Fernwanderung von der Ostschweiz an den Genfersee

Nicht umsonst trägt die Via Alpina die Nummer 1 in der Ausschilderung im Wanderland Schweiz. Es ist der beliebteste und bekannteste Fernwanderweg durch die Schweizer Alpen. Die Bergwanderung führt vom östlich gelegenen Rheintal bei Vaduz bis nach Montreux an den Genfersee. In 20 Etappen werden dabei die schönsten Schweizer Alpenpässe überquert. Kaum ein Weitwanderweg in der Schweiz stillt die Sehnsucht nach einem grossen Trekking-Abenteuer so eindrucksvoll wie die Via Alpina.

Fernwanderweg Via Alpina

Ein grünes Logo mit einer weissen Nummer 1, das ist die Via Alpina, der Klassiker unter den Schweizer Fernwanderwegen. Die Trekking-Route führt in 20 Etappen über 14 der schönsten Schweizer Alpenpässe. Dabei werden 390 Kilometer zurückgelegt und 23’500 Höhenmeter gemeistert.

Das Trekking startet in Liechtensteins Hauptstadt Vaduz. Dann geht’s über die den Foopass und Klausenpass quer durch die Glarner Alpen in die Zentralschweiz. Der Surenenpass ist der Übergang ins Klosterdorf Engelberg. Die bekannte Vier-Seen-Wanderung mit dem Trübsee, Engstlensee, Tannensee und Melchsee gehört zu den landschaftlich eindrucksvollsten Wanderwegen in der Schweiz.

Signalisation der Via Alpina, mit dem weissen 1 auf grünem Hintergrund.

Der Bärentrek durch das Berner Oberland ist eine in die Via Alpina integrierte Teilstrecke und gehört zu den schönsten Höhenwegen der Alpen. Auf der einen Seite erlebt man grüne Hügel, Bergwälder und Alpweiden, auf der andern Felsen, Schnee und Gletscher. Zu den Highlights zählt die Region Grindelwald, mit den mächtigen Viertausendern Eiger, Mönch und Jungfrau.

Hoch hinaus kommst du auf der Sefinenfurgga und dem Alpenpass Hohtürli, bis zum ewigen Eis des Blüemlisalpgletschers. Eingebettet in die spektakuläre Bergwelt präsentiert sich der Oeschinensee, wohl einer der schönsten Bergseen der Schweizer Alpen.

Über die bekannten Ferienort Kandersteg, Adelboden und Gstaad kommt man vom Berner Oberland in die Westschweiz. Für den Endspurt auf der Via Alpina gilt es noch einen letzten Gebirgszug zu überqueren, den Rochers de Naye, vor dem finalen Abstieg nach Montreux an den Genfersee. Outdoor-Abenteuer pur – tauche mit uns Welt Explorer ein in die Bergwelt auf der Via Alpina.

Karte Via Alpina Fernwanderweg Schweizer Alpen
Karte mit der Trekking-Route und einigen wichtigen Etappenorten auf dem Fernwanderweg der Via Alpina.

Ostschweiz

Der Fernwanderweg der Via Alpina startet in der Ostschweiz, respektive in Vaduz im Fürstentum Liechtenstein. Die Trekking-Route führt von Ost nach West durch eine gewaltige Bergwelt, mit tiefen Tälern, dramatischen Schluchten, brausenden Wasserfällen und hübschen Bergdörfern. Über die drei Alpenübergänge Foopass, Richetlipass und Klausenpass gelangt man von den Glarner Alpen in die Zentralschweiz.

1. Einlaufen der Wanderschuhe

Vaduz (500 m) – Sargans (500)
  • Höhenmeter: 450 m, Wanderzeit: 7 h

Das Trekking auf der Via Alpina startet im Ausland, in Vaduz, der Hauptstadt des Fürstentums Liechtenstein. Lang verweile ich jedoch nicht in fremden Gefilden, schon nach einer halben Stunde überquere ich den Rhein als natürliche Grenze. Im breiten Rheintal verläuft der Fernwanderweg am Fusse des Gonzen durch Wälder und Wiesen bis Sargans, mit seinem dominanten Schloss. Nach diesem Einlaufen der Wanderschuhe, wird die Via erst ab der nächsten Etappe so richtig alpin.

Schloss Sargans
Die Startetappe der Via Alpina führt am Schloss Sargans vorbei.

