Schönste MTB-Reviere im Süden von Chile

Abenteuer, Einsamkeit, unendliche Weite und grenzenlose Freiheit charakterisieren die zu Chile und Argentinien gehörende Region Patagonien. Der Faszination der Landschaft kann sich kein Naturliebhaber entziehen. Das Gebiet im südlichen Südamerika ist auch für Radreisende und Mountainbiker ein riesiger Vergnügungspark: abenteuerlichen Downhills an den Hängen der zahlreichen Vulkane, knackige Trails in den Anden, wunderschöne Genießerstrecken entlang der zahlreichen Seen und Fijorde, üppige Urwaldvegetation auf der Carretera Austral und einmalige Bikerouten in den Araukarienwäldern.

Patagonien Steckbrief

Patagonien ist ein weitläufiges und dünn besiedeltes Gebiet im Süden von Chile und Argentinien, bekannt für seine spektakulären Landschaften. Die Region umfasst Gletscher, Fjorde, Seen, Andenberge sowie ausgedehnte Steppen und Wälder. In Chile ist Patagonien geprägt von zerklüfteten Küsten, Regenwäldern und schwer zugänglichen Landstrichen, während auf argentinischer Seite vor allem trockene Ebenen dominieren. Das Klima ist rau, oft windig und wechselt schnell, besonders im südlichen Patagonien, wie beispielsweise beim Nationalpark Torres del Paine. Südamerikas Süden gilt als eines der letzten großen Wildnisgebiete der Welt.

Landschaft mit See in Patagonien in Südamerika
Typische Landschaft mit See und Bergwelt in Patagonien im südlichen Südamerika.

Wo beginnt Patagonien?

Patagonien ist eine Traumdestination für Naturfreunde und Outdoor-Enthusiasten. Keine Frage, da müssen wir mit unseren Mountainbikes hin. Doch über der Karte gebeugt stellt sich umgehend die Frage, wo beginnt Patagonien überhaupt?

Das Problem ist, dass die tatsächlichen geografischen Grenzen von Patagonien heiß umstritten sind. Grob gesagt erstreckt sich Patagonien südlich vom chilenischen Seengebiet bei Puerto Montt, bis zur Magellanstraße im Süden. Einige Quellen zählen Feuerland auch noch zu Patagonien, andere nicht.

  • Nördliches Patagonien: Chilenisches Seengebiet und Puerto Montt. Dank der guten Erreichbarkeit mit dem national bestens eingebundenen Flughafen, gilt Puerto Montt als Tor zu Patagonien auf chilenischer Seite. Zudem ist die Provinzstadt der Ausgangspunkt der Carretera Austral, der chilenischen Fernstraße durch ganz Patagonien. Die charakteristische, zerklüftete Fjordlandschaft Chiles geht über in den zentralen Abschnitt.
  • Zentrales Patagonien: Die Región de Aysén ist abgeschieden und gering besiedelt. Die größte Stadt ist Coyhaique, mit dem nahegelegenen Flughafen in Balmaceda. Die Landschaftsformen wechseln zwischen Regenwald, Gletschern und Seen, wie dem riesigen Lago General Carrera, dem größten See Patagoniens.
  • Patagoniens Süden: Je weiter südlich man kommt, desto dramatischer wird die Landschaft. Das Highlight ist unbestritten der weltbekannte Torres del Paine Nationalpark, mit seinem ikonischen Bergmassiv, den eindrücklichen Gletschern und türkisfarbenen Seen. Die wichtigsten Städte sind Puerto Natales und Punta Arenas.
Welt Explorer Bike wilder Süden in Patagonien
Welt Explorer Tour im wilden Süden Patagoniens.

Mountainbiking im nördlichen Patagonien

Das chilenische Seengebiet

Somit ist für uns der Ausgangspunkt der Bikereise nun auch klar. Wir starten unser Bike Adventure in Puerto Montt. Doch statt gleich nach Süden ins Kerngebiet Patagoniens zu stechen, möchten wir zur Einstimmung das Bike-Revier im chilenischen Seengebiet erkunden.

