Familienreise nach Italien

Als meine Freundin aus den USA mir vorschlug, uns in Venedig zu treffen, habe ich sofort zugesagt. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, um sie, ihren Mann und ihre zwei Kinder nach all den Jahren wieder zu sehen. Aber Venedig mit drei wilden Multi-Kulti Kids? Egal, wir freuten uns auf das gemeinsame, familiäre Reiseabenteuer in Italien. Im folgenden Reisebericht versuche ich meine Eindrücke zum Reisen und Entdecken von Venedig mit Kindern zu schildern.

Anreise nach Venedig

Mich bangte es ein wenig davor, alleine mit einem 8-jährigen Kind mit dem Auto nach Venedig zu fahren. Ich war sehr gespannt was mich überhaupt erwartet. Im strömenden Regen düsten wir auf italienischen Autobahnen durch die recht eintönige Landschaft der Poebene. Dafür war der Verkehr umso aufregender, mit kreuz und quer fahrenden und fast bis an die Stoßstange auffahrenden LKWs.

Familienreise nach Venedig
Familienreise mit Kinder nach Venedig.

Camping vor den Toren Venedigs

Wohlweislich wollte ich einen Tag vor meinen amerikanischen Freunden in Venedig ankommen, um mich ein wenig zu orientieren und zu akklimatisieren. So hatte ich einen Stellplatz auf dem Camping Serenissima reserviert, einem Campingplatz beim venezianische Vorort Oriago. Dank Google Maps, habe ich den Campingplatz sofort gefunden und wir wurden von einer jungen Angestellten freundlich in Empfang genommen. Eine kleine, regengeschützte Kochnische ermöglichte es uns auch gleich los zu legen und etwas zu kochen. Somit mussten wir nicht mal unser ganzes Auto ausräumen, um den Campingkocher und die ganze Ausrüstung zu finden. Das war genau der richtige Ort für uns, um erst mal anzukommen und uns von der Fahrt ein wenig zu erholen.

So nah an Venedig, hatte ich einen riesigen, unpersönlichen Campingplatz mit aneinander gereihten Campingwagen auf einer großen Wiese erwartet. Umso mehr war ich überrascht, einen kleinen, schnuckeligen, individuell und sehr persönlich geführten Campingplatz vorzufinden. Wir haben uns durchaus wohl gefühlt. Wir konnten uns erholen und ich hätte mir gut vorstellen können auch länger zu bleiben. Allerdings blieben wir nur eine Nacht, da meine Freunde ein kleines Apartment in Downtown Venedig schon von San Francisco aus für uns gemietet hatten. Wunderbar war, dass wir für ein paar wenige Euro unser Auto direkt vor dem Anmeldefenster, also Tag und Nacht bewacht, stehen lassen konnten. So benützten wir ganz entspannt den Bus um in die Stadt zu gelangen. Alle 30 Minuten fahren vom Campingplatz aus bis spät in den Abend Busse nach Venedig rein. Die Fahrzeit beträgt 20-30 Minuten. Genial!

Familienferien auf dem Camping Serenissima
Camping vor den Toren Venedigs.

Als Backpacker unterwegs

Wir waren zeitig am Busbahnhof in Venedig angekommen. Ich entschied mich zu Fuß mit meiner Tochter zu unserem Treffpunkt bei der Rialto-Brücke zu gelangen. Mit dem vollgepackten Rucksack, mit Schlafsäcken und Isoliermatten auf den Rücken (es war nicht ganz klar, ob es für uns auch tatsächlich ein Bett in der Ferienwohnung gab), kämpften wir uns durch die Schar von Touristen. Und gleich kam in mir das Gefühl von Freiheit, Weltenbummler und Abenteuer auf. Genau so wie ich schon immer mal mit meiner Tochter reisen wollte. Als meine Tochter all die Boote als Alternative sah, wurde natürlich erst mal kurz obligatorisch gemeckert! Aber als ich zu ihr rüber schielte, sah ich auch bei ihr den Glanz von Abenteuerlust in den Augen. Ich war stolz und glücklich zu gleich, in ihr den Funken geweckt zu haben.

Treffpunkt Rialto-Brücke

Ich freute mich über die bunten, freundlich leuchtenden Häuser und meine Tochter war begeistert von all den Brücken, die an jeder Ecke über das Wasser führten. Venedig ist eine Welt für sich. Ein Duft von mediterranem Flair lag in der Luft. Die Gässchen wurden immer enger und damit auch immer voller, wir mussten bald am Treffpunkt angelangt sein. Die Rialto-Brücke, da vorne, das war sie wohl, vor lauter Menschen sah man weder die Brücke, noch die Läden. Nun wusste ich ja wo unser Treffpunkt war, aber zwei Stunden lang sich von Menschen überlaufen zu lassen, als Backpacker mit unseren Rucksäcken, das musste nun dann doch nicht sein. Wieso hatten wir uns nur diese beliebte Touristen-Attraktion als Treffpunkt ausgesucht? Ganz klar, die ist mitten drin, kennt jeder und findet jeder!

