Das «Pura Vida» MTB-Revier in Mittelamerika
Abenteuerreise zu den Highlights von Costa Rica. Mit dem Mountainbike durch die fantastischen Nationalparks, Downhills an den Vulkanflanken, Trails im Dschungel, spritzige Flussquerungen und Bikestrecken auf den Stränden am Pazifik. Eine Bike Explorer Tour mit «Pura Vida» Feeling.
Unsere Reise führt zuerst in den Norden von Costa Rica, zum Vulkan Arenal und dem Arenal-See. Der Monteverde Nebelwald bietet verschiedenste Outdoor Aktivitäten, wie den Sky Walk und Ziplining. Im Rincón de la Vieja Nationalpark begeistert ein Netzwerk von Singletrails, sowie die natürlichen Attraktionen wie blubbernde Schlammbecken und heisse Quellen. Nach einem Aufenthalt im Palo Verde Nationalpark radeln wir entlang der Pazifischen Küste auf der Nicoya Halbinsel, von Sámara über Malpais nach Montezuma. Die Downhills bei den Vulkanen Irazú und Turrialba sind die nächsten Highlights. Die attraktive Bikestrecke vom Orosi-Tal bis in den Nationalpark Manuel Antonio, mit seinen traumhaften Stränden und reichhaltigen Flora und Fauna, bildet einen wunderbaren Abschluss der Abenteuerreise durch Costa Rica.
«Pura Vida», das reine Leben, ist das Lebensmotto der Ticos, der Costa Ricaner. Der Begriff drückt die Lebensphilosophie aus, das Leben zu geniessen und Negatives zu vermeiden. In Costa Rica ist alles und überall Pura Vida. Einen besseren Leitspruch könnten wir für unsere Bikereise nicht aussuchen.
Costa Ricas Hauptstadt San José
Auf der fruchtbaren Hochebene des Valle Central, auf rund 1100 m, liegt San José, die Hauptstadt von Costa Rica. Im Grossraum von San José leben rund 1.5 Millionen Menschen. Zwar ist die Metropole Dreh- und Angelpunkt zum Erkunden anderer Landesteile in Costa Rica, jedoch lässt sie den Charme anderer Städte in Lateinamerika vermissen. Die kolonialen Herrschaftshäuser wurden durch eine unspektakuläre Betonarchitektur ersetzt. Die Sehenswürdigkeiten in San José sind spärlich und hinken den Attraktionen im ländlichen Costa Rica hinterher.
Letztendlich sind wir auch nicht wegen der Betonwüste hier, sondern für eine Outdoor und Bike Adventure Tour. Wir freuen uns auf den morgigen Start und auf die bevorstehenden Highlights in den fantastischen Nationalparks, im üppigen Dschungel, auf den eindrücklichen Vulkanen und an der traumhaften Küste am Pazifik.
Majestätischer Vulkan Arenal
Nein, er spuckt momentan keine Asche und keine Lavaflüsse ziehen die Flanken runter. Der Vulkan Arenal verzeichnete 1968 seinen letzten grossen Ausbruch. Seither ist er mal mehr, mal weniger aktiv. Was bleibt ist ein wohlgeformter konischer Berg wie er schöner nicht sein könnte. Um den 1670 m hohen Vulkan in seiner vollen Pracht zu bewundern ist jedoch Glücksache, der meist tiefhängende Nebel kann ein Spielverderber sein.
Das denken wir frühmorgens auch, als wir uns auf die Bikesättel schwingen und von La Fortuna aus los pedalen. Nach der Hälfte der Umrundung verdrängte der Wind plötzlich die weisse Abdeckung und für einen kurzen Zeitraum präsentiert sich uns der Vulkan Arenal nackt.
Biking entlang dem Arenal-See
Die Mountainbike Strecke entlang dem südlichen Ufer des Arenal-Stausees ist mit einem gewissen Risiko verbunden. Wenn der Rio Caño Negro zu viel Wasser führt, wird aus dem Bach ein reissender Fluss. Brücke Fehlanzeige.
Heute ist der Wasserstand nur hüfttief, also in der Kategorie abenteuerlich, aber nicht gefährlich. Dafür vermiest ein anderes Naturphänomen beinahe den Tag. Die heftigen Regenfälle der letzten Tage haben Landrutsche verursacht. Riesige Schlammmassen haben die Naturpiste zerstört. Ein Verbotsschild macht die Verhältnisse klar.