Lago Llanquihue, Lago Rupanco, Lago Puyehue und Lago Ranco, Lago Maihue – das chilenische Seenland geizt nicht mit reizvollen Gewässern. Während der westliche Teil der Region eher flach ist, erheben sich gegen Osten die ersten Vorläufer der Anden. Keine Frage, der gebirgigere Teil ist für Mountainbiker ungemein interessanter.

Vulkan Osorno am Lago Llanquihue
Der leicht mit Schnee bedeckte Vulkan Osorno am Lago Llanquihue im chilenischen Seengebiet.

Bike-Revier Lago Ranco und Lago Maihue

Wir haben uns den Lago Ranco und Lago Maihue als Bike-Revier ausgesucht. Warum? Weil es auf der Karte schön abgelegen aussieht – deshalb! Auf die Frage an unsere chilenischen MTB-Amigos, ob es möglich sei den Lago Maihue zu umrunden, finden wir keine zufriedenstellende Antwort.

Wir sind neugierig, also einfach drauflos. Wir pedalen vom Lago Ranco in östliche Richtung in ein wildes Flusstal hinein. Leichte Anstiege wechseln sich mit hinterlistigen Rampen ab. Farn und anderes dunkelgrünes Gewächs türmt sich beidseits hoch und scheint die Schotterpiste für sich einnehmen zu wollen. Es wird enger und steiler. Manchmal zu eng – die Lenker lassen sich nicht mehr gefahrlos zwischen den Pflanzen und dem Hang manövrieren. Manchmal zu steil – dort wo Wasser im Spiel ist und den Lehmpfad ausgewaschen hat, stehen Schiebepassagen auf dem Programm. Schlussendlich wird es gar zu eng und zu steil und lässt uns klar werden, weshalb die Bikerszene sich hier nicht tummelt. Sturzfrei schafft es keiner von uns!

Nach der ganzen Hauruck-Übung wird es wieder fahrbar… und wie! Die Kür entlang dem östlichen Ufer des Sees ist traumhaft schön. Auch wenn uns das dauernde Auf und Ab ziemlich schlaucht. Umso dankbarer sind wir für die großzügige Cabaña, eine patagonische Ferienhütte, welche uns als Nachtquartier dient.

Mountainbike Tour wildes Patagonien
Mountainbike Tour durch das wilde Patagonien.

Biketour »Reserva Biológica Huilo-Huilo«

Unbelehrbar wie es scheint, möchten wir heute erneut eine abenteuerliche Bikestrecke in Angriff nehmen. Die Route führt durch wildes Niemandsland im Biosphärenreservat Huilo-Huilo. Laut Informationsquellen vor Ort war die Route mal durchgängig befahrbar. Auf gewissen Karten ist sogar noch ein Weg eingezeichnet. Eine vage, minimalistische Beschreibung auf Spanisch mit einem nur halb kompletten GPS-Track aus dem letzten Jahrzehnt muss reichen für dieses Bike Adventure.

Die Strecke ist in etwa so, wie wir sie erwarteten haben. Die Naturgewalt des Wassers hat etliche Brücken weggespült und der scheinbar nicht mehr unterhaltene Weg wird von der Pflanzenwelt überwuchert.

Nasse Füße bei der Durchquerung der Flüsse gehört dazu, durch die Pflanzenwelt überwucherte Trails sind der Standard und Tragepassagen eine unvermeidliche Disziplin. Aber die wilde Abgeschiedenheit und die Ursprünglichkeit im Huilo-Huilo Reservat sind einmalig und eben… Bike Adventure pur!

Bike Adventure Tour im chilenischen Seengebiet
Mehr offroad geht nicht – Bike Adventure Tour im chilenischen Seengebiet.

Outdoor im Nationalpark Villarica

Wir gelangen von Coñaripe her in die Umgebung des Villarica Nationalparks, übernachten jedoch kurz davor. Hier befinden sich die fantastischen Thermalbäder »Termas Geometricas« (Webseite). Ein renommierter chilenischer Architekt hat in einem unberührten Tal diese Wellness-Oase kreiert – Thermenkultur trifft Landschaftsarchitektur. Das heiße Wasser macht unsere müden Beine wieder fit für den morgigen Tag.