2. Abgelegenes Weisstannental

Sargans (500 m) – Weisstannen (1000 m) – Alp Vorsiez (1175 m)
  • Höhenmeter: 1200 m, Wanderzeit: 6 h

Von Sargans wandere ich durch das langgezogene und abgelegene Weisstannental. Viel Wald und landwirtschaftlich genutzte Wiesenhänge prägen den ersten Abschnitt. Über das Bergdorf Weisstannen und die Alp Vorsiez dringe ich immer tiefer in das Tal ein. Nun wird es so richtig alpin, die Berge mächtiger und das Tal enger, genauso wie ich mir das vorgestellt haben. Zufrieden errichte ich das Zeltcamp in der wunderbaren Abgeschiedenheit der Ostalpen.

Welt Explorer Trekking auf der Via Alpina
Welt Explorer Trekking auf dem Fernwanderweg Via Alpina durch die Schweizer Alpen.

3. Über den Foopass ins Glarnerland

Alp Foo (1880 m) – Foopass (2222 m) – Elm (980 m)
  • Höhenmeter: 1000 m, Wanderzeit: 7 h

Noch bevor ich überhaupt etwas frühstücke, setze ich das Trekking fort. Den Aufstieg zur Alp Foo möchte ich möglichst früh morgens angehen, da der Wetterbericht nicht allzu gut ist. Tatsächlich schlägt das Wetter plötzlich um. Blitze zischen durch den Himmel und der Donner widerhallt in ohrenbetäubender Stärke von den fast senkrechten Bergwänden. Kräftiger Regen erschwert die Teiletappe zur Alp Foo. Ich erlaube mir einen leeren Stall als Unterschupf zu benützen, bis der Regen nachlässt.

Zum Glück lacht die Sonne bald wieder bei der Besteigung des Foopasses. Die gebirgige und menschenleere Gegend ist einfach fantastisch. Durch den Regenfall glänzt das Grün der Wiesen mit unbeschreiblicher Intensität. Auf der Passhöhe geniesse ich die herrliche Aussicht über die Glarner Alpen. Auf der anderen Seite des Passes wandere ich auf ausgedehnten Kuhweiden bergab. Ein langgezogener Weg führt hinunter nach Elm, umgeben von der eindrücklichen Kulisse der Glarner Bergriesen.

Fernwanderweg Foopass
Bergwanderung über den 2222 m hohen Foopass in den Glarner Alpen.

4. Trekking in der Bergwelt der Glarner Alpen

Elm (980 m) – Richetlipass (2260 m) – Linthal (660 m)
  • Höhenmeter: 1650 m, Wanderzeit: 9 h

Der nächste zu bezwingende Alpenpass ist der Richetlipass. Der Aufstieg ist gnadenlos. Auf der Passhöhe angekommen, schlägt das Wetter um. Die Kälte beschert sogar im frühen Sommer nochmals Schneefall, zusätzlich zu der immer noch in reichlicher Menge vorhandenen weissen Pracht. Nach einem ersten, steilen Abstieg geht es gemächlicher weiter. Durch das einsame Durnachtal gelange ich in die Glarner Gemeinde Linthal.

Bergbach Richetlipass
Bergbach auf der Wanderroute beim Richetlipass.

5. Wildes Zelten bei der grössten Alp der Schweiz

Linthal (660 m) – Urnerboden (1400 m)
  • Höhenmeter: 1100 m, Wanderzeit: 5 h 30

Nach der anstrengenden gestrigen Wanderetappe habe ich es heute morgen überhaupt nicht eilig. Das anstehende Tagespensum ist zudem überschaubar. Nach einem stärkenden Frühstück, nehme ich die fünfte Etappe der Via Alpina in Angriff. Der Pfad schraubt sich durch den Wald nach oben, zum rund 700 m höher gelegenen Urnerboden.

Hier beherrschen saftige Wiesen die Gegend, immer umgeben von mächtigen Felsen und Stein. Über 1000 Kühe verbringen hier auf der grössten Alp der Schweiz den Sommer. Vorbei an den vielen Kuhherden, wandere ich dem Fätschbach entlang. Nahezu ohne Steigung lege ich einige weitere Kilometer durch das offene Gelände auf dem Urnerboden zurück. Das wilde Zelten am Fusse des Klausenpasses ist traumhaft schön. Gewitzte Murmeltiere sind die einzigen Begleiter. Diese vollkommene Immersion in die alpine Bergwelt verleiht ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit.

Wildes Zelten in den Schweizer Alpen
Wildes Zelten auf dem Trekking durch die Schweizer Alpen.

Zentralschweiz

Auf der sechsten Etappe der Via Alpina kannst du den Klausenpass zu Fuss aus einer anderen Perspektive erleben. Nach dem Abstieg ins Reusstal, geht es auf der anderen Seite wieder unbarmherzig den Surenenpass hoch. Die Region Engelberg präsentiert sich als wilde Bergwelt mit idyllischen Seen als Farbtupfer. Die Vier-Seen-Wanderung mit dem Trübsee, Engstlensee, Tannensee und Melchsee gehört zu den landschaftlich eindrucksvollsten Wandertouren in der Schweiz.

