und Bitterschokolade, oder sogar kombiniert. (Webseite: www.mrsfields.com). Als ich in der gegenüberliegenden Bäckerei sourdough bread entdeckte, freute ich mich ungemein. Wie konnte ich nur dieses herrlich, etwas säuerlich schmeckende Brot vergessen haben!

Ausblick von der Lombard Street
Ausblick von der Lombard Street über San Francisco.

Seelöwen vor der Nase

Frisch gestärkt, schoben wir unsere Räder um den Pier 39, während ich meiner Tochter erzählte, dass wir nun gleich Seelöwen in freier Wildbahn zu sehen bekommen würden. Wie so oft, glaubte sie mir kein Wort. Umso überraschter war sie, als wir ein lautes «eunk, eunk» hörten und uns ein eindringlicher Duft um die Nasen wehte. Und siehe da, Mama hatte recht! Erstaunt, fasziniert und auch ein bisschen mitleidig, beobachteten wir die Massen von Seelöwen auf dem Dock herumlungern. Die Tiere lagen sehr eingeengt und drängelten suchend nach einem freien Plätzchen. Meine Tochter glaubte bis dato, dass es Seehunde nur in der Antarktis geben würde – reisen und radeln bildet! Unsere Familienreise war so richtig lanciert.

«The american way of life» an der Marina

Noch immer etwas missmutig (das lag am Alter und keineswegs an den Sehenswürdigkeiten an sich), stieg sie auf ihr Fahrrad. Wir radelten entlang der Aquatic Beach, einem kleinen Sandstrand mitten in der Stadt, umzäunt von grünen Wiesen, wo die Einheimischen in ihren Wetsuits frühmorgens ihr Schwimmtraining absolvieren; der Ort, an dem das Lied «Sitting on the Dock of the Bay» einfach entstanden sein muss! Die Laune meiner Tochter verbesserte sich nicht gerade, als wir dann noch einen Mini-Hügel zu Fort Mason Great Meadow hoch strampeln mussten. Aber wo es bergauf geht, geht es auch wieder bergab und zwar zur Marina.

Outdoor-Fitness California Style

Uns erstaunte der Anblick eines Outdoor-Gyms. Nein, dies ist kein Fitnessparcours für Familien mit Kinder, wie wir sie aus unseren Wäldern kennen, sondern richtig schwere und teuer aussehende Fitnessgeräte, an denen zwei stark gestylte und aufgetakelte, im perfekten Fitness-Look gekleidete Frauen trainierten. Typisch Kalifornien. Meine Tochter tat so, als ob sie das ganz normal fände, aber ihre Blicke logen nicht!

Ich erkannte einige der kleinen, schnuckeligen, bunten Holzhäuschen, die sich an der waterfront entlang reihten. Der Asphalt an der Marina, wo ich dazumal bei meinem ersten San Francisco Aufenthalt allabendlich mit den Rollerblades entlang rollte, war noch ebenso aalglatt wie damals, nur die Farbe hatte sich verändert.

Cable Car in San Francisco
Die Fahrt in einem Cable Car, dem traditionellen Transportmittel in San Francisco.

Verzauberte Blicke am Palace of Fine Arts

Kurz bevor wir zu Crissy Fields kamen, machten wir einen kleinen Trink-Stopp am Palace of Fine Arts. Ich erwartete Gemecker von meinem Kid, aber erhielt faszinierte Augen beim Anblick von diesem beeindruckenden, rosafarbigen Gebäude, das einem griechisch-römischen Tempel ähnelte. Soll noch mal jemand die Jugend verstehen!

Bei mir wurden Erinnerungen an den San Francisco Friday Night Skate wach, der diesen eh schon bezaubernden Ort zu einer magischen Bühne voller Inlineskater verwandelte.

Latte Macchiato am Strand von Crissy Field

Weiter ging es mit den Bikes entlang dem Strand von Crissy Field, der hatte einen wahren Aufschwung erhalten! Unser frühes Aufstehen wurde mit eindrucksvollen Blicken auf Alcatraz und die Golden Gate Bridge belohnt. Der Weg war nun bis zum Warming Hut Park & Store (das gab es früher auch nicht!) wunderbar ausgebaut. Damals führte nur so eine Art staubiger Schleichweg an die Stelle direkt unter der Golden Gate Brücke. Ich holte mir im Park einen Latte Macchiato. Wer sagt, in den USA gebe es keinen guten Kaffee zu trinken, war noch nie in San Francisco!

Ein warmes Gefühl der Behaglichkeit stieg in mir hoch. Ich liebe einfach diese San Francisco Coffee-Shops, meist mit Massivholz-Tresen, die so aussehen, als seien sie individuell angefertigt wurden. Ein Mix aus Chic und Gemütlichkeit; Yuppie und Öko; Style und Einfachheit; mit mediterranem, asiatischem und afrikanischem Flair – einfach Multi-Kulti wie vieles in den Vereinigten Staaten. Wenngleich meine Tochter nichts aus dem Café haben wollte, brachte ich ihr eisgekühltes Zitronenwasser mit, das sie dann auch wie eine kleine Prinzessin genoss.

