Reise ins Dreiländereck von Paraguay, Brasilien und Argentinien

Ciudad del Este liegt ganz im Osten von Paraguay, am Dreiländereck mit Brasilien und Argentinien. Die mittlerweile zweitgrösste Stadt Paraguays ist bekannt als »Supermarkt Südamerikas«, einerseits dank zollbegünstigten Produkten, anderseits aufgrund von Schmuggelwaren. Abgesehen davon, bietet Ciudad del Este uns Reisenden einige namhafte Attraktionen wie Itaipu, das zweitgrösste Wasserkraftwerk der Welt, die mächtigen Monday Wasserfälle und sie dient dir allenfalls sogar als Ausgangspunkt für den Besuch der weltbekannten Wasserfälle von Iguazu.

Willkommen in der Stadt des Ostens

Wir fahren mit einem argentinischen Bus, müssen jedoch über Brasilien und die Brücke der Freundschaft (Puente de la Amistad) über den Rio Paraná nach Paraguay einreisen. Für Brasilien braucht man dabei keine Grenzformalitäten zu erledigen, die Durchreise ist unbürokratisch möglich. Dank einem Hinweis in unserem Südamerika Reiseführer* wissen wir jedoch, dass wir nach der Brücke unbedingt aussteigen müssen, um die Einreise nach Paraguay im Pass eintragen zu lassen.

Der Osten Paraguays war früher von undurchdringlichen Wäldern bedeckt. Erst durch den Bau des Staudamms von Itaipú hat sich hier alles verändert und führte 1957 zur Gründung der Stadt, damals noch unter dem Namen »Puerto Presidente Stroessner«, zu Ehren des früheren paraguayischen Diktators. Dieser ist längst in Ungnade gefallen und die Stadt wurde in »Ciudad del Este« umgetauft, die Stadt des Ostens.

Neben den Tausenden Arbeitskräften für das Megaprojekt der Talsperre von Itaipú, strömten außerdem immer mehr Bauern in den Osten des Landes, um noch die letzten Resten der Wälder den Viehfarmen, Sojafeldern und anderen landwirtschaftlich genutzten Flächen zu opfern. Das explosive Wachstum machte Ciudad del Este zur zweitgrößten Stadt Paraguays, nach der Hauptstadt Asunción, mit mittlerweile 300‘000 Einwohnern.

Ciudad del Este die Stadt im Dreiländereck
Über die Brücke der Freundschaft gelangst du nach Ciudad del Este die Stadt im Dreiländereck von Argentinien, Brasilien und Paraguay.

Shopping im »Supermarkt Südamerikas«

Die Grenzstadt lebt vom Einkaufstourismus. Tausende Brasilianer und Argentinier kommen täglich über die Brücke, um sich mit steuerfreien Produkten einzudecken. Die Preise sind deshalb vorteilhaft. Vor allem Kleidung und Elektronikartikel sind begehrt. Doch gibt es wahrscheinlich nichts, was du in den Einkaufszentren in Ciudad del Este nicht finden würdest. Dies hat der Stadt den Spitznamen »Supermarkt Südamerikas« eingebracht.

Shopping in Ciudad del Este
Shopping in Ciudad del Este, die Stadt des Ostens wird auch Supermarkt Südamerikas genannt.

Wie ist das mit dem schlechten Ruf der Stadt?

Ciudad del Este hat mit seinem Ruf als Schmuggelparadies zu kämpfen. Durch die privilegierte Lage am Dreiländereck, floriert das schwunghafte illegale Geschäft mit Schmuggelwaren wie Alkohol, Zigaretten und Benzin, sowie der Waffen- und Drogenhandel. Kartelle nutzen den Rio Paraná als Schmuggelroute. Somit gelangt beispielsweise Kokain aus den Anbaugebieten in Kolumbien, Peru und Bolivien bis an die Atlantikküste, wo es dann nach Europa verschifft wird. Die mit dem Drogengeschäft verbundene Kriminalität und die Korruption sind vorherrschende Probleme Paraguays. Auseinandersetzungen der kriminellen Banden untereinander und mit den Sicherheitskräften können vorkommen.

Skyline Ciudad del Este Grenzstadt in Paraguay
Skyline der Ciudad del Este, die Grenzstadt ganz im Osten von Paraguay.

Ist Ciudad del Este gefährlich?

Tausende Einkaufstouristen aus ganz Südamerika tummeln sich täglich in der Grenzstadt und somit können auch Reisende mit gutem Gewissen die Sehenswürdigkeiten besichtigen. Wie immer gilt es auf seine sieben Sachen aufzupassen, insbesondere auf den Straßenmärkten und bei den geschäftigen Einkaufszentren. Abends empfiehlt es sich allenfalls früher als an anderen Orten im Hotel zu sein. Sowieso ist es nicht ein Ort um abends auszugehen und zu flanieren, das kannst du beispielsweise in der lebhaften Stadt Encarnación im Süden Paraguays dafür umso ausgiebiger machen.