Der Nationalpark Villarrica ist ein atemberaubendes Naturreservat im Osten Chiles, das sich bis zur argentinischen Grenze erstreckt. Dichte Araukarienwälder, kristallklare Lagunen und rauschende Flüsse prägen die Landschaft, während Wanderwege spektakuläre Ausblicke ermöglichen.

Das Herzstück des Nationalparks bildet der imposante Vulkan Villarrica (2845 m), einer der aktivsten Vulkane Südamerikas, dessen schneebedeckter Gipfel oft eine Rauchsäule trägt. Neben dem Villarrica gibt es zwei weitere Vulkane im Park, den Quetrupillán und den Lanín, die eine beeindruckende Kulisse bieten.

Mountainbike Tour im Nationalpark Villarica
Mountainbike Tour durch den Araukarienwald im Nationalpark Villarica.

Frühmorgens geht‘s los mit den Mountainbikes. Eine sehr steile Piste führt durch mystische Araukarienwälder zur Passhöhe hinauf, zwischen den beiden mächtigen Vulkanen Villarica und Quetrupillan. Der Aufstieg ist zwar landschaftlich sehr attraktiv, aber auch zäh, mit fiesen Rampen als Pulsbeschleuniger.

Von hier zwängt sich ein meist fahrbarer Wanderweg mitten durch die dichten Bäume weiter nach oben auf eine Anhöhe über der Waldgrenze. Ein herrlicher Rundblick eröffnet sich über die patagonische Weite und auf die beiden mächtigen Vulkane.

Danach preschen wir den Singletrail runter, eine Art Baumslalom für Mountainbiker. Der Trail wandelt sich in eine schmale Naturstraße, auf der wir die Geschwindigkeit nochmals erhöhen können. Auf der Strecke lohnt sich ein Halt am einen oder anderen Wasserfall. Der Salto El Leon war besonders eindrücklich, dekoriert mit einem wunderschönen Regenbogen. Unweit des Outdoor-Mekkas Pucón beziehen wir ein kleines Hotel für die Übernachtung.

Nationalpark Villarica MTB-Tour
Viel Spass beim Downhill auf einem Singletrail im Villarica Nationalpark.

Eroberung des Vulkan Osorno

Majestätisch ragt der Vulkan Osorno (2652 m) in den blauen Himmel, mit seiner erhabenen, gleichmäßigen Kegelform. Ein weißer Schneedeckel verziert sein Haupt. Die Spiegelung im Lago Llanquihue ist eines dieser Reisefotos, welche auch Jahre später das Fernweh erneut auslösen.

Für uns Mountainbiker ist der Vulkan eine sportliche Herausforderung. Obwohl die Bergspitze nicht angefahren werden kann, sondern nur ein Sattel auf ungefähr halber Höhe, umfasst die ganze Biketour immerhin rund 80 km und 1600 Höhenmeter. Sogar ein Bikerennen wird hier veranstaltet: Conquista Vulcan Osorno (Webseite: www.cvo.cl), also die Eroberung des Vulkans Osorno.

Wir machen uns auch an die Eroberung. Unser Ausgangspunkt der Rundtour ist Ensenada. Zuerst führt die Strecke dem malerischen Lago Llanquihue an der Südflanke des Vulkans entlang. Zwar fahren wir ohne Zeitdruck und doch treten wir kräftig in die Pedalen.

Vulkan Osorno MTB-Tour in Chile
Eroberung des Vulkan Osorno auf der MTB-Tour durch Chile.

Nun biegen wir auf eine Schotterstraße ab und klettern allmählich den Hang hoch. Auf dem letzten Teilstück wird es steiler und technischer. Der nun sandige Weg erfordert einen Kraftakt und einiges Geschick bis zum höchsten Punkt des Osorno Passes. Die Schnee- und Eisfelder reichen fast bis hier und ein beißender Wind pfeift uns um die Ohren.

Zudem zieht eine Nebelschicht vom Tal hinter uns hoch und lässt uns das Downhill schneller angeben als geplant. Der schwierige Untergrund aus Lavagestein, Asche und Sand erfordern höchste Konzentration, um nicht abgeworfen zu werden. Zeitweilen ist es mehr ein Rutschen und Gleiten, statt der erhofften Vollgas-Abfahrt. Das Panorama bleibt immer top, mit dem Lago Todos los Santos unter uns und der Gebirgskette der Anden im Hintergrund.

