Orientalisches Flair in Marokkos Königsstadt

Marrakesch, die sinnliche Königsstadt im Süden Marokkos, eine Stadt wie ein Märchen aus 1001 Nacht. Eindrückliche arabische Architektur mit prächtigen Moscheen und pompösen Palästen. Ein Labyrinth von verwinkelten Gassen führt durch die Medina mit seinen Souks, die historische Altstadt mit ihren Märkten. Der einmalige Platz Djemaa el Fna mit seinem orientalischen Flair bildet das Herz von Marrakesch. Der aufregende Mix zwischen Tradition und Moderne, sowie die unverkennbaren Sehenswürdigkeiten Marrakeschs, ziehen Reisende aus aller Welt an.

Trendziel Marrakesch

Nur die schmale Meerenge von Gibraltar trennt Marokko von Spanien – und doch liegen Welten zwischen den beiden Ländern. Hier stossen Atlantik und Mittelmeer, Afrika und Europa, Orient und Westen, arabische Lebensphilosophie und westliche Weltansicht aufeinander.

Unter den vier Königsstädten mit Fès, Rabat und Meknès, empfinden wir Marrakesch als das aufregendste Reiseziel. Der Ort war einstmals Residenz der herrschenden Sultane und ist voller bedeutender Kulturdenkmäler. Wir sind begeistert von den farbenfrohen Märkten, prachtvollen Palästen und kulinarischen Köstlichkeiten. Die Lage am Rand des Gebirges des Hohen Atlas, mit den im Winterhalbjahr mit Schnee bedeckten Gipfeln, ist wunderschön. Die Unterbringung in einem Riad, den zu kleinen Hotels umfunktionierten Häusern in der Altstadt, ist ebenfalls eine tolle Erfahrung. Marrakesch unterstreicht seinen Status als Trendziel. Marrakesch wird wegen den zahlreichen rötlich erscheinenden Lehmbauten auch die »rote Stadt« genannt. Mit Vororten zählt sie knapp drei Millionen Einwohner und ist somit die drittgrösste Stadt Marokkos.

Place des Ferblantiers in Marrakesch
Place des Ferblantiers in Marrakesch, die quirlige Stadt ist ein begehrtes Reiseziel in Marokko.

Auf dem Djemaa el Fna Platz

Der Djemaa el Fna ist der zentrale Platz der Stadt und wohl die bekannteste Sehenswürdigkeit in Marrakesch. Am »Platz der Gehenkten« wurden einstmals Verbrecher und Rebellen hingerichtet. Heute tummeln sich hier Marktverkäufer, Schlangenbeschwörer, Quacksalber, Wahrsager, Geschichtenerzähler, Künstler, Akrobaten und Musiker. Das unwiderstehliche orientalische Ambiente bietet für Einheimische und Touristen ein riesiges Spektakel. Der Platz ist ein Ort an dem Araber, Berber und andere Ethnien zusammenkommen, ein Konglomerat marokkanischer Kultur.

All die optischen und akustischen Eindrücke am Djemaa el Fna sind ein einzigartiges und unvergessliches Erlebnis. Es herrscht ein buntes und lautes Treiben, ein Jahrmarkt, Zirkus und Showarena vereint.

Und doch scheint der »Platz der Gehenkten« strengen Ordnungsprinzipien unterworfen: Essensstände stehen in Reih und Glied und sind mit einheitlichen Glühbirnchen behängt. Die andere Platzhälfte teilen sich die Artisten und Performer mit ihren Zuschauergruppen. 

Platz Djemaa el Fna in Marrakesch
Platz Djemaa el Fna im Herzen von Marrakesch, mit der Koutoubia-Moschee im Hintergrund.

Märchenerzähler und Schlangenbeschwörer

Fasziniert haben mich insbesondere die Märchenerzähler. Was bei unseren gamesüchtigen Kindern schon irgendwie ab einem frühen Alter out zu sein scheint, erfreut sich in Marokko einer grossen Beliebtheit bei Klein und Gross. Ein guter Erzähler zieht seine Zuschauer und Zuhörer in den Bann. Mit unterschiedlichen Stimmlagen und Personifizierungen verleiht er dem Akt noch mehr Ambiente. Das Publikum fiebert mit, ruft was zu, lacht um die Wette und sogar Erwachsene wischen sich mal eine Träne von der Wange bei hoher Dramaturgie.

Geduldig warten die Leute beim Stand des Schreibers. Man erklärt sein Anliegen, sieht ehrfurchtsvoll zu wie die Gedanken und Ideen zu Papier gebracht werden und bezahlt seine Dirham für das vollbrachte Werk.