Mit dem Fahrrad über die Golden Gate Bridge

Wir fuhren auf dem Lincoln Boulevard durchs Presidio zum Fort Point hoch und machten einen ausgiebigen Stopp um Reisefotos zu schiessen. Meine Tochter war, wenn auch sonst nicht völlig begeistert, schon sehr an der Golden Gate Bridge interessiert. Ihre angesagten Freundinnen in der Schule hatten sie wohl dafür beneidet. Sie meinten, dass diese Brücke echt «in» wäre, denn sie sei in jeder Ausgabe von der Bravo zu sehen!

Na ja, meine Tochter war allerdings anfangs etwas enttäuscht, denn es war nach wie vor ein typischer San Francisco Sommertag voller Nebel. Ich hätte ihr den ersten Anblick bei strahlendem Sonnenschein gewünscht. Dann strahlt alles noch mehr, die Brücke noch roter, das Meer noch blauer, und die umliegenden Hügel noch goldener wirken und einem einfach ein «wow» frei ausschreien lässt. Immerhin ist die Golden Gate Brücke eine der Top-Sehenswürdigkeiten in San Francisco.

Dort oben direkt an der Golden Gate Bridge stehend, kurz bevor man sie dann überquert, konnte ich nicht mehr anders, als mir die Tränen nur so flossen… Es war, als ob all die eindrücklichen Erinnerung an diese wundervolle Zeit, in der ich in den USA gelebt hatte, alle auf einmal wieder auf mich einfließen würden. Als würde ich sie einerseits nochmals durchleben und doch spürte ich zugleich, es ist vorbei. Eins war klar, koste es was es wolle, bis zum nächsten Besuch in San Francisco durften nicht wieder 12 Jahre vergehen. Mein Herz war nach wie vor fest mit diesem ergreifenden Ort und all meinen lieben Freunden hier in Kalifornien verbunden!

Mit jedem Meter mehr, den wir über die Brücke fuhren, stieg die Begeisterung bei meiner Tochter ein kleines Stückchen mehr. Ich weiß nicht wie viele Fotos sie von der Brücke aus machte, jedenfalls war sie jetzt in ihrem Element und war kaum noch zu stoppen.

Mit dem Fahrrad über die Golden Gate Bridge
Die golden schimmernde Golden Gate Bridge ist das Wahrzeichen von San Francisco.

Scharen von Radfahrern

Auf der Abfahrt von der anderen Seite der Golde Gate Brücke, vom Vista Point runter nach Sausalito, wusste ich dann wovon mein Freund Ed am Morgen gesprochen hatte. Immer wieder hörte ich mich zu meiner Tochter sagen: «Lass die anderen Radfahrer vor und halte Abstand zu denen, denn sie wissen nicht was sie tun.»

Allmählich kamen die ersten Truppen der geführten Radtouren an. Unglaublich! Da waren Gruppen mit älteren Leuten, eine ganze Gruppe Nonnen, Familien mit Kindern, bunt durchmischte Truppen voller Backpacker… Damals waren es ein paar wenige Radfahrer, die diese Stecke fuhren. Oder ein paar Einheimische auf dem Weg zur Arbeit. Man hatte mir mehrfach gesagt, dass sich einiges verändert hatte, seitdem ich dort vor über 20 Jahren gelebt hatte. Meine Erinnerungen waren zum Teil zu schwach, um die Veränderungen zu bemerken, aber das entging selbst mir nicht.

Blick auf das isolierte Alcatraz

In Sausalito flimmerte dann die Sonne vom Feinsten und die bunten Holzhäuschen, die sich an den steilen Hängen hochzogen und von denen purpurviolette Bougainvillea runterragten, leuchteten noch mehr. Wir hielten unsere Füße ins Meer. Atemberaubender Panoramablick, Sommer und Sonne pur, Ferienlaune, einfach nur genial.

Wir wollten in Sausalito, dem kleinen Künstlerdorf, in einen der vielen kleinen Restaurants einen Snack einnehmen und dann wieder mit meinem Kollegen mit dem Auto fahren. Aber nein, das war mir zu voll. Sausalito war schon immer beliebt bei Touristen. Bei diesem Charme ja auch kein Wunder. Aber durch den Fahrrad-Tourismus quellte es nun über mit Touristen. Was auch nur zu gut nachvollziehbar ist, denn es ist tatsächlich eine der besten Art und Weisen diese Stecke zu erkunden.

Gespräch mit Backpacker

Ich hatte in Erinnerung, dass es hier einen Safeway, einen großen Supermarkt gab, aber ich hatte keine Ahnung mehr wo. Also fragte ich ein paar Fußgänger. Da sie auch nur Backpacker waren, hatten sie auch keinen Schimmer, aber schauten gleich mal mit ihrem Smartphone ins Internet. So wurden wir in ein außerordentlich nettes und offenes Gespräch über den «american way of life» verwickelt. Meine Tochter verfolgte aufmerksam und mit großen Augen das Gespräch. Kaum waren die äußerst hilfsbereiten Passanten wieder weitergezogen, sagte ich zu meinem Kind: «Siehst du, die sind hier alle so nett und jeder quatscht mit jedem!»