6. Schneegestöber und Nebel auf dem Klausenpass

Urnerboden (1400 m) – Klausenpass (1948 m) – Altdorf (450 m)
  • Höhenmeter: 950 m, Wanderzeit: 8 h 30

Die seit Jahrhunderten bestehende direkte Verbindung zwischen den Kantonen Glarus und Uri führt vom Urnerboden über den Klausenpass und durch das wildromantische Schächental in die Zentralschweiz. Politisch ist der Klausenpass eine Besonderheit, verläuft doch die Kantonsgrenze nicht wie allgemein üblich auf der Passhöhe, sondern einige Kilometer weiter auf der Ostseite des Passes. Der Urnerboden gehört somit wie der Name suggeriert, bereits zum Kanton Uri.

Durch eine weite und offene Landschaft meistere ich die fehlenden 550 Höhenmeter bis zur Passhöhe am Klausenpass. Bei leichtem Schneefall und anfänglich dichtem Nebel folge ich dem Höhenweg weit über dem Schächental. Erst nachdem ich weiter unten auf die Talsohle gelange, bekomme ich die fantastische Landschaft mit majestätischen Bergen und die einzigartige Blumen- und Pflanzenwelt zu Gesicht. Sogar Murmeltiere lassen sich blicken.

Bei Altdorf ist das Reusstal erreicht und ich errichte das Nachtlager am Flusslauf der Reuss. Nur einen Katzensprung von hier mündet der Fluss in den Vierwaldstättersee. Todmüde eingemummelt in den Schlafsack, finde ich innerhalb von Minuten den Schlaf.

Murmeltier in den Schweizer Alpen
Murmeltiere werden in der Schweiz Munggen genannt, sie haben ihren Lebensraum in hochalpinen Lagen der Alpen.

7. Königsetappe über den Surenenpass nach Engelberg

Reusstal (450 m) – Brüsti (1530 m) – Surenenpass (2292 m) – Engelberg (1000 m)
  • Höhenmeter: 2100 m, Wanderzeit: 11 h

Die Etappe 7 hat es in sich. Mit einer Länge von 30 km, 2100 Höhenmeter Aufstieg und rund 1500 m Abstieg gehört sie zweifelsohne zu den anspruchsvollsten der Via Alpina, eine Königsetappe. Falls dir die Wanderstrecke zu streng erscheint, kannst du von Attinghausen unten im Tal die Seilbahn bis Brüsti nehmen und ersparst dir dabei etliche Höhenmeter.

Jedenfalls bin ich sehr früh auf, stopfe das Zelt und die Ausrüstung in den Trekking-Rucksack und räume das Nachtlager ohne Spuren zu hinterlassen. So wie sich das gehört. Die Sonne sendet bereits die ersten Vorboten eines prachtvollen Tages und ich sprühe nur so vor Tatendrang.

Ich nehme den Aufstieg durch den Wald am Berghang in Angriff. Effektiv spannend wird es jedoch erst ab der Bergstation bei Brüsti. Die Gegend wird wilder und karger, mehr mein Gusto als die Waldpartien. Beim Schlussaufstieg zum Surenenpass steige ich über Geröllfelder auf einem steilen Zickzack-Pfad hoch. Auf der Passhöhe eröffnet sich ein wunderbarer Panoramablick ins Engelbergertal und auf die imposante Felsbastion der Bergwelt rund um den Titlis – eine tolle Belohnung für das frühe Aufstehen.

Der Abstieg führt vorbei an unzähligen grösseren und kleineren Wasserfällen, welche die beinahe vertikalen Felswände runterstürzen. Ein spektakuläres Teilstück. Todmüde, aber sehr zufrieden mit der heutigen Trekking-Tour erreiche ich gegen Abend das Klosterdorf Engelberg.

Wanderung über den Surenenpass bei Engelberg
Die Bergwanderung über den Surenenpass nach Engelberg ist die Königsetappe der Via Alpina.

8. Via Alpina und die Vier-Seen-Wanderung

Engelberg (1000) – Trübsee (1764 m) – Jochpass (2207 m) – Engstlensee (1850 m)
  • Höhenmeter: 1300 m, Wanderzeit: 5 h

Satte 800 Höhenmeter sind es von Engelberg bis zum Trübsee (auch Trüebsee). Ein tougher Aufstieg, insbesondere mit dem schmerzenden Souvenir der gestrigen Etappe noch in den Beinen. Nebst dem fantastischen Blick auf den idyllischen Bergsee, das ewige Eis am Titlis Gletscher, und die imposanten Felswände, kommt hier auch die Schattenseite der Bergbahnen zum Vorschein: Es hat ganz einfach zu viele Leute hier. Da gibt’s nur ein Gegenrezept – möglichst schnell weiterlaufen!

