Bunte Kolonialstadt, karibisches Meer und Zuckermühlen

Eingebettet zwischen karibischem Meer und der Sierra del Escambray als Hintergrundkulisse, liegt Trinidad, die wahrscheinlich schönste Kolonialstadt in Kuba und ein von der UNESCO geschütztes Weltkulturerbe. Grosszügig angelegte Kolonialpaläste, einladende Plätze, kopfsteingepflasterte Strassen dominieren den kolonialen Kern der Stadt. Das türkisblaue Meer mit weissen Sandstränden der Playa Ancón befindet sich nur einige Kilometer von Trinidad entfernt. Ein lohnenswerter Ausflug führt ins historische Valle de los Ingenios, ins Tal der Zuckermühlen.

Geschichtlicher Einstieg

Die Stadt La Santisima Trinidad wurde 1514 von Diego Velázquez gegründet. Nahe gelegene Flüsse versprachen reichen Goldsegen. Tatsächlich konnten die Spanier anfänglich einiges Edelmetall in ihr Heimatland liefern. Doch als unter Hernán Cortés in Mexiko deutlich grössere Gold- und Silbervorkommen entdeckt wurden, verloren die vergleichbar schmalen Funde in Trinidad gänzlich ihre Bedeutung.

Kolonialstadt Trinidad und Sierra del Escambray
Kolonialstadt Trinidad mit dem Gebirgszug der Sierra del Escambray im Hintergrund.

Anbau von Zuckerrohr

Die nächste Blütezeit folgte im 18. Jahrhundert. Dank schwarzer Sklaven als billige Arbeitskräfte, boomte der Anbau von Zuckerrohr. Grossgrundbesitzer häuften einen unermesslichen Reichtum an. Fast 100 Jahre dauerte die Ausbeutung, bis die Sklaven sich erhoben und die rund 40 Zuckerfabriken niederbrannten.

Von der Kolonialstadt zur Museumsstadt

Wegen der relativen Abgeschiedenheit hinter dem Gebirge der Sierra del Escambray und der schlechten verkehrstechnischen Anbindung, geriet Trinidad etwas in Vergessenheit. Doch genau dieser Fakt hat die Stadt auch vor modernen Bausünden bewahrt. Die städtebauliche Substanz aus der prägenden Kolonialzeit ist erhalten geblieben und dank Renovierungen der historischen Gebäude, rühmt sich Trinidad nun als Museumsstadt.

Bunte kubanische Häuser
Bunte kubanische Häuser mit den für Trinidad typischen Gittern.

Tourismus in Trinidad

Die dritte Blütezeit scheint nun der Tourismus eingeläutet zu haben. Die Ernennung zum UNESCO-Welterbe bedeutet weltweite Aufmerksamkeit und entsprechende Einnahmen. Doch die Medaille hat auch eine Kehrseite. Nicht alle können profitieren und ein Teil der Bevölkerung leidet auch darunter. Die Touristen verdrängen die Bewohner aus dem Zentrum. Noch herrscht kein akuter Overtourismus. Doch Trinidad tut gut daran, sich auf seine ursprüngliche Stärke zu besinnen und das authentische Kuba zu bewahren.

Malerisches Zentrum

Prächtige Herrschaftshäuser der ehemaligen Zuckerbarone bilden einen gewaltigen Kontrast zu den teils baufälligen Häusern. Die vielen bunten Gebäude sind mit charakteristischen Gittern vor den Fenstern versehen und mit roten Ziegeldächern gedeckt. Enge, kopfsteingepflasterte Gassen und Plätze bilden die Lebensader der Bewohner von Trinidad.

An den Marktständen wird lokales Handwerk feilgeboten, insbesondere die Stickereien sind bekannt hier. Immer mehr Kunstgalerien zeigen die Werke von lokalen Künstlern. Die mit Statuen und Palmen geschmückte Plaza Mayor bildet das Herz von Trinidad. Die auffälligsten Gebäude rund um den Platz sind die Kirche Iglesia Parroquial de la Santisima Trinidad und das Museo Romantico im Palacio Brunet.