Lago de la Republica in Ciudad del Este
Der Lago de la Republica liegt mitten in der Stadt und lädt zu einem Spaziergang im Grünen.

Itaipú Staudamm und Wasserkraftwerk

Der Staudamm Itaipú (aus der Guaraní-Sprache: »Stein, der klingt«) befindet sich nur wenige Kilometer nördlich der beiden Städte Ciudad del Este in Paraguay und Foz do Iguaçu in Brasilien. Der Damm staut den Fluss Paraná und formt einen 1350 km2 großen und 170 km langen Stausee, der bis 220 m tief ist. Da der Damm und Stausee genau zwischen Paraguay und Brasilien liegt, nennt sich das Energieunternehmen Itaipú Binacional.

Die 18-20 Turbinen des Wasserkraftwerks erzeugen fast 80% des in Paraguay benötigten Stroms und liefern 25% des brasilianischen Bedarfs. Wobei Paraguay einen Anteil an Brasilien verkauft. Itaipú war lange Zeit das leistungsstärkste Wasserkraftwerk der Welt, bis Chinas Drei-Schluchten-Talsperre den Gigantismus noch weitertrieb.

Folgt man dem Rio Paraná flussabwärts, kommt man an das Dreiländereck mit Argentinien, dort wo sich der Rio Paraná mit dem Rio Iguazú vereint, dessen Wasser kurz davor die weltbekannten Wasserfälle von Iguazu formt.

Itaipu Staudamm zwischen Paraguay und Brasilien
Itaipu Staudamm und Wasserkraftwerk im Grenzgebiet von Paraguay und Brasilien.

Wie komme ich zum Staudamm?

Du kannst vom Stadtzentrum von Ciudad del Este mit dem Bus hierher gelangen. Die Busse in die Ortschaft Hernandarias passieren das Besucherzentrum des Itaipú Staudamms. Bitte den Fahrer vorzeitig dich dort abzusetzen.

Eine Taxifahrt kostet ca. EUR 20 hin und zurück. Dabei wartet der Fahrer bis die Tour endet.

Geführte Tour von Itaipú

Kostenlose Führungen starten am Besucherzentrum. Bringe unbedingt deinen Reisepass mit, es geht alles sehr formell zu und her, die Besucher werden registriert. Mit einem Bus und mit einem meist nur spanischsprachigen Guide fährst du dann zu einem Aussichtspunkt. Einige Informationstafeln veranschaulichen ein paar interessante Fakten über Itaipú.

Die Fahrt geht am Fuß der Staumauer entlang weiter, wo du die mächtigen Fallrohre zu sehen bekommst, die unterirdisch die Generatoren antreiben. Irgendwann passiert man die Grenze zu Brasilien, wobei Itaipú eben binational ist, das ganze Gebiet wird zusammen verwaltet. 

In einem großen Bogen fährt man dann hoch auf die Staumauer. Bei unserem Besuch waren da jedoch Bauarbeiten im Gange und wir mussten gleich wieder runter. Wir glauben jedoch, dass man sonst mit dem Bus die ganze Staumauer oben rüberfahren kann.

Lohnt sich der Besuch von Itaipú?

Der Besuch von Itaipú ist grundsätzlich eine interessante Erfahrung. Die Begleitperson weiß viel zu erzählen und das Bauwerk ist einfach gigantisch und ungemein eindrücklich.

Sehr enttäuscht sind wir jedoch über den ganzen Ablauf. Wir können nur anfänglich mal aus dem Bus raus. Sonst rütteln wir nur so dahin, gucken zum Fenster raus, hechten mal auf die linke, mal auf die rechte Seite. Doch lässt man uns keine Zeit nochmals auszusteigen, um wirklich tolle Fotos zu schießen. Nicht mal oben auf dem Damm dürfen wir die riesigen Dimensionen des Stausees bewundern, geschweige denn einen Blick ins Innenleben des Kraftwerks werfen.

Da wäre noch so viel mehr möglich, um das Megaprojekt touristisch zu vermarkten und Werbung in eigener Sache zu machen. Schade, eine verpasste Chance. 

Wusstest du…?

Beim Aufstauen des Rio Paraná wurden die Wasserfälle »Sete Quedas« überflutet. Diese waren angeblich ebenso eindrücklich wie die Wasserfälle von Iguazu. Somit wurde ein Weltwunder der Natur für die Produktion von Strom geopfert.

Itaipu Staudamm und Wasserkraftwerk in Paraguay
Tour zur Staumauer Itaipu des Konzerns Binacional.

Monday Wasserfälle

Was nach dem englischsprachigen Monday ausschaut, ist gar nicht Montag. Die Wasserfälle werden »Monda-Uh« ausgesprochen, der Name stammt von der indigenen Sprache Guarani ab.