Ab hier teile ich die Route mit der bekannte 4-Seen-Wanderung mit dem Trübsee, Engstlensee, Tannensee und Melchsee. Sie gilt als eine der schönsten und landschaftlich eindrucksvollsten Wandertouren in der Schweiz.

Der Jochpass ist das nächste avisierte Wanderziel. Wie erwartet hat mich die Einsamkeit der Berge wieder. Besonders attraktiv empfinde ich den Abstieg zum Engstlensee (1850 m) und dann das Spiegeln des Wassers im Tannensee. Ich bin tief beeindruckt von der mich umgebenden Schönheit der Alpen.

Trübsee auf der Vier-Seen-Wanderung bei Engelberg
Trübsee auf der Vier-Seen-Wanderung bei Engelberg.

9. Gratwanderung zum Balmeregghorn

Engstlensee (1850 m) – Balmeregghorn (2254 m) – Meiringen (600 m)
  • Höhenmeter: 750 m, Wanderzeit: 7 h

Der Tannensee und der Melchsee glitzern im Licht der Morgensonne beim Aufstieg zum Balmeregghorn. Die Gratwanderung besticht mit herrlicher Fernsicht auf den Triftgletscher, wie auch auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Beim Talmarsch sorgt der Naturgarten Schrändli für Abwechslung. Auf einer kleinen natürlichen Terrasse zeigt der Skulpturengarten Werke zeitgenössischer Künstler.

Der weitere Abstieg wird zur Tortur. Der Rucksack drückt mit seinem Gewicht, die Schultern schmerzen bei jeder Bewegung. Die Füsse leiden mit jedem Schritt. Die Beine bewegen sich nicht mehr mit der bisherigen Leichtigkeit. Den Knien gefällt die intensive Belastung des Downhills nicht. Der Körper signalisiert nicht nur Müdigkeit, sondern Erschöpfung. Ich werde langsamer und versuche, mit meinen Kräften hauszuhalten. Ich bin ungemein froh, als ich das Tagesziel bei Meiringen erreiche.

Gratwanderung in der Zentralschweiz
Via Alpina als Gratwanderung durch die Zentralschweiz bei Melchsee-Frutt.

Berner Oberland

Der Bärentrek durchs Berner Oberland ist wohl einer der schönsten Höhenwege durch die Alpen. Die Route wird auch Hintere Gasse genannt, weil sie hinter der ersten Voralpenkette und vor den Hochalpen verläuft. Auf der einen Seite erlebst du grüne Hügel, Bergwälder und Alpweiden, auf der andern Seite dominieren Felsen, Schnee und Gletscher. Zu den Highlights zählt die Region Grindelwald, mit den mächtigen Viertausendern Eiger, Mönch und Jungfrau. Die Etappen sind lang und zum Teil auch technisch anspruchsvoll (bis T3+). Der Bärentrek ist der sportlichste Abschnitt auf der Via Alpina.

10. Auf dem Bärentrek zur Grossen Scheidegg

Meiringen (600 m) – Grosse Scheidegg (1960 m) – Grindelwald (1034 m)
  • Höhenmeter: 1500 m, Wanderzeit: 8 h

Das Trekking durch das Berner Oberland ist nicht umsonst zum Klassiker geworden. Die auch als Bärentrek bekannte Route führt über spektakuläre Pässe, vorbei an vergletscherten Bergriesen. Bären wirst du mit grösster Wahrscheinlichkeit keinem begegnen. Jedoch erlebst du das Wanderland Schweiz von der schönsten Seite.

Wenn ich jedoch den ersten Teil des heutigen Wandertags auf der Via Alpina bewerten müsste, würde ich die Attraktivität als bescheiden taxieren. Zu lange führt der Wanderweg der Bergstrasse nach, auf der es leider auf dem unteren Abschnitt sogar beträchtlicher Verkehr vorherrscht. Die meisten motorisierten Besucher haben die Rosenlaui Gletscherschlucht als Ziel. Erst danach haben die Wanderer und Mountainbiker die Gegend wieder für sich. Je höher ich komme, desto attraktiver wird die Route und die Freude kehrt zurück.