Italienisches Gelato

Um die Zeit etwas zu verkürzen, kauften wir uns ein Gelato, ein italienisches Eis. In dem Moment war mir egal, wie teuer es sein sollte. Ich hatte ja schon davon gehört, dass eine Tasse Kaffee in Venedig so viel kosten kann, wie an anderen Orten eine ganze Mahlzeit. Wir fanden einen leeren Bootssteg direkt um die Ecke. Hier setzten wir uns in die Sonne und schauten aufs Wasser. Wir hatten Glück, direkt vor unserer Nase hatten sie gerade eine Bühne für ein live Konzert aufgebaut und wir wurden auch noch musikalisch unterhalten. Und siehe da, das Eis war super lecker, so wie man es aus Italien kennt.

Kurz darauf trafen unsere amerikanischen Freunde ein. Wir versuchten unseren Kindern gleich einzutrichtern, wo unser Notfall-Treffpunkt sein würde, falls einer mal verloren gehen würde. Nämlich genau hier bei der Rialto-Brücke. Wenn auch nicht all zu schwer, konnten unsere Kinder sich den Namen nicht merken, sodass wir gleich einen Kanon, der uns während unseren ganzen Aufenthaltes begleitete, daraus machten. Wir zogen in unsere 1.5 Zimmer Wohnung inmitten der Altstadt. Sie war ganz in der Nähe von unserer sagenumwobenen Brücke und wir fühlten uns gleich wie eine authentische venezianische Familie.

Gelato italienisches Eis für die Kinder
Gelato italienisches Eis ist natürlich ungemein beliebt bei Kindern.

Kochnische oder Pizza

Die Wohnung war mit einer Kochnische, Esstisch, ausreichend Betten und einer Waschmaschine in einem extrem kleinen Bad ausgestattet. Alles da, außer Fenster, dadurch blieb es angenehm kühl, aber roch auch etwas modrig. Das Geschirr klebte ein wenig, die Beistellbetten waren rostig und quietschten. Wir legten unsere Isoliermatten auf die Matratzen, damit wir die Federn nicht in unserm Rücken spürten.

Aber wir hatten unseren Spaß und die Wohnung erfüllte absolut ihren Zweck. Wir wollten ja nur dort schlafen, morgens bevor es auf Entdeckungsreise ging ein Frühstück einnehmen und abends einen großen Topf Pasta zubereiten. Einer der Jungs meiner Kollegen bevorzugte es allerdings sein Frühstück in der gegenübergelegenen Pizzeria einzunehmen. Dort gab es eine halbe Pizza, ein Softdrink und eine Kugel Eis für 5 Euro. Alles andere als eine Gourmet-Pizza, aber durchaus genießbar. Von wegen in Venedig ist alles unbezahlbar für Familienferien! Und diejenigen, die nicht gerade mit Pizza zum Frühstück Vorlieb nehmen wollten, kauften sich meist auf den direkt vor der Haustüre gelegenen Markt frisches Obst.

San Marco Platz und Ausflug auf die Insel Murano

Vormittags schlenderten wir durch die Straßen, wobei wir dabei kaum von der Stelle kamen. Ständig waren wir damit beschäftigt, irgendwelche Spielchen mit den Kindern unterwegs zu machen. Wir schauten die Souvenirs in den Läden an, ruhten uns auf schattigen Plätzchen von der Hitze aus. Dazu beuchten wir die vielen interessanten Kunstgalerien. Meine Freundin ist selbst eine Malerin und Künstlerin. Sie erzählte uns dann meist etwas zu den verschiedenen Stilarten, ein zuverlässiger Kunstgeschichtsunterricht. Auf dem San Marco Platz spielten wir Fangen mit den Tauben, tanzten auf der Strasse zum Rhythmus eines Strassenmusikers und liessen auf diese Art und Weise diesen überlaufenen, aber doch sehr eindrücklichen Platz auf uns wirken.

Ein Vormittag sind wir mit dem Boot (Bootfahren ist für die Kids immer klasse) zur Glasbläser-Insel Murano gefahren. Die Kinder hatten glänzende Augen bei der Vorführung der Glasbläser. Meine Tochter war angetan von all den kleinen bunten Glastieren (in meinen Augen zwar Kitsch). Murano ist ein angenehmes Örtchen, wo man gemütlich etwas herum schlendern kann und jedenfalls einen Ausflug wert.

Kanal mit Markusplatz, Campanile San Marco und Dogenpalast
Etliche Sehenswürdigkeiten und Attraktionen von Venedig auf einen Blick: Kanal mit Markusplatz, Campanille San Marco und Dogenpalast.