Wir erreichen den kleinen Ort Petrohué, da wo der Rio Petrohué den Abfluss des Todos los Santos Sees bildet. Auf einer asphaltierten Straße jagen wir den Autos und Touristenbussen hinterher und erreichen nach einem intensiven Tag wieder unseren Ausgangspunkt Ensenada. Das ist Mountainbiking, eine der tollsten Touren im chilenischen Seengebiet.

Mountainbike beim Lago Todos los Santos im Vicente Perez Rosales Nationalpark
Mountainbike beim Lago Todos los Santos im Vicente Perez Rosales Nationalpark. (Foto: François Seuret)

MTB-Touren im zentralen Teil von Patagonien

Biking entlang dem Lago General Carrera

Der Lago General Carrera ist der größte See Chiles, der größte See im patagonischen Raum und der zweitgrößte See Südamerikas. Etwa ein Drittel der Fläche liegt auf argentinischem Staatsgebiet und heißt dort Lago Buenos Aires. Der Lago General Carrera ist von schneebedeckten Bergen umgeben, sein Wasser schimmert in verschiedenen Blau- und Türkistönen und bietet eine spektakuläre Kulisse.

Der See ist schwer zugänglich. Wir entscheiden uns für die Anreise mit der Fähre, von Puerto Ingeniero Ibañez nach Chile Chico. Die Schiffsverbindung wird nur einmal täglich angeboten, jeweils gegen Abend. Somit müssen wir in Chile Chico eine Übernachtung einplanen.

Wir sind echt gespannt auf die anstehende Bikeetappe. Gefragt ist Kondition und Ausdauer, technisch stellt die Piste an der südlichen Küste des Sees überhaupt keine Herausforderungen. Frühmorgens geht‘s los, zuerst noch im Hinterland ohne Seeblick, doch das soll sich bald ändern. Wir sind dankbar für die ersten Sonnenstrahlen, denn es ist eisig kalt und die ersten Kilometer mehr Pflichtprogramm, statt Genuss.

Ride your fucking Bike
Ride your fucking Bike – dem gibts nichts hinzuzufügen.

Als ob es abgesprochen wäre, kommt mit der Sonne auch der See ins Blickfeld. Schlagartig steigt die Motivation. Doch die Luft bleibt kühl und es regiert ein beißender Wind, der das Vorwärtskommen beeinträchtigt. Mal fegt er uns entgegen, mal belästigt er uns von der Seite und seltener verleiht uns der Rückenwind Flügel. Der Wind in Patagonien ist berüchtigt und allgegenwärtig, seine Kraft unberechenbar. Volle Konzentration und ein fester Griff an der Lenkstange des Bikes sind angeraten.

Die ungezähmte Schotterstraße hat es in sich. Sie schlängelt sich eng zwischen dem See und steilen Felswänden hindurch. Mal klettert sie das Küstengebirge hoch, mal senkt sie sich wieder auf Seeniveau. Immer wieder eröffnen sich weite Blicke auf das glitzernde Wasser, das je nach Licht in Blau, Grün oder Silber schimmert. Die Szenerie der Bergwelt ist atemberaubend, vor so viel natürlicher Pracht wirken wir bedeutungslos.

Geradeaus fahren wir mit hoher Kadenz. Bergauf schnaufen alle wie eine Dampflokomotive. Bergab gehts in aerodynamischer Haltung möglichst ohne Einsatz der Bremsen – die nächste Steigung folgt bestimmt. Jeder Tritt in die Pedale ist begleitet vom Gefühl der Stille, der Weite und der rauen Wildnis der ungezähmten Landschaft – eine Mountainbike Reise durch Patagonien ist kein Ausflug, sondern ein Abenteuer.

Die Biketour entlang dem Lago General Carrera ist intensiv und scheint kein Ende zu nehmen. Am späteren Nachmittag zehren wir an den Kraftreserven, die Muskeln rebellieren, sind kurz vor einem Warnstreik. Endlich zeigt das GPS mittels eines roten Kreuzes die Abzweigung zu unserer Cabaña an, gleich sind wir bei der Unterkunft für heute Nacht. Das kühle Bier ist wohlverdient und schmeckt nach diesem unvergesslichen Bike Adventure umso besser.