Die Passhöhe der Grossen Scheidegg liegt unterhalb des massiven Wetterhorns auf 1960 m, und ist somit interessanterweise etwas tiefer als die Kleine Scheidegg. Soviel zur Logik der Namensgebung.

Ich entspanne einen Moment und geniesse das Alpenpanorama, bevor ich den Abstieg nach Grindelwald angehe. Der Tourismusort liegt hübsch eingebettet in einer lieblichen, grünen Talmulde, umgeben von einer imposanten Bergkulisse mit Eiger-Nordwand und Wetterhorn.

Bärentrek auf die Grosse Scheidegg
Bärentrek über die Grosse Scheidegg, mit dem imposante Wetterhorn und seine Gletscher.

11. Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau

Grindelwald (1034 m) – Kleine Scheidegg (2061 m) – Lauterbrunnen (800 m)
  • Höhenmeter: 1150 m, Wanderzeit: 7 h

Eiger, Mönch und Jungfrau, das Dreigestirn der Alpen dominiert das Bergpanorama des Berner Oberlandes. Die Kulisse der hochalpinen Umgebung, inmitten einer Welt aus Fels- und Eismassen, ist wahrlich spektakulär. Die Gletscher der Viertausender scheinen zum Greifen nahe. 

Ehrfürchtig wandere ich über sanfte Hügel und Weiden bis zur Passhöhe Kleine Scheidegg. Zu Fuss trifft man kaum Menschen an, denn die meisten wählen die Zahnradbahn als Transportmittel.

Die Via Alpina führt nun talwärts zur Wengernalp, wo sie sich mit dem Lauberhorn Trail kreuzt. Das Lauberhornrennen ist die längste und anspruchsvollste Skiabfahrt des Weltcups. Eine der Schlüsselstellen des Skirennens ist der Sprung beim Hundschopf, den ich mir von unten anschauen kann.

Ein von der Sonne verwöhnter Höhenweg führt mich nach Wengen, vorbei an hübschen Chalets und gepflegten Gärten. Dann heisst es abtauchen nach Lauterbrunnen, in das eindrückliche Tal mit seinen senkrechten Felswänden und tossenden Wasserfällen. Der Staubbachfall stürzt von der Linken Flanke des Lauterbrunnentals 300 Meter in die Tiefe. Er ist damit der höchste frei fallende Wasserfall der Schweiz.

Kleine Scheidegg im Berner Oberland
Der Bärentrek über die Kleine Scheidegg, mit der eindrücklichen Kulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau.

12. Königsetappe der Via Alpina

Lauterbrunnen (800 m) – Sefinafurgga (2610 m) – Griesalp (1410 m)
  • Höhenmeter: 2000 m, Wanderzeit: 9 h

Mit den ersten Sonnenstrahlen bin ich auf und packe in Rekordtempo das Zelt und die ganze Ausrüstung in den Rucksack. Das heutige Projekt heisst Sefinafurgga. Ein gnadenloser Aufstieg mit rund 1800 m Höhenunterschied bis zum Alpenpass steht bevor. Da gilt es früh aufzubrechen.

Die ersten 800 Höhenmeter auf das Plateau von Mürren sind im morgendlichen Elan schnell abgehakt. Die ehemalige Walsersiedlung liegt am Fuss des Schilthorns, weltberühmt dank dem James Bond Film «Im Geheimdienst Ihrer Majestät».

Auf saftigen Wiesen wandere ich weiter zur Rotstockhütte. Von diesem Zwischenziel aus steigt der Weg weiter bergwärts und wird von Minute zu Minute steiler. Für den Schuttpfad und die letzte Rampe vor der Sefinenfurgge muss ich meine Kraftreserven anzapfen. Der Puls wird nochmals in die Höhe gejagt.

Geschafft, die Passhöhe der Sefinenfurgge ist erreicht. Und was für ein Panorama mich hier erwartet, ein atemberaubender Rundblick auf die Blüemlisalp und das wilde Kiental. Ich drehe mich um und erkenne die Highlights der gestrigen Wanderetappe mit dem Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau. Hier oben bekommst du so ziemlich alles zu sehen, was ein Trekker begehrt. Nun also der Übergang ins Kiental. Der Abstieg ist dank Leitern und Drahtseilen gut zu meistern. In etlichen Kehren steigt der Wanderweg talwärts. Der hochalpine Charakter weicht blumigen Weiden und wohlduftenden Wäldern. Unweit der Griesalp endete die vielseitige Passwanderung über die Seffinenfurgge.

Wanderer auf der Via Alpina
Wanderer begutachten den Routenverlauf der Via Alpina.