Venedig ist eine Welt für sich

Besonders schön in Erinnerung bleibt mir das Ghetto (ehemaliges Judenviertel). Ein sehr ruhiges und friedliches Viertel, wenn das in der Vergangenheit auch nicht immer so war und durch seine Geschichte einen ein wenig wehmütig machte. Dafür strahlten die vielen farbenfrohen Obst- und Gemüsestände umso mehr Freude aus. Gerade aus einer Synagoge kommend und des Stillseins überdrüssig, rannten die Kinder lauthals draußen auf dem Platz in der Sonne herum.

Eins der Kinder schaute vorwitzig in eine kleine Galerie herein. Obwohl die Galerie sehr schnuckelig und einladend aussah, trauten wir uns kaum in die Galerie einzutreten, da drei edel aussehende Männer in trautem Beisammensein musizierten. Einer der Männer winkte uns mit der Hand herein und fing mit einem der Jungs an zu reden. Er fragte, ob er denn auch ein Instrument spielen würde. Es stellte sich raus, dass es ein Amerikaner, ein Italiener und ein Deutscher waren, die schon alle sehr lange in Venedig lebten und sich regelmäßig morgens zum Musizieren bei einem Glas Rotwein trafen.

Anfangs standen wir an der Türe, um der beruhigenden klassischen Musik zu lauschend. Dann setzten wir uns auf den Boden und sie spielten Lieder für uns, bei denen wir mitsangen und klatschten. Schließlich komponierte der Amerikaner ein Lied für die Kinder, halb Englisch, halb Deutsch, «der kleine Eisbär», das wir immer und immer wieder zusammen sangen. Als wir etwa anderthalb Stunde später wieder aus der Galerie traten, war es als seien wir für einen kurzen Moment in einer anderen Welt gewesen.

First Class Restaurants

Die Bootsstege dienten uns regelmäßig als ideale Ruheplätze. Hier konnten wir Erwachsenen ein wenig die Sonne genießen und die Kinder im Wasser plantschen. Plötzlich rutschte eines der Kinder auf der wegen den Algen glitschigen Treppe ins Wasser. Kurzerhand sank der Bube mit dem Kopf unter Wasser. Glücklicherweise stand er rasch wieder auf und wir kamen mit dem Schrecken davon. Von da an nannten wir ihn nur noch «den Taucher von Venedig», der von nun an alle Bootstege vermied.

Neidisch sahen wir uns immer wieder die gemütlichen, aber recht teuren Restaurants am Wasser an. Wir träumten davon, eines Abends auch so ein romantisches Dinner einzunehmen. Allerdings ohne diese vielen Menschen und für weniger Reisegeld. Das Budget einer Backpacker-Familie ist beschränkt. Kein leichtes Vorhaben, aber wir haben es geschafft, indem wir in unserer Lieblingspizzeria ein Menü abholten und uns mit Kerzen auf einem Bootssteg hinsetzten. Wir waren glücklich, denn wir hatten unser privates, äußerst romantisches 5-Sterne Restaurant gefunden.

Der Strand am Lido di Venezia

Nach all diesen vielen langen Fußmärschen und ausführlichen Kulturprogrammen, ging es jeden Nachmittag mit der Fähre zum Strand am Lido di Venezia. Dort konnten wir uns in der Sonne aalen und die Jungs auf ihren Boogie Boards in den Wellen reiten. Der Bus fuhr in regelmäßigen Abständen um die ganze Insel, so dass wir uns jeden Tag einen anderen Strandabschnitt aussuchen konnten. Ideal ist es allerdings auch auf einer Radtour die Gegend zu erkunden. Öffentliche Strände gibt es natürlich nicht all zu viele und es sind auch nicht die Traumstrände, aber eine herrliche Abwechslung zu dem Stadtprogramm.

Familienferien mit Kindern in Venedig

Venedig mit Kindern, da hat man vielleicht nicht alle Sehenswürdigkeiten gesehen und ist kulturell vielleicht nur ein kleines Stück weiter. Jedoch öffnet das Reisen mit Familie und Kinder alle Türen und vor allem die Herzen der Italiener und lassen einen so einiges erleben, was andere Touristen nicht sehen, wie der Reisebericht hoffentlich aufgezeigt hat.

Linktipp

Weiterführende Infos zu Venedig findet man auf der offiziellen Tourismus-Webseite: Venezia Unica


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Sonja Wolfgramm
Sonja Wolfgramm hat schon Reisen in zahlreiche Länder der Welt unternommen, unter anderem war sie auch als Reiseleiterin in Asien tätig. Sie schreibt regelmäßig Blog-Beiträge übers Reisen und Leben im Ausland. Über das Reisen sagt sie: Überall auf der Welt ist es schön, jede Reise hat ihren besonderen Reiz – man könnte fast süchtig danach werden, alle Länder der Welt kennen lernen zu wollen.