Bizarre Wüstenlandschaft und fotogene Kakteen

Die Tatacoa Wüste (Desierto de la Tatacoa) gehört zu den attraktivsten Naturschauplätzen in Kolumbien. Eine bizarre, vom seltenen fallenden Regen geformte Landschaft, mit erodierten roten Felsen und Schluchten. Einen Farbtupfer in der kargen Szenerie bilden die riesigen, kerzenhalterartigen Kakteen. Ein Bad in einem der Wasserbecken mitten in der heißen Wüste gehört zu den Highlights.

Die Tatacoa Wüste im zentral-kolumbianischen Departament Huila ist eine nicht übermäßig stark besuchte Sehenswürdigkeit. Im Vergleich zum fruchtbaren Magdalena-Tal bietet die Tatacoa einen extremen Kontrast und begeistert die Reisenden mit seltsam anmutenden Felskegeln, Erosionsfalten, zu Fabelwesen verformte Sandsteinkliffs, bis zu 20 m tiefe und stark erodierte Canyons sowie teilweise labyrinthische Mondlandschaften. Weitere Highlights sind die Schwimmbecken von Los Hoyos und bei Constantino.

Hier findest du eine vollständige Anleitung zur Erkundung der kolumbianischen Tatacoa Wüste, einschließlich Informationen darüber, wo du übernachten kannst und was dich für Attraktionen erwarten.

Wie kommt man in die Tatacoa Wüste?

Die Tatacoa Wüste liegt auf halbem Weg zwischen Kolumbiens Hauptstadt Bogotá und San Agustin. Zunächst musst du nach Neiva reisen, in die Hauptstadt des Departamentos Huila. Von Neiva verkehren regelmäßig «colectivos» (Sammeltaxis) nach Villavieja, dem Ausgangspunkt für einen Ausflug in die Wüste. Die Fahrzeit beträgt rund eine Stunde.

Um zu den sehenswerten Landschaftsformen der Wüste zu gelangen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Du kannst die ca. 4 km zu Fuß zurücklegen, in Villavieja ein Fahrrad mieten oder du heuerst ein Mototaxi an, mit einem lokalen Fahrer, der dir die Highlights zeigt. So einfach ist das!

Tatacoa – Wüste oder nicht?

Gleich vorweg… auch wenn sie wie eine Wüste aussieht und auch wenn man das angesichts der hohen Temperaturen bis zu 50° glauben würde, ist die Tatacoa keine richtige Wüste. Eigentlich ist es ein semiarider tropischer Trockenwald.

Dieser entstand dank der einzigartigen geografischen Lage zwischen den beiden Gebirgszügen der Zentral- und der Ostkordillere, Die Region wird auf allen Seiten von Bergen umgeben. Die Regenwolken bleiben an den Gipfeln rund um den Nevado de Huila (5750 m) hängen und bekommen den Großteil des Niederschlags ab. Somit bleibt es in der Tatacoa meist trocken.

Da wir nun den wissenschaftlichen Standpunkt geklärt haben, nennen wir sie wieder «Desierto de la Tatacoa», wie die Kolumbianer. Sie ist heiß, trocken und mit spärlicher Vegetation. Diese Charakteristiken reichen, um als Wüste bezeichnet zu werden. Jedenfalls ist das 300 km2 große Gebiet ein einzigartiges Ökosystem und eine tolle Sehenswürdigkeit in Kolumbien.

Ihren Namen hat sie übrigens von den hier vorkommenden Tatacoa Schlange. Diese kann vorwärts und rückwärts kriechen, der Kopf und Schwanz haben ein ähnliches äußeres Erscheinungsbild, um Raubtiere und Beute zu verwirren, weshalb sie als «zweiköpfige Schlange» bezeichnet wird. Gesehen haben wir das Tier trotz mehrerer Besuche noch nie.

Fauna und Flora

Die Wüste ist einer starken Erosion unterworfen und weist eine relativ begrenzte Flora und Fauna aus. Die Pflanzen- und Tierwelt hat sich an die Bedingungen mit wenig Niederschlag und hohen Temperaturen angepasst. Die Pflanzen in diesem Gebiet haben über die Jahrhunderte ein ausgedehntes Wurzelsystem entwickelt, um den Zugang zu Wasser zu erleichtern. Die Kakteen wachsen bis zu einer Höhe von fünf Metern. Zu den Wildtieren zählen unter anderem Schlangen, Spinnen, Skorpione, Nagetiere und Adler.

In der Tatacoa sind Ablagerungen von Flora und Fauna aus verschiedenen geologischen Zeiten zu finden. Die viele Millionen Jahre alten Fossilien machen die Wüste zu einem beliebten Reiseziel für Geologen und Paläontologen.

Was in der Tatacoa Wüste zu sehen und zu tun ist

Die meisten Explorer verbringen zwei Tage in der Tatacoa, mit einer Übernachtung in Villavieja oder in der Wüste selbst. Ein dritter Tag gibt dir noch mehr Flexibilität und natürlich Zeit für Erkundungen oder falls du einfach mal abhängen möchtest.

Von Villavieja kommend durchquerst du zuerst den Bosque del Cardón, einen kleinen Kakteenhain, mit kerzenhalterartigen Kandelaber Kakteen. Nach etwa 4 km erreichst du El Cusco mit dem «Observatorio Astronómico de la Tatacoa».