«Ja, die dürfen das auch, die sind schließlich von hier, aber du nicht», antwortete sie mir. Meine Tochter ist es von mir gewohnt, dass ich jederzeit, überall Menschen ohne Hemmungen anspreche, ich bin ihr dann immer «peinlich».

California Cuisine zum Mittagessen

Mollie Stone’s war ganz in der Nähe, also radelten wir dort hin. Ein großer Supermarkt mit dem Gefühl eines Tante-Emma-Ladens, ein Gemisch aus Delikatessen, Bio-Produkten und herkömmlichen Waren mit vielen frischen Produkten aus der Gegend. Vielleicht nicht der günstigste Supermarkt, aber dafür war das Einkaufen ein Genuss und machte Spaß. Wir fühlten uns fast wie locals! Und wie locals schnupperten wir einige Zeit im Laden rum bis wir uns entschlossen am Buffet eine warme Suppe, ein paar Nacho-Chips mit frischer Salsa wie es in Mexiko nicht hätte besser sein können, ein Bagel und zum Nachtisch ein paar Oreo-Cookies zu nehmen.

Dann setzten wir uns draußen vor dem Geschäft in den Schatten auf die Picknick Bänke. Neben uns saß ein Landstreicher mit seinem Hund, der etwas verlaust aussah. Er wünschte uns freundlich einen guten Appetit und fragte die obligatorische Frage: «Where are you from?» Ich sags ja, in San Francisco quatscht jeder mit jedem. Ich merkte, meiner Tochter fing die Sache hier so richtig gut an zu gefallen und ich glaube sie fand mich auch ein wenig «cool» und ausnahmsweise nicht «peinlich».

If you are going to San Francisco

Für mich war die Rückkehr in die USA und nach Kalifornien eine sehr persönliche, berührende Reise. Aber keinen, ob groß oder klein, lässt San Francisco kalt. Und natürlich – am besten erkundet man die Stadt auf einer Fahrrad-Tour.

Chinatown in San Francisco
In Chinatown läuft immer was, eine tolles Highlight für die ganze Familie.

Aktivitäten für die ganze Familie mit Kinder

Fahrradverleih und Fahrradtouren

Blazing Saddles vermietet Fahrräder und bietet auch Touren an. Da wir die Radtour in Eigenregie vorgenommen haben, jedoch keine persönliche Erfahrung und Bewertung vorhanden. 

Crissy Field

Unterschiedliche Programme für die ganze Familie. Warum nicht mal im National Park ein paar Stunden Freiwilligenarbeit in der Natur leisten und dabei die schöne Umgebung kennenlernen und sein Englisch aufbessern? Weitere Informationen: www.parksconservancy.org

Chinatown

Die Kinder lieben meist die bunten Läden im touristischen Chinatown auf Grant Street, aber es lohnt sich auch einen Abstecher auf die Nebenstraßen wie z.B. Ross Alley (wo auch die Golden Gate Fortune Cookie Company ist) und Waverly zu machen, dort ein paar exotische Früchte wie Litschi oder auch chinesischen mooncake zu kaufen. Im Portsmouth Park eine Rast einzulegen, um das bunte chinesische Treiben zu beobachten. Webseite: www.sanfranciscochinatown.com

Bernal Heights

Der Ausflug zu den Bernal Heights ist ganz besonders geeignet für Familien mit kleineren Kindern. Eine kleine, weniger touristische, urige und ruhige Nachbarschaft mit winzigen bunten Bungalows. Auf der Hauptstraße Cortland Avenue sind einige nette und trendige Boutiquen, kultige Cafés und innovative Restaurants. Auf einem netten Spaziergang den Hügel hoch kann man sich austoben; die Kinder können frei rumlaufen und nebenbei noch eine fantastische Sicht auf San Francisco genießen.

Tilden National Park in Berkeley

Oberhalb der bezaubernden Berkeley Hills, die schon einen Ausflug wert sind, bietet eine family farm schöne familienfreundliche Spaziergänge, teils mit Aussicht über die ganze Bay und Lake Anza, ein Natur-Badesee. Kinder können die Tiere der Farm füttern. Infos zum Park

Walt Disney Museum

Im Walt Disney Museum kann man auch Disney Filme anschauen, ein großer, teils nostalgischer Spaß für die ganze Familie.

House of Air

Trampolin-Park im Presidio, Fitness und Austoben zwischendurch. Infos zum House of Air

Inlineskaten

Im Golden Gate Park und in der Marina lässt es sich wunderbar skaten.

Sonja Wolfgramm
Sonja Wolfgramm hat schon Reisen in zahlreiche Länder der Welt unternommen, unter anderem war sie auch als Reiseleiterin in Asien tätig. Sie schreibt regelmäßig Blog-Beiträge übers Reisen und Leben im Ausland. Über das Reisen sagt sie: Überall auf der Welt ist es schön, jede Reise hat ihren besonderen Reiz – man könnte fast süchtig danach werden, alle Länder der Welt kennen lernen zu wollen.