Lago General Carrera grösster See in Patagonien
Fantastische Panoramastrecke entlang der Küste des grössten Sees in Patagonien und in Chile.

Spektakulärer El Furioso Trail

Die Región de Aysén ist abgeschieden und gering besiedelt. Die größte Stadt ist Coyhaique, mit dem nahegelegenen Flughafen in Balmaceda. Die Landschaftsformen wechseln zwischen Regenwald, Gletschern und Seen, wie dem riesigen Lago General Carrera, dem größten See Patagoniens. Im Bike-Revier im zentralen Teil von Patagonien ist uns insbesondere der El Furioso Trail ans Herz gewachsen.

Zu Fuß oder mit dem Mountainbike?

Der El Furioso Trail ist eine ultimative Querung des Gebirgszuges zwischen dem Lago General Carrera, dem größten See Chiles und dem Chacabuco-Tal. Du wirst im Web die unterschiedlichsten Angaben zu Distanzen und Höhenmeter finden. Fakt ist, dass es ab der Fernstraße Ruta 265 entlang dem Lago General Carrera bis zur nächsten Durchgangsstraße X-83 (Route auf den Paso Roballos) rund 70 km und über 2000 Höhenmeter sind. Je nachdem wie du mit einem Fahrzeug die Strecke abkürzen kannst oder möchtest, wird das Outdoor-Abenteuer kürzer.

Als Trekking Tour musst du also unbedingt ein Zelt und Proviant für mehrere Tage dabeihaben, um den El Furioso zu bewältigen. Für Fernradler mit Gepäcktaschen ist die Strecke nicht geeignet, du solltest ein geländegängiges Bike verfügbar haben. Als Bikepacker mit einem Mountainbike sind auch bei bester Fitness wohl zwei Tage notwendig für die Strecke. Wir haben für unser Bike Adventure für den Einstieg ein Begleitfahrzeug verfügbar, können die Strecke somit etwas reduzieren und den El Furioso Trail mit den Mountainbikes als Tagestour absolvieren.

El Furioso Trail Biking in Patagonien
Geschafft! Hochebene auf dem El Furioso Trail erreicht.
Charakteristik der MTB-Strecke

Der El Furioso Trail ist einer der spektakulärsten Routen für Mountainbiker im chilenischen Teil von Patagonien. Er führt durch eine wilde und abwechslungsreiche Landschaft, offene Steppen, dichte Wälder, felsige Passagen und Flussüberquerungen sorgen für viel Abwechslung und Bikespaß. Auf dem obersten Abschnitt verwöhnen dich atemberaubende Ausblicke auf das Chacabuco-Tal und die umliegende Bergwelt.

Das Befahren des Trails mit dem Mountainbike ist nur für erfahrene Fahrer zu empfehlen. Die MTB-Route setzt eine gute Kondition voraus, die Tour ist anstrengend und du bist in absoluter Wildnis unterwegs. Sehr steile Abschnitte, enge Kurven und loses Geröll machen El Furioso technisch durchaus anspruchsvoll.

Wie überall in Patagonien können die unerwartet wechselnden Wetterverhältnisse eine Herausforderung darstellen. Windböen sind dein konstanter Begleiter, je nach Niederschlagsmenge der letzten Tage musst du mit einem hohen Wasserpegel der Flüsse rechnen und abenteuerliche Flussquerungen meistern.

Wir empfehlen dir den El Furioso Trail von Norden nach Süden zu befahren. Der Zutritt erfolgt etwas südlich des Sees General Carrera, unweit des Dorfes Mallin Grande, dort wo sich das Flugfeld Aeródromo Meseta Cosmelli befindet. Wir schildern dir hier kurz die unterschiedlichen Abschnitte der Route.