Frauen sitzen auf niedrigen Hockern und bieten Henna-Tattoos für Füsse und Hände an. Trommler spielen sich mit viel Leidenschaft in Trance und ziehen die Massen an, die im Rhythmus mitwippen. So geht Disco auf marokkanisch.

Achtung beim Fotografieren. Für jedes tolle Sujet wird eine Gebühr verlangt. Insbesondere die Schlangenbeschwörer spielen nicht einfach so zum Spass. Du möchtest heimlich ein Foto schiessen? Irgendwo steht der Cousin des Fotografierten und erwischt dich. Bei der Verweigerung der Zahlung stehen bald noch mehr Familienangehörige um dich rum. Spätestens jetzt bist du in der Patsche.

Sehr schön lässt sich das Treiben von einem der vielen Terrassencafés aus beobachten. Denke daran, ein marokkanischer Kaffee ist nicht für den schnellen Konsum gedacht, er soll genossen werden. Lass dir Zeit die vielen Eindrücke Marrakeschs zu verarbeiten.

Platz der Gehängten Djemaa el Fna
Djemaa el Fna, der »Platz der Gehenkten«.

Streetfood und kulinarische Höhepunkte

Und nach dem Besuch tagsüber, solltest du unbedingt abends wiederkehren. Der Djemaa el Fna zeigt ein ganz anderes Gesicht. Der Platz verwandelt sich in ein riesiges Outdoor-Restaurant mit unzähligen Garküchen, welche kulinarische Spezialitäten anpreisen. Zahlreiche Saftstände verkaufen frisch gepressten Orangensaft. Andere Marktbuden bieten diverse Dattelsorten, Nüsse und getrocknete Früchte an.

Die Grillköche sind im Einsatz. Es duftet verführerisch nach Fleisch. Die Kräuter sind ein Fest der Sinne. Kebab, Suppen, gebratene Ziegenköpfe, gegrillter Fisch, Kefta, die roten Merguez-Würstchen und allerlei Salate stehen auf dem Angebot. Dazu Brochettes, Fleischspiesschen aus Hammel-, Lamm- oder Rindfleisch.

Tajine ist eine Symphonie erlesener Ingredienzien, die mit den Jahreszeiten und den Regionen variieren. Eine Tajine muss in einem Tontopf zubereitet werden, auf der ein glockenartig gewölbter Deckel den aufsteigenden Dampf einfängt und ihn kondensiert wieder dem schmorenden Gericht zuführt.

Das Allerweltsgericht Couscous ist ein fester Bestandteil der nordafrikanischen und marokkanischen Küche. Die Grundlage ist ein Hartweizengriess, der in einem komplizierten Verfahren mehrmals angefeuchtet, zerbröselt, über Dampf gegart, erneut befeuchtet und wieder zerbröselt wird.

Streetfood auf Markt in Marokko
Streetfood mit getrockneten Früchten auf einem Markt in Marokko.

Koutoubia-Moschee

Die Koutoubia-Moschee mit seinem eindrücklichen Minarett liegt am Rande des Djemaa el Fna Platzes und ist eines der Wahrzeichen von Marrakesch. In der Moschee finden 20’000 Gläubige Platz. Herrliches Dekor mit Mosaikkacheln verziert den Turm. Das 77 m hohe und über 800 Jahre alte Minarett überragt die Dächer der Medina und dient uns auch immer als Orientierungspunkt.

Minarett der Koutoubia Moschee
Minarett der Koutoubia Moschee.

Labyrinth aus Gassen und Plätzen

Die Medina ist Marrakeschs historischer Stadtkern, umgeben von einer etwa 9-12 Kilometer langen Mauer mit so manchem prachtvollen Eingangstor. Die Altstadt ist ein Labyrinth und Wirrwarr von Gassen, Treppen, Durchgängen, Plätzen, Gewölben und so mancher Sackgasse. Am besten einfach losziehen und sich darin verlieren, um die fantastische Welt des Orients hautnah zu erleben.

Souk in der Altstadt von Marrakesch
Ein Bummel durch die verwinkelten Gassen der Altstadt mit ihren Souks ist ein Erlebnis.

Souks und Märkte

Die Souks sind das kommerzielle Viertel, hier herrscht hektisches Treiben. Auf dem Basar bieten Händler und Handwerker ihren Service oder Waren mal zurückhaltend lächelnd, mal laut gestikulierend an.