Doch mit den Mountainbikes muss das irgendwie gehen, oder? Der Bauarbeiter in seinem monströsen Bagger, der bereits bei den Aufräumarbeiten ist, zuckt mit den Schultern. «Locos.» Als Verrückte bezeichnet er uns und winkt uns vorbei. Knietief kämpfen wir uns durch den rotbräunlichen Dreck und versuchen das MTB so gut es geht zu schonen. Natürlich hinterlässt diese Schlammschlacht ihr Spuren. Neuerdings haben wir alle einheitlich verdreckte Bikes und Biketrikots. Wir spulen trotzdem voller Elan die letzten Kilometer entlang dem See ab.
Outdoor im Monteverde Nationalpark
Der Monteverde Nebelwald ist wegen seiner reichhaltigen Tier- und Pflanzenwelt eines der Highlights einer Reise durch Costa Rica. Auch als Mountainbiker wollen wir uns diesen Spass nicht entgehen lassen. Als Top-Attraktion gilt der Sky Walk, ein hoch in den Baumkronen angelegtes Wegnetz mit Hängebrücken. Oder wie wäre es mit einer Canopy-Tour (Ziplining), bei der man am Drahtseil hoch über dem Regenwald von Plattform zu Plattform gleiten kann?
Zum Biken haben wir uns eine Strecke westlich des Nationalparks ausgesucht, eine liebliche Hügellandschaft mit herrlichen Ausblicken über das ländliche Costa Rica. Die hier typischen Nebelschwaden, welche durch die Täler ziehen, schenken der Region einen mystischen Touch.
Als wir die Panamericana erreichen, die Hauptverbindungsstrasse quer durch Mittelamerika, entscheiden wir uns für das Verladen der Fahrräder und eine Transferfahrt in eine Lodge unweit von Liberia. Morgen wollten wir wieder fit sein für die Erkundung des Rincón de la Vieja Nationalparks.
Rincón de la Vieja Nationalpark
Das vulkanisch sehr aktive Gebiet des Rincón de la Vieja Nationalparks bietet zahlreiche natürliche Phänomene wie sprudelnde Schlammbecken, Fumarolen (Austritt von Wasserdampf und vulkanischen Gasen) und vom Vulkan erhitzte Bäche.
Der Vulkan Rincón de la Vieja hat eine Höhe von 1916 m. Das Trekking bis zum obersten Rand des Kraters dauert 6 Stunden, es gilt rund 700 Höhenmeter zu erklimmen. Bei unserem letzten Besuch im Nationalpark war eine Besteigung des Vulkans jedoch leider nicht möglich. Erkundige dich beim Besucherzentrum oder vorab über das Internet.
Bike Adventure am Fusse des Vulkans
Die Gegend des Rincón de la Vieja Nationalparks wird uns immer in bester Erinnerung bleiben. Über 30 Kilometer Singletrails durchdringen den tropischen Wald an den Hängen des Vulkans – ein riesiger Tummelplatz für Fans von Dschungel-Trails. Die Routen mit den unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden sind farblich markiert. Trotzdem ist es empfehlenswert sich lokalen Bikern anzuschliessen oder zumindest GPS-Support zu haben.
Wadenkraft und technisches Geschick sind Voraussetzungen für den uneingeschränkten Fahrspass. Nasse Füsse bei den Flussüberquerungen gehören zum Gesamtpaket. Die asphaltierte Zubringerstrasse in den Nationalpark wird immer wieder überquert, somit ergeben sich etliche Zustiege wie auch Ausstiege aus dem Trail-System.
Singletrails, Maisfeld und Abendhimmel
Wir sind kurz nach der Ortschaft Curubande rechterhand in den Trail eingestiegen. Ein feucht fröhlicher Wurzel-Trail mit herumliegenden Ästen erfordert von Anfang an einiges an Bike-Akrobatik. Die Route führt meist leicht aufwärts und zeigt sich von seiner wilden Seite. Die Flüsse durchfahren wir mal volle Pulle auf gut Glück oder schultern das Fahrrad, um blamable Stürze zu vermeiden.
Besonders spassig ist die Durchquerung eines Maisfelds. Dieses war dermassen dicht bepflanzt, dass keine Route mehr ersichtlich war und nur mit viel Dusel, andere nennen es Instinkt, finden wir den Pfad irgendwo wieder.