Zentrum von Trinidad mit der Plaza Mayor
Zentrum von Trinidad mit der Plaza Mayor.

Cuba Autentica auf der Gasse

Am besten bummelst du ziellos durch die Innenstadt und lässt dich treiben von deinem Reiseinstinkt und den vielen Eindrücken. Trinidad vermittelt das Gefühl, als sei die Zeit stehen geblieben, es schwebt die Atmosphäre des vergangenen Jahrhunderts über der Stadt. Gelegentlich rumpelt ein Pferdewagen vorbei, die immer noch für den Warentransport benutzt werden.

Oldtimer aus den 1950er Jahren

Eine ungewöhnliche und vor allem auch ungewollte Attraktion in Kuba sind die aufwendig in Stand gehaltenen vorrevolutionären Oldtimer. Die Kubaner sind Weltmeister für improvisierte Reparaturen, sie pflegen die Karossen wie eigene Kinder. Da steht ein pinkfarbener Buick Roadmaster, dort ein aufpolierter Chevrolet Deluxe und drüben ein blassgrüner Dodge Custom Royal. Das glänzende Chrom und die geschwungenen Heckflossen lassen das Herz eines jeden Autoliebhabers heftiger pochen.

Oldtimer in Trinidad
Oldtimer in den Gassen von Trinidad.

Los Cubanos

Die Leute haben noch Zeit für ein Schwätzchen, man diskutiert über Baseball, den Nationalsport Kubas. Musiker spielen ganz spontan auf der Strasse auf. Ältere Menschen dösen in ihren Schaukelstühlen vor der offenen Haustüre. Einige Jugendliche basteln an einem Oldtimer herum, beobachtet von kubanischen Zigarren rauchenden Senioren. Beim Domino spielen wird schon mal ein Gläschen Rum konsumiert. Die Gassen fungieren als Wohnzimmer der Einheimischen.

Es scheint als liessen sich die Kubaner nicht von ihrer Routine abbringen, auch wenn immer mehr Touristen wie in einem Freilichtmuseum durch ihre Heimatstadt trampeln und gierig auf die Auslöser ihrer Kameras drücken.

Kubanische Musiker
Kubanische Musiker spielen auf.

Nostalgie vs Zukunft

Kubaner sind Lebenskünstler. Auch in widrigen Umständen kaschieren sie die Realität und vermitteln eine geradezu ansteckende Lebensfreude. Oder doch nicht? Bei den für uns Besucher mit Bewunderung zur Kenntnis genommenen kubanischen Nostalgie und Retro-Look gerät der tägliche Kampf der Bewohner in den Hintergrund. «Socialismo o muerte», Sozialismus oder Tod, prangt auf einem Plakat in einer Seitengasse. Das wahre Bild der Karibikinsel findest du erst im direkten Austausch mit den Einheimischen, sobald du das Vertrauen eines Kubaners gewonnen hast.

«Der Oldtimer steht nicht an der Ecke, um von euch fotografiert zu werden», meint Jorge etwas verächtlich. «Wir bekommen kein Benzin!»

«Natürlich liebe ich die Salsa-Rhythmen! Noch mehr liebe ich Dollar und etwas zu essen auf dem Tisch.» Ernüchternde Bilanz eines Strassenmusikers.

«Eigentlich bin ich Anwalt.» Der ernst dreinblickende Sebastian hadert mit seinem Schicksal. Obwohl er völlig überqualifiziert ist, verdient er ähnlich viel, respektive wenig beim Verkauf von Souvenirs. Eine abstruse Konsequenz des kubanischen Sozialismus.

Altstadt von Trinidad
Kolonialarchitektur in der historischen Altstadt von Trinidad.

Socialismo tropical

Eigentlich wären die Menschen Kubas grösstes Potenzial. Doch der allmächtige Staat gibt dem Individuum praktisch keine Chance sich zu entfalten. Die todkranke Planwirtschaft des «socialismo tropical» und die ausufernde Korruption hat immer mehr Armut zur Folge. Der Aufbruch zu einer besseren Zukunft lässt weiter auf sich warten.