13. Bergwelt am Oeschinensee

Griesalp (1410 m) – Hohtürli (2778 m) – Oeschinensee (1578 m) – Kandersteg (1170 m)
  • Höhenmeter: 1550 m, Wanderzeit: 8 h

Die Bergwanderung von der Griesalp zum Hohtürli zeigt verschiedene Gesichter. Zuerst wandere ich durch einen hübschen Wald mit Fichten und Rottannen. Danach ein langweiliger Zwischenabschnitt mit Weiden und einem Zickzack-Weg auf einen durch die Erosion wenig ansehnlichen Geröllhügel. Der letzte Abschnitt weiß wieder zu gefallen, eine wilde alpine Landschaft aus Felsen und Stein. Irgendwie hat man es geschafft, hier durch einen Wanderpfad anzulegen. Der Aufstieg führt teilweise über steile Holztreppen zum Alpenpass Hohtürli auf 2778 m hoch.

Nur einen Katzensprung weiter oben thront die Blüemlisalphütte und dahinter glitzert das ewige Eis des Blüemlisalpgletschers. Wäre eine wahre Sünde gewesen, hier nicht eine Rast einzulegen, um das prächtige Panorama zu geniessen, rüber zu Eiger, Mönch und Jungfrau, weit im Tal unten der Thunersee, sowie auf der westlichen Seite in Richtung Kandertal und die Bergwelt der Walliser Alpen.

Gut gefallen hat mir auch der Weg talwärts durch eine Schotterlandschaft. Und dann kommt der Star des Tages, der spektakuläre Oeschinensee. Das Setting ist eindrücklich, er wird umrahmt von scheinbar senkrechten Felswänden, Gletschern und Bergwäldern. Der tiefblaue See scheint einem förmlich anzulächeln. Nicht umsonst gilt der Oeschinensee als einer der schönsten Bergseen der Alpen oder sogar der Welt. Bis zum Etappenort Kandersteg ist es nicht mehr weit. Hier richte ich mich auf dem Zeltplatz ein.

Oeschinensee in den Berner Alpen
Oeschinensee mit seinem spektakulären Setting mit den scheinbar senkrechten Felswänden in den Berner Alpen.

14. Passübergang von Kandersteg nach Adelboden

Kandersteg (1170 m) – Bunderchinde Pass (2383 m) – Adelboden (1350 m)
  • Höhenmeter: 1450 m, Wanderzeit: 7 h 30

Heute steht bereits die 14. Etappe der Via Alpina an. Mit neuem Schwung mache ich mich auf den Weg dem Ufer der Kander entlang. Bald zweigt die Route bergwärts ab. Zuerst wandere ich durch den Wald, dann auf einer Passage mit dem Alpbach als Begleiter.

Nun geht’s so richtig los mit dem alpinen Teilstück, erbarmungslos steil hoch mitten hinein ins markante Lohner Felsmassiv. Ich schwitze vor mich hin und dampfe all meine Flüssigkeit aus. Die Gegend ist von atemberaubender Schönheit, mit einem wunderbaren Weitblick auf die andere Talseite zum Oeschinensee und zur Blüemlisalphütte.

Eine Welt aus Fels und Stein dominiert den Passübergang Bunderchrinde. Ein anstrengender Wind attackiert mich unablässig. Aus dem erhofften gemütlichen Gipfelspass, wird nur eine kurze Verschnaufpause, vor dem Abstieg über einen steilen Schotterweg. Nach der Bonderalp erreiche ich die Waldgrenze. Erstaunlich schnell bin ich unten im Ferienort Adelboden.

Wilde Bergwelt mit dem Oeschinensee
Wilde Bergwelt, Panoramablick vom Bunderchinde Pass hinüber auf den Oeschinensee.

15. Wanderetappe light nach Lenk

Adelboden (1350 m) – Hahnenmoospass (1950 m) – Lenk (1068 m)
  • Höhenmeter: 750 m, Wanderzeit: 5 h

Sanfter Aufstieg durch Waldpassagen und Moorlandschaften, über den Hahnenmoospass. Nach all den Highlights der letzten Tage auf der Via Alpina, ist diese Etappe eher Pflichtaufgabe als Wanderspass. Deutlich attraktiver, aber auch strenger, wäre eine Routenführung über die Engligstenalp und den Ammertenpass gewesen.

Nach dem Mittagsrast wandere ich hinunter nach Lenk, eingebettet in einem Kessel im Hinteren Simmental. Für einmal habe ich keinen Bock das Zelt aufzustellen und finde in einem alten Stall Unterschlupf für die Nacht.

Kuh in den Schweizer Alpen
Schweizer Kuh beobachtet das Geschehen auf dem Wanderweg über ihre Weide.

16. Mondänes Gstaad

Lenk (1068 m) – Trütlisbergpass (2032 m) – Gstaad (1050 m)
  • Höhenmeter: 1150 m, Wanderzeit: 7 h

Die heutige Passwanderung führt vom Obersimmental ins Lauenental. Als Auftakt verläuft die Via Alpina entlang der Wallbachschlucht. Über Jahrhunderte hat das Wasser den Kalkstein geschliffen und abgetragen. Nun fliesst es durch die Sprudellöcher und mündet in einem Wasserfall. Die Kühle im Canyon tut gut an diesem heissen Sommertag.

Über sanfte Alpweiden gelange ich hoch auf den Trütlisbergpass. Das Panorama reicht bis zum vielbesungenen Lauenensee, wobei die Route allerdings nicht dort vorbeiführt. Vielmehr wandere ich runter durchs lange Turbachtal mit seiner Moorlandschaft und der Schlucht mit steilen Abhängen. Am späteren Nachmittag erreiche ich den mondänen Ferienort Gstaad.

Chalet bei Gstaad
Chalet verziert mit etlichen Kuhglocken bei Gstaad.

Westschweiz

Nach den Bergpässen im Berner Oberland überschreite ich die Sprachgrenze, die Ortschaften und geografischen Bezeichnungen sind nun in wohlklingender französischer Sprache. Für den Endspurt auf der Via Alpina gilt es noch einen letzten Gebirgszug zu überqueren: Rochers de Naye. Anschliessend folgt der finale Abstieg nach Montreux an den Genfersee.

17./18. Über die Sprachgrenze nach Château-d’Oex

Gstaad (1050 m) – Col de Jable (1883 m) – L’Etivaz (1140 m) – Château-d’Oex (900 m)
  • Höhenmeter: 1600 m, Wanderzeit: 8 h

Vielleicht bin ich zwischenzeitlich einfach verwöhnt mit spektakulären Bergpässen, wenn ich zurück denke an die kürzlich gemeisterten Trekking-Touren im Berner Oberland von Grindelwald bis Adelboden. Die Streckenführung in der Region Lenk und Gstaad kann mich jedoch einfach nicht begeistern. Der anfängliche Aufstieg durch den Wald ist zu steil und langweilig. Kaum aus den Bäumen draussen, verunstalten Skianlagen das Landschaftsbild und killen die Essenz der Berglust. Der Passübergang Col de Jable ist wenig attraktiv, der Abstieg ereignislos, die Ortschaft L’Etivaz charmelos.

Eigentlich wäre dies ein Etappenziel der Via Alpina. Ernüchtert setze ich den Weg jedoch fort. Zuerst flammt etwas Begeisterung auf, der Wanderweg entlang dem Fluss La Torneresse weiß zu gefallen. Gemäss Karte kommt es danach noch besser, es ist eine Schlucht auszumachen. Doch zu sehen bekomme ich diese nicht wirklich, die Topografie und Routenführung lassen einen Ausblick nicht zu. Schade.

Der Traum vom wilden Zelten geht auch flöten, vor mir liegen bereits Streusiedlungen und Agrarlandschaft. Immerhin gibt es in Château-d’Oex einen Campingplatz, Camping Le Berceau. Dieser erweist sich als Aufsteller des Tages. Gleich angrenzend ist ein Schwimmbad, welches ich am frühen Abend fast gänzlich für mich alleine habe. Einfach herrlich diese Abkühlung. Nach einem feinen Steak zum Abendessen und zwei, drei Stangen Bier erscheint die heutige Etappe plötzlich in einem ganz anderen Licht.

Lac de l'Hongrin in den Waadtländer Alpen
Lac de l’Hongrin in den Waadtländer Alpen.

19. Bergwanderung Rochers de Naye

Rossinière (900 m) – Col de Chaude (1622 m) – Rochers de Naye (2040 m)
  • Höhenmeter: 1950 m, Wanderzeit: 8 h 30

Der Col de Sonlomont (auch Col Solomon) ist die erste kleine Hürde heute. Das Panorama mit dem hübschen Stausee Lac de l’Hongrin erquickt die Seele. Linderrey auf 1670 m ist dann wieder so ein typischer Übergang in den Waadtländer Alpen, da sammelst du ordentlich Höhenmeter, ein richtiger Pass ist es jedoch nicht.

Der Blick wandert rüber zum Rochers de Naye, scheinbar ein Katzensprung gegen Westen. Doch mit dem Blick lässt es sich einfacher wandern als zu Fuss. Die ganzen mühevoll erklommenen Höhenmeter vernichte ich auf dem Abstieg ins Tal runter. Nun fehlen halt immer noch 1000 Höhenmeter bis zum Tagesziel – nur nicht entmutigen lassen.