Bike Adventure Tour in Patagonien in Südamerika
Bike Adventure Tour in der absoluten Wildnis in Südamerika.
Startetappe bis zum Arroyo Quemado

Von der Abzweigung beim Aeródromo Meseta Cosmelli bis zum Eingang des Patagonia Nationalparks sind des 15 Kilometer und rund 500 Höhenmeter, vorbei an Farmland und durch Wälder. Beim Eingang des Nationalparks ist vielleicht ein Mitarbeiter dort, vielleicht auch nicht. Eintrittsgebühr wird sowieso keine verlangt, du kannst also einfach zufahren. Nun geht es etwa 13 km und kumulierte 400 m hoch und runter durch dichten Wald.

El Furioso Trail in Patagonien
Schweißtreibender Aufstieg auf dem legendären El Furioso Trail in Patagonien.
Aufstieg zu »El Monte«

Mittels einiger Haarnadelkurven kommst du runter in die Ebene des Flusses Arroyo Quemado. Ein schönes Einrollen mit dem Bike, auf einer auch mit Autos befahrbaren Naturpiste. Falls du ein Begleitfahrzeug verfügbar hast, kannst du bis hierher gelangen. Erst hier startet die eigentliche MTB-Strecke.

Je nach Wasserstand des Arroyo Quemado erhältst du hier nasse Füße oder auch nicht. Bei niedrigem Level kannst du den Fluss mit dem Mountainbike fahrend queren. Auf einem spaßigen Singletrail rollst du dem Wasser entlang, bis die Steigung beginnt. Mittels einiger sehr steiler Kurven gilt es kurz mal 200 Höhenmeter zu gewinnen. Dann wird die Steigung wieder angenehmer und führt konstant nach oben.

Der obere Abschnitt des El Furioso Trails führt uns in die hochgelegenen Regionen über der Baumgrenze, bekannt als »El Monte«. Hier dominiert eine raue, windgepeitschte Landschaft, die von den intensiven Luftzügen und dem wechselhaften Klima geprägt ist. Die Vegetation nimmt deutlich ab, die Temperaturen sinken und die Weite und Unberührtheit Patagoniens kommt besonders zur Geltung. Ungemein magisch wirkt die dunkelblaue Lagune mitten in einer steinigen Gebirgslandschaft. Auf fast 1500 m ist der höchste Punkt erreicht. Die Aussicht mit der rauen Gebirgswelt ist einfach spektakulär.

Mountainbiking in Chile auf dem El Furioso Trail
Mountainbiking in Chile auf dem El Furioso Trail.
Downhill-Fun ins Chacabuco-Tal

Nun folgt die Belohnung für den schweißtreibenden Aufstieg. Ein gewundener Pfad zieht sich den steilen Berghang hinunter – eine Kombination aus felsigen Abschnitten, wurzelübersäten Kurven und offenen Highspeed-Passagen. Links und rechts rasen die Bäume vorbei, immer wieder eröffnen sich neue atemberaubender Ausblicke über den fantastischen Nationalpark.

Unten in der Ebene kommen wir an den Rio Chacabuco. Nun gilt es noch rund 14 km durch die Grassteppen des weitläufigen Tals zurückzulegen. Entweder folgst du einem Jeep-Track oder einem anstrengenderen, jedoch spannenderen Biketrail. Schlussendlich queren wir auf einer Hängebrücke den Chacabuco-Fluss und sind wenig später zurück in der Zivilisation bei der X-83-Fernstrasse durchs Valle Chacabuco.

El Furioso Mountainbike-Trail in Chile
Downhill auf dem furiosen El Furioso Mountainbike-Trail.

Im Süden Patagoniens

Mountainbiking im Nationalpark Torres del Paine

Der Nationalpark Torres del Paine liegt weit im Süden Chiles. Er zählt zu den schönsten Naturgebieten Patagoniens und vielleicht sogar der ganzen Welt. Seine Landschaft ist geprägt von schroffen Granitbergen, weitläufigen Tälern und steppenartigen Ebenen. Besonders auffällig sind die drei steilen Felstürme »Torres«, die sich markant aus der Umgebung erheben. Die weite Sicht und das wechselhafte Licht verleihen der Landschaft eine dramatische Stimmung. Je nach Jahreszeit sind Schneefelder, blühende Wiesen oder bunt gefärbte Hänge zu sehen.