Durch das dichte Gedränge bahnen wir uns einen Weg vorwärts. Eigentlich dachten wir eher an Kochgewürze bei unserem Besuch auf dem Gewürzmarkt bei der »Place Rahba Kedima«. Doch wie uns ein wortgewandter Verkäufer in astreinem deutsch versichert, hat er auch Kräutermischungen, um die bösen Geister zu vertreiben, gegen Impotenz oder Haarausfall. Dabei streicht er sich über seine pechschwarze Haarpracht, wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Ob er vorhin glatzköpfig gewesen ist?

Wir besuchen den Souk der Kupfer- und Eisenschmiede mit ihrer grossen Auswahl an Alltagsgegenständen für die Einheimischen und Souvenirs für die Touristen. Im »Souk des Teinturiers« arbeiten praktisch nur Männer. Hier färben sie Stoffe und Wolle in den unterschiedlichsten Farben. Zur Trocknung dienen über die Innenhöfe und über die Gassen gespannte Seile.

Souk in der Medina von Marrakesch
Alltag in der Medina von Marrakesch.

Bahia-Palast

Der Bahia-Palast ist ein Meisterwerk maurischer Baukunst mit wundervollen Schnitzereien und hübsch bepflanzten Innenhöfen. Der riesige Palast war einst Residenz des Paschas El Glaoui. Er soll über 160 Räume haben, ein Zeichen des überschwänglichen Luxus, welchen sich die früheren Herrscher gönnten. Bei einer Führung durch die Gemächer und Gärten gewinnst du einen Eindruck vom luxuriösen Leben der Oberschicht.

Bahia Palast in Marrakesch
Bahia Palast in Marrakesch, mit seinen wunderschönen Innenhöfen.

Koranschule Medersa Ben Youssef

Die ehemalige Hochschule für islamische Theologie, die Medersa Ben Youssef, gehört zu den schönsten Sehenswürdigkeiten von Marrakesch. Die ganze Architektur und Verzierungen sind ein anmutiges Meisterwerk seiner Zeit. Die Schnitzereien, Mosaike, Fresken und Stuckarbeiten zeugen von feinster islamischer Baukunst.

Sehenswürdigkeit Marrakesch: Medersa Ben Youssef
Top-Sehenswürdigkeit in Marrakesch, die Koranschule Medersa Ben Youssef.

Saadier-Gräber

Einer der Herrscher hatte die Gräber zumauern lassen. Deshalb wurde die lange Zeit vergessene Grabstätte erst 1927 wiederentdeckt. Auf dem Gelände befinden sich zwei Mausoleen mit Gräbern von 60 Mitgliedern der Saadier-Dynastie. Die Räume sind mit feinsten Schnitzereien, Stuck und Marmor ausgestaltet. Besonders elegant ist der »Saal der zwölf Säulen«.

Dar-Si-Said Museum
Das reich verzierte Dar-Si-Said Museum, es bietet viele Exponate der Berber-Kultur.

El-Badi Palast

El-Badi war einst der grösste Palast in Marrakesch. Nun lassen die beeindruckenden Mauern und verwaisten Innenhöfe die ursprüngliche Pracht nur noch erahnen. Die Saadier wollte ihre Macht und Wohlstand zum Ausdruck bringen. Leider erstrahlte der Palast nur für kurze Zeit in vollem Glanz, er wurde von einer konkurrierenden Dynastie zerstört.

El-Badi Palast
El-Badi war einst der prächtigeste Palast in Marrakesch.

Neustadt Gueliz

Ein ganz anderes Gesicht zeigt Marrakesch in Gueliz, in der Neustadt. Die grosszügigen Strassen wurden von den französischen Kolonialherren angelegt. Das traditionelle Ambiente der mittelalterlichen Medina weicht einer kosmopolitanen Modernität. Shopping und Kunstgalerien, schicke Luxushotels und Clubs reihen sich aneinander. Als passionierte Bahnreisende, gehörte für uns der Besuch des architektonisch beeindruckenden Bahnhofs zum Pflichtprogramm. Marokko ist ein muslimisches Land und Alkohol kein Grundbedürfnis. Falls du doch mal Lust auf ein Bier oder einen Drink hast, wirst du in Gueliz fündig.

Bahnhof in der Neustadt Gueliz
Bahnhof in der Neustadt Gueliz.

Botanischer Garten Jardin Majorelle

Im botanischen Garten Jardin Majorelle wachsen vielfältige tropische Pflanzen, wie Kakteen und Bougainvillea. Die blau getünchten Pavillons kontrastieren wundervoll mit der Natur. Der französische Kunstmaler Jacques Majorelle hatte den Garten ursprünglich als Privatgarten anlegen lassen. Der Modeschöpfer Yves Saint Laurent setzte das grüne Kunstwerk fort und übergab die Gartenanlage schlussendlich der Stadt Marrakesch und den Bewohnern von Marokko.