In Schweiss gebadet nehme ich den Anstieg in Angriff. Es ist um die 30° und der Rucksack mit all der Ausrüstung scheint bei diesen Temperaturen doppelt ins Gewicht zu fallen. Auf dem Col de Chaude gönne ich mir eine wohlverdiente Pause, mit dem ersten Anblick des Genfersees. Das Ziel der Via Alpina scheint nun zum Greifen nah.

Vorerst klettere ich jedoch weiter hoch, über einen steilen Felsgrat, bis zum Rochers de Naye, dem Hausberg von Montreux. Eindrücklich präsentiert sich auch die Linienführung der Zahnradbahn (www.mob.ch), die sich vom Genfersee bis hier hocharbeitet. Ein Berghotel mit Restaurant liegt etwas verloren und verlassen vor mir. Es ist schon spät, die Tagestouristen sind mit dem letzten Zug zurück nach Montreux gefahren. Der Berg ist mein.

Vom Aussichtspunkt auf 2040 m erhalte ich einen unvergesslichen Rundblick über den Genfersee und die Alpenkette auf der französischen Seite. Die letzten Sonnenstrahlen lassen die Wasseroberfläche glitzern und ich kann nicht anders als laut loszulachen. Die Eindrücke sind sehr intensiv, mein Outdoor-Glücksgefühl ist vollkommen – ich bin im 7. Trekking-Himmel.

Berghotel Rochers de Naye
Zahnradbahn hoch zum Berghotel Rochers de Naye, hoch über dem Genfersee.

20. Fernwanderung Via Alpina endet in Montreux

Rochers de Naye (2040 m) – Montreux (400 m)
  • Höhenmeter: 100 m, Wanderzeit: 4 h

Dichter Nebel umgibt mich frühmorgens. Glücklicherweise war ich gestern noch auf dem Aussichtspunkt oben. Nun sehe ich knapp wo mein nächster Schritt landen wird. So steige ich ab, von der alpinen Felsenlandschaft zur Baumgrenze und hinein in den Wald. Einige Gämsen schleichen um mich herum, begleiten mich runter. Oder war es immer die gleiche?

Bei den Ortschaften Caux und Glion hat mich die Zivilisation wieder. Leider ist die Schlucht Gorges du Chauderon wegen Steinschlags nicht begehbar. Die Beschreibung mit «engen Stellen und mit meterhohen, durch Efeu begrünten Felswänden» hat mich sehr angesprochen und wäre ein würdiger Abschluss geworden.

So geht es auf einer alternativen Route weiter runter, bis an die Gestaden des Genfersees. Ich erhasche noch einen Blick des bekannten Schloss Chillon am Ufer des Sees, bevor ich triumphierend in Montreux einmarschiere. Einfach herrlich hier an der Waadtländer Riviera, umgeben vom See, Bergen und Weinterrassen.

Ziel erreicht! Das herausfordernde Trekking auf der Via Alpina war nach 20 Wanderetappen geschafft. Aus einem gewöhnlichen Montag wurde für mich ein Freudentag!

Montreux mit dem Genfersee
Montreux mit dem Genfersee bildet den Abschluss der Fernwanderung auf der Via Alpina.

Wanderführer

Via Alpina: Die Schweizer Alpen in 20 Etappen überqueren

Wanderführer Via Alpina: Schweizer Alpen in 20 Etappen

Herausgeber: Helvetiq
Autor: Alexander Zelenka & Clément Grandjean
ISBN: 978-2940481880
Ausgabe: 2020
Seiten: ca. 192
Preis: ca. Euro 25.-
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Via Alpina: Schweizer Wanderwege, Wanderland Schweiz

Wanderführer Via Alpina Wanderland Schweiz

Herausgeber: AT Verlag
Autor: Guido Gisler & David Coulin
ISBN: 978-3039020096
Ausgabe: 2019
Seiten: ca. 72
Preis: ca. Euro 20.-
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Wanderland Schweiz

Welt Explorer Team
Wir sind die Welt Explorer – ein Reiseblog für Weltentdecker. Die Welt kann vor der eigenen Haustür anfangen, in der Heimatstadt oder auf dem Lieblingsberg. Man braucht gar nicht weit zu gehen für eine Entdeckungstour. Doch unser Planet ist gross, das Fernweh ebenso. Unsere Passion ist das Reisen und Entdecken, fremde Länder und Kulturen kennenzulernen. Wir publizieren Anekdoten, Reisegeschichten, Reiseberichte, Reportagen und Reisefotos über die erlebten Abenteuer.