Der nächtliche Rhythmus

Aus den Restaurants und Bars erklingt traditionelle kubanische Musik: Salsa, Son oder der insbesondere bei Jugendlichen beliebte Reggaeton, ein Mix aus Reggae, Hip-Hop und lateinamerikanischen Musikrichtungen. In Trinidad liegen die Tanzclubs nur wenige Tanzschritte auseinander. Die «Casa de la Musica» ist ein guter Startpunkt. Live-Musik sorgt für lange Nächte. Und wer immer noch nicht genug hat, begibt sich zu später Stunde noch in die Disco Las Cuevas im gleichnamigen Hotel auf einem Hügel oberhalb von Trinidad.

Städtereise nach Trinidad
Städtereise nach Trinidad, an Kubas Südküste.

Ausflüge

Karibischer Strand Playa Ancón

Tropische Palmen, weisser Sandstrand, türkisfarbenes Meer und ein strahlend blauer Himmel machen das karibische Paradies perfekt. Die Playa Ancón liegt ca. 10 km von Trinidad entfernt und gilt als einer der schönsten Strände an Kubas Südküste.

In Trinidad kannst du dir ein Fahrrad ausleihen für den Trip oder du nimmst ein Taxi. Am Strand befinden sich drei Hotels, wobei wir das Brisas Trinidad del Mar empfehlen. Hier kannst du auch einen Liegestuhl als Tagesgast mieten oder du spazierst ein paar hundert Meter weiter zu den unverbauten Strandabschnitten.

Karibischer Strand Playa Ancón in Kubas Süden
Karibischer Strand der Playa Ancón an Kubas Südküste.

Zuckermühlen im Valle de los Ingenios

Ein lohnenswerter Tagesausflug führt von Trinidad durch das Valle de los Ingenios, das Tal der Zuckermühlen, zur Torre Manaca Iznaga, dem Wahrzeichen der Region. Von der Turmspitze überwachten Aufseher die Sklaven und meldeten Fluchtversuche per Glocke. Kulturgeschichte des Zuckeranbau und der damit verbundenen Sklaverei. Hier schlug einst das ökonomische Herz von Kuba, dank dem Zuckeranbau war es die reichste Region der Insel. Heute ist das Valle de los Ingenios eine geschützte und bei Touristen beliebte Kulturlandschaft. Fantastisch thront die Gebirgssilhouette der Sierra del Escambray im Hintergrund.

Zuckermühle im Valle de los Ingenios
Blick vom Turm Torre Iznaga auf das Valle de los Ingenios, das Tal der Zuckermühle.

Gebirgswelt Sierra del Escambray und Topes de Collantes

Der Nationalpark Topes de Collantes ist ein Teil der Sierra del Escambray, dem zweithöchsten Gebirge Kubas. Hier auf 800 m Höhe sind viele endemische Tier- und Pflanzenarten anzutreffen. Die Region wird durchzogen von Regenwald, aber auch von Pinien- und Eukalyptusbäumen. Ferner prägen Höhlensysteme, Wasserfälle, Flüsse und Seen wie der Lago Hanabanilla das Landschaftsbild.

Wer auf dem Topes de Collantes gerne aktiv sein möchte, kann eine der Wanderrouten versuchen. Unter anderem kannst du einen Wasserfall und eine Höhle zu Fuss erreichen.

Topes de Collantes und Sierra del Escambray
Nationalpark Topes de Collantes in der Sierra del Escambray, mit dem Stausee Lago Hanabanilla.
Jack Schulz
Der Weltentdecker Jack fühlt sich in den heimischen Alpen auf einem Trekking oder mit dem Mountainbike genau gleich wohl wie draussen in der weiten Welt. Seine längste Reise führte in über 5 Jahren von Kanada in die USA und nach Mexiko, durch ganz Mittelamerika und die Karibik bis tief runter nach Südamerika. Das Fernweh ist jedoch nicht kuriert. Die Passion für Outdoor Adventure und das Erkunden von neuen Ländern ist dominanter als je zuvor.