Jedenfalls stellen wir dir hier die mächtigsten Wasserfälle Paraguays vor. An jedem anderen Ort, wären die Fälle eine riesige Attraktion. Doch die Welt ist nicht fair, der Parque Saltos del Monday muss mit dem Naturwunder Iguazu jenseits der Grenze konkurrieren und steht natürlich völlig in dessen Schatten. Falls du vorher bereits die Iguazu Fälle besucht hast, bleib einfach unvoreingenommen und du wirst den Ausflug nicht bereuen. Unter der Woche stehen die Chancen gut, dass du das Naturschauspiel ganz für dich alleine hast. Etwas, was bei Iguazu niemals passieren würde.

Monday Wasserfall in Ciudad del Este
Monday Wasserfall unweit von Ciudad del Este und dem Dreiländereck.

Wie komme ich zu den Wasserfällen?

Mit dem Bus ist die Anreise nicht ganz so einfach, da nicht alle mit »Monday« auf der Windschutzscheibe angeschrieben Busse dich tatsächlich in die Nähe des Naturparks bringen. Da lohnt sich in unseren Augen das Anheuern eines Taxis. Die Fahrt hin und zurück inklusive einer Wartezeit von ca. 1 Stunde (was ausreichend ist) kostet gegen EUR 15.

Besuch im Parque Saltos del Monday

Beim Besucherzentrum bezahlst du eine Eintrittsgebühr von einige Euro und erhältst Zutritt zu einer kleinen Parkanlage. Nimm den Weg rechts rum, im Gegenuhrzeigersinn. Somit kommst du an den oberen Flusslauf und spazierst mit dem Wasser auf die Fälle zu.

Der Rio Monday fließt auf einer Strecke von 229 km, bis er hier südlich von Ciudad del Este 40 m in die Tiefe stürzt. Es formen sich drei Hauptfälle, auf einer Breite von gegen 120 m. Der Fluss und Katarakt sind umgeben von tropischer Vegetation mit viel Wald. Bei unserem Besuch bildet sich ein wunderbarer Regenbogen, was dem Naturschauspiel einen ganz besonderen Reiz verleiht.

Bei der einzigen Aussichtsplattform gibt es ein kleines Café mit Drinks und Empanadas. Zu unserer großen Überraschung führt ein Panoramalift etwa 40 m runter, für einen neuen Blickwinkel, gleich bei den herunterpreschenden Wassermassen – wirklich eindrücklich. Vögel umfliegen hier den Fall. Dabei halten sie nur knapp Abstand von der spritzenden Gischt und zwitschern skandalös, als gäbe es kein Morgen.

Durch den tropischen Wald zieht der Rio Monday alsdann weiter und ergießt sich nur acht Kilometer später unweit des Dreiländerecks in den Rio Paraná.

Monday Wasserfall Ciudad del Este
Der Monday Wasserfall wird in einem kleinen Park geschützt.

Ausflug zu den Wasserfällen von Iguazu

Nur einen Katzensprung von der Grenzstadt Ciudad del Este befindet sich das Naturwunder Iguazu, einer der weltgrößten Wasserfälle. Bestimmt warst du bereits dort oder bist nun in der Planung des Besuchs. Ciudad del Este kann dir als Ausgangspunkt dienen, es ist hier auch preisgünstiger als in den beiden Nachbarländer Brasilien und Argentinien.

Falls du danach wieder nach Paraguay zurückkehrst, brauchst du deinen Pass gar nicht stempeln zu lassen an der Grenze. Du kannst also mit einem Bus über die Brücke der Freundschaft entweder ins brasilianische Foz do Iguaçu oder ins argentinische Puerto Iguazú gelangen und von dort mit einem anderen Bus bis zu den Wasserfällen. Wirklich ganz einfach, im Nu bist du dort.

Falls du nicht mehr nach Ciudad del Este zurückkehrst, musst du unbedingt die Grenzformalitäten erledigen, also bei den paraguayischen Behörden die Ausreise bestätigen. Die Busse halten nicht von selbst, da musst du aktiv werden. Der Bus wird jedoch nicht auf dich warten. Nimm einfach den nächsten Bus, sobald du alles geregelt hast.

Welt Explorer Team
Wir sind die Welt Explorer – ein Reiseblog für Weltentdecker. Die Welt kann vor der eigenen Haustür anfangen, in der Heimatstadt oder auf dem Lieblingsberg. Man braucht gar nicht weit zu gehen für eine Entdeckungstour. Doch unser Planet ist gross, das Fernweh ebenso. Unsere Passion ist das Reisen und Entdecken, fremde Länder und Kulturen kennenzulernen. Wir publizieren Anekdoten, Reisegeschichten, Reiseberichte, Reportagen und Reisefotos über die erlebten Abenteuer.