Sternwarte in der Wüste

Eine der Hauptattraktion der Wüste ist der Sternenhimmel und die Sternbeobachtung. Im Observatorium (Facebook von OAT Starlight) kannst du gegen eine geringe Gebühr die leistungsfähigen Teleskope benützen. Die ansässigen Astronomen vermitteln ihr Wissen und stehen bei Fragen gerne zur Verfügung. Plane deinen Besuch für den Neumond, um die Lichtverschmutzung zu minimieren und das Erlebnis des nächtlichen Universums zu maximieren. Die Sterne wirken zum Greifen nah.

Das Labyrinth von Cusco

Gegenüber dem Observatorium findest du den landschaftlich wohl spektakulärsten Bereich der Wüste. «Laberintos del Cusco» (Labyrinth von Cusco) nennen die Kolumbianer die Landschaft aus bizarren, orangerötlichen Felsformationen und den dekorativen Kakteen rundherum. Die Färbung der Erde entsteht durch die verschiedenen Substanzen im Boden, wie z.B. Kupfer. Mit der Abendsonne wirkt das Leuchten der Farben unvergesslich.

Dringe noch tiefer in das Gebiet ein. Einige Kilometer weiter auf einer staubigen Piste kommst du zum Aussichtspunkt Ventanas (Fenster), der dir einen imposanten Blick auf die wüstenartige Mondlandschaft erlaubt. Die bizarren Gesteinsformationen und die riesigen Kakteen verleihen der Wüste einen mystischen Touch.

Los Hoyos in der Grauen Wüste

Nach weiteren 5 km erreichst du Los Hoyos, auch die Graue Wüste genannt. Ein magischer Ort aus grauem Sand und natürlichen Skulpturen aus der Erosion der Erde. Der Sektor ist wegen der Menge an Phosphat und Schwefel im Boden völlig grau. Felsen bestehen aus verschiedenen Schichten und gräulichen Farben. Die Fossilien in den Felsen bezeugen eine Millionen Jahre alte Geschichte. Es lohnt sich zu Fuß einen Spaziergang zu unternehmen.

Wenn du jemals eine Oase besuchen wolltest, kommst du diesem Wunsch hier ziemlich nah. Tief in einem kargen Tal liegt ein von einer natürlichen Quelle gespeistes Badebecken. Was für ein Gefühl, sich in dieser surrealen Landschaft im Wasser zu erfrischen.

Peñon de Constantino

Ein anderer Tipp für ein kühlendes Bad ist Peñon de Constantino. Aus einem Schlangenkopf plätschert das Wasser in einen kleinen Pool mitten in der heißen Wüste. Wir sind für unser Mittagessen hierher gefahren, können wir wirklich empfehlen.

Wo kannst du übernachten?

Der Ausgangspunkt für die Erkundung der Region ist die kleine Wüstenstadt Villavieja. Der Ort liegt am Ufer des großen Rio Magdalena, ein echter Kontrast zu den trockenen Landschaftsformen östlich davon. Villavieja hat bei Reisenden in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen, daher gibt es zwischenzeitlich eine gute Infrastruktur mit kleinen Tante-Emma-Läden, sowie einige Restaurants und Unterkünften.

Bei unserem letzten Besuch waren wir im Hotel Yararaka (Facebook). Die einfach aber zweckmäßig ausgestatteten Zimmer werden von einem riesigen Strohdach überdeckt. Die einzelnen Räume haben dadurch keine Decke, was die Kommunikation mit den Nachbarn erleichtert, jedoch die Privatsphäre einschränkt. Im gemütlichen Innenhof lädt ein Pool zum Erfrischen ein.

Spektakulär ist natürlich eine Übernachtung mitten in der Wüste. Eine gute Option für preisbewusste Reisende ist das Hostal Noches de Saturno, ein einfaches Backpacker-Hostel, nur einen Steinwurf vom astronomischen Observatorium entfernt. Neben den spartanisch eingerichteten Zimmern kannst du hier auch zelten oder in einer Hängematte schlafen.  Das Hostel verfügt sogar über ein Schwimmbecken.

Das außergewöhnliche Bethel Bio Luxury Hotel (Website) bietet eine aufregende Zimmergestaltung und einen Swimmingpool mit Blick auf die umliegende Wüstenlandschaft. Auf Online-Portalen wie Tripadvisor wird das Hotel als überteuert mit wenig Bio und wenig Luxury beschrieben. Mache dir ein eigenes Bild vor deiner Buchung. Wir kennen die Unterkunft nur aus der Ferne.

Dies ist nur eine kleine Auswahl, es gibt noch etliche weitere Hotels, Cabañas, Glamping und Camping in Villavieja und Umgebung.


Kakteen, Wüste und Meer

Magst du Kakteen und Wüsten? Dann würde dir die Halbinsel Baja California in Mexikos Norden ganz bestimmt gefallen. Der Landstrich ist eingeklemmt zwischen dem Pazifik und dem Golf von Kalifornien – der Faktor Meer macht das Reiseziel zusätzlich spannend.

Paul Wild
Paul behauptet von sich immer in die grossen Fussstapfen des Reiseautors Paul Theroux zu treten. Davon ist er noch weit, weit entfernt. Doch das Fernweh ist trotzdem vorhanden und die Lust am Schreiben auch. Die Welt ist sein zu Hause. Mehrere Langzeitreisen stehen in seinem Lebenslauf, auf allen Kontinenten. Von der letzten Weltreise wird Paul immer wieder über das eine oder andere Highlight berichten.