Jardin Majorelle
Botanischer Garten Jardin Majorelle.

Menara-Garten

Der Menara-Garten ist ein Stadtpark etwas ausserhalb von Marrakesch. Im Hintergrund erkennt man bereits die ersten Ausläufer des Atlas Gebirges. Der künstlich angelegte See im Park stellt ein Meisterwerk mittelalterlicher Technik dar. Das Reservoir wird von einem unterirdischen Aquädukt gespeist, das klares Wasser aus dem Hohen Atlas bringt. Magisch spiegeln sich auf der Wasseroberfläche der Pavillon und die hoch aufragenden Bäume und Palmen. In den Obstgärten und Olivenhainen trifft sich die Bevölkerung zum Picknicken und zur Entspannung.

Menara-Garten mit Atlas Gebirge
Wasserbassin mit Pavillon im Menara-Garten, mit dem von Schnee bedeckten Atlas Gebirge im Hintergrund.

Reiseinformationen

Anreise

Der Flughafen von Marrakesch ist gut eingebunden in das europäische Flugnetz. Direktflüge gibt es z.B. mit Lufthansa ab Frankfurt, mit Ryanair ab Berlin oder Edelweiss Air ab Zürich.

Der »Marrakesh Menara Airport« (IATA-Code: RAK) liegt etwa 7 Kilometer ausserhalb des Stadtzentrums. Der Flughafenbus der Linie 19 fährt direkt zum Platz Djemaa el Fna. Ein Taxi kostet gar nicht viel mehr und braucht nur rund 20 Minuten. 

Unterkunft in Riad in Marrakesch
Kunstvoll verzierter Gang in einem historischen Gebäude.

Unterkunft in einem Riad

Wer die Königsstadt authentisch erleben will, sollte seine Unterkunft unbedingt in einem Riad wählen. Dies sind historische Stadthäuser, welche aufwendig und liebevoll in Hotels umgestaltet wurden. Meist gruppieren sich die Zimmer um einen prächtigen Innenhof, mit vielen Pflanzen, Verzierungen und Wasserspielen und ergeben eine kleine Oase der Ruhe in der geschäftigen Altstadt. Auf dem Dach vieler Riads befindet sich eine Terrasse, wo du das Frühstück einnehmen kannst und das lebhafte Treiben Marrakeschs verfolgen kannst. Der Nachteil ist, dass sie wegen der Lage mitten in der Altstadt oft nur zu Fuss zu erreichen sind und im Labyrinth der Gassen schwer zu finden sind.

Radfahrer bei der Altstadt
Radfahrer bei der Altstadt, vor den Toren der Medina.

Orientalisches Bad Hammam

Ein Hammam gehört wie eine Moschee zu jedem Quartier in einer orientalischen Stadt. Der regelmässige Besuch eines öffentlichen Bades gehört heute noch zum Alltag der Marokkaner. Auch Reisende sind willkommen und sollten sich einen Besuch im orientalischen Dampfbad nicht entgehen lassen. Es gibt meist unterschiedlich temperierte Räume, mit unterschiedlich temperiertem Wasser aus kleinen Wandbrunnen oder Wasserröhren. Kleine Eimer dienen als Schöpfgefässe.  Oder wie wäre es mit einer Massage nach dem Stadtspaziergang? Ein Hammam ist entweder nach Geschlechtern in zwei Bereiche geteilt oder es gibt unterschiedliche Besuchszeiten für Männer und Frauen.


Ausflugsziel Hoher Atlas

Ruhe und Erholung vom ganzen Trubel verspricht ein Ausflug ins Gebirge des Hohen Atlas. Nur etwa zwei Stunden ausserhalb von Marrakesch kommen Outdoor-Enthusiasten voll auf ihre Rechnung, bei abenteuerlichen Aktivitäten wie Mountainbiking oder Trekking Touren.

Berberdorf im Hohen Atlas Gebirge
Berberdorf im Hohen Atlas Gebirge.
Ana Richter
Ana stammt ursprünglich aus Osteuropa und ist immer wieder gerne dort unterwegs. Am liebsten besucht sie europäische Städte, erkundet die lokalen Sehenswürdigkeiten, lässt sich kulinarisch verwöhnen und kann eine gefühlte Ewigkeit in Cafés verbringen, gepowered von Chai Lattes.