Da große Teile des Parks streng geschützt sind, ist Mountainbiking nur in bestimmten Zonen erlaubt, allermeist entlang der für Touristen konzipierten Routen. Wanderwege sind eine Grauzone. Eine gute Planung und Rücksicht auf Natur sind unerlässlich. Im Zweifelsfalle lieber einmal mehr einen Park Ranger fragen oder darauf verzichten. Wanderer haben definitiv mehr Optionen verfügbar als Mountainbiker. Wir haben während den drei Tagen im Park auch keine anderen Radler gesehen.

Nationalpark Torres del Paine MTB-Tour
MTB-Tour durch den wilden Torres del Paine Nationalpark.

Wir gelangen über den östlichen Eingang »Porteria Laguna Amarga« in den Nationalpark. Der erste atemberaubende Ausblick bietet uns der Nordenskjöld-See mit seiner smaragdgrünen Farbe und dem Bergmassiv im Hintergrund. Wenig später folgt der Lago Pehoé.

Unsere Absicht ist bei Puerto Pudeto ein Boot über den See bis Paine Grande zu nehmen, um dann auf einem Wanderweg und Singletrail wieder zurück zur Hauproute zu gelangen. Wir verhandeln mit der Crew des Bootes. Nach langem hin und her sind sie bereit, uns und die Bikes mitzunehmen. In letzter Minute vor der Abfahrt mischt sich nochmals jemand ein und meint, er könne jedoch nicht garantieren, dass uns die Park Ranger dort mit den MTBs fahren lassen. Das Boot würde jedoch erst am späten Nachmittag wieder retour fahren. Das Risiko ist uns dann doch zu groß. Keiner hat Bock auf der anderen Seeseite stundenlang zu warten, bis das Boot wieder übersetzt.

Somit entscheiden wir uns für die direkte Route ins gebuchte Hotel. Zwar ohne Singeltrail und technisch anspruchslos, aber zwischendurch auch mal ganz gut, einfach so zu cruisen. Eigentlich kannst du hier im Nationalpark nicht viel falsch machen, die Landschaft ist überall spektakulär.

Wir fahren also auf einer Schotterstraße dem östlichen Ufer des Lago Pehoé entlang. Besonders beeindruckt hat uns das wechselnde Licht, das die Landschaft ständig in neue Farben tauchte. Und immer wieder diese Ausblicke auf die Bergwelt mit den massiven Granitspitzen der Torres.

Nationalpark Torres del Paine Mountainbiking
Mountainbiking entlang dem Ufer des Lago Pehoé im Torres del Paine Nationalpark.

Wenn da nur dieser Wind nicht wäre. Wie so oft auf unserer Bikereise durch Patagonien, quält uns ein hartnäckiger Wind, welcher auch die Temperatur empfindlich runter drückt. Ohne gute Bikeausrüstung bist du hier verloren. Also ganz nach dem Zwiebelprinzip ziehen wir eine weitere Schicht über und weiter geht es.  

Vorbei am Lago del Toro kommen wir zu unserem Hotel am Rio Serrano. Am Ende sind wir erschöpft, voller Staub, aber auch voller Glück und Ehrfurcht vor dieser wilden, ursprünglichen Welt im Süden Südamerikas. Mountainbiking im Nationalpark Torres del Paine ist ein außergewöhnliches Naturerlebnis, die patagonische Landschaften ist noch eindrücklicher als wir uns dies vorgestellt haben.

Mountainbike im Nationalpark Torres del Paine
Mountainbiker unterwegs im Torres del Paine Nationalpark mit der spektakulären Kulisse der Granitberge im Hintergrund.

YouTube-Video: Patagonia Mountainbike Adventure


Mountainbiking in Südamerika

Bike Explorer
Die Welt mit dem Mountainbike erfahren - unsere bevorzugte Reiseart. Wir sind eine Truppe von Outdoor-Enthusiasten, die immer wieder auszieht, um ein spannendes Bikerevier zu erkunden. Durch die unendliche Weite von Patagonien, die höchsten Pässe der Welt im Himalaya, mit Bike und Schiff in Kroatien, die Dschungel-Trails in Costa Rica, die Wüste in Namibia, die Todesstrasse in Bolivien - die Welt als Bike Explorer ist ungemein vielfältig und abenteuerlich.