Umzingelt von dichten Baumriesen, erhaschen wir nur selten einen Blick des in scheinbar weiter Ferne thronenden Gipfels des Rincón de la Vieja Vulkans. Erst als es langsam beginnt einzudunkeln und wir notgedrungen das Trail-Biking abbrechen müssen, können wir von unserer Lodge aus den eindrücklichen Bergriesen als Silhouette im Abendhimmel bewundern.
Tierwelt im Palo Verde Nationalpark
Früh morgens mit den ersten Sonnenstrahlen fahren wir mit den Mountainbikes auf einer Naturpiste durch den Palo Verde Nationalpark, bis an den Rio Tempisque. An der Anlegestelle erwartet uns bereits ein Motorboot für die Flussfahrt. Der Nationalpark ist bekannt als Nahrungsgebiet für eine Vielzahl von Wasservögeln. Wir werden nicht enttäuscht. Der Kapitän hat ein gutes Auge für die Flora und Fauna der Region. Er steuert die Brutplätze der unterschiedlichsten Vogelarten an, zeigt uns sich sonnende Iguanas und lautstarke Affenbanden scheinen uns zu begrüssen oder wünschten uns zum Kuckuck – Interpretationssache.
Samara und die Pazifikküste
Im Dörfchen Puerto Humo satteln wir die Mountainbikes wieder. Es gilt noch 65 Kilometer und fast 1000 Höhenmeter zurückzulegen, quer über die Nicoya Halbinsel bis an die Pazifikküste. Wir radeln durchs wildromantische Hinterland. Hie und da begegnen wir den fleissigen Campesinos, welche uns freundlich grüssen. Je näher wir der Küste kommen, desto hügeliger wird die Landschaft. Mancher Schweisstropfen wird vergossen, bis wir in Samara endlich das Meer erblicken.
Biketour entlang dem Pazifischen Ozean
Auf einsamen Jeep-Tracks, verlassenen Naturpisten und unberührten Sandstränden biken wir möglichst nahe der Küstenlinie entlang. Die kniffligste Passage ist der Rio Bongo. Wir sind vor reissendem, brusttiefem Wasser gewarnt worden. Unter uns verbreiten wir das Gerücht von Krokodilen. Beides trifft nicht zu! Trotzdem gibt es eine nicht ungefährliche Strömung und das Wasser reicht bis zu den Hüften… den gross gewachsenen unter uns. Sich gegenseitig aushelfen ist selbstverständlich. Die einen balancieren Rucksäcke auf den Köpfen, andere schultern die Mountainbikes. Und so meistern wir die nasse Querung des Flusses ohne Zwischenfälle und Begegnung mit Krokodilen.
Jungle-Trail nach Montezuma
Die vermeintlich kurze und einfache Etappe entpuppt sich als herausforderndes Unterfangen. Die intensiven Regenfälle über Nacht haben die Trails in eine rutschige und kraftintensive Tortur verwandelt. Fiese Rampen tun das ihre. Über 40° Steigung behauptet das GPS-Gerät. Und zu allem Übel regnet es immer noch. Doch sind solche abenteuerlichen Etappen nicht genau der Reiz einer Mountainbike Reise?
Bike Explorer auf dem Vulkan Irazú
Der Irazú ist mit 3432 m der höchste Vulkan in Costa Rica. Die grosse Frage ist nur, ob man den Vulkankrater je zu Gesicht bekommt. Meist hüllt sich der mächtige Berg in einen dicken Nebel- und Wolkenschleier. Schon beim Frühstück fiebern wir mit. Jede neue Konstellation der Wolken wird kommentiert und gedeutet. Werden die Sonne und ein blauer Himmel siegen?
Der Aufstieg ist nie steil aber scheint nicht aufhören zu wollen. Kurve um Kurve schraubt sich die Strasse nach oben. Die fruchtbaren Hänge des Vulkans werden intensiv für die Landwirtschaft genutzt. Der Anbau von Gemüse und Kaffee ist besonders lukrativ für die hier ansässigen Bauernfamilien.
Wir haben Wetterglück. Oben angekommen eröffnet sich uns ein fantastisches Bild auf den Krater. Was für eine Naturmacht war hier am Werk, um dieses riesige Loch auszuheben!
Nach einem Spaziergang auf dem Lavafeld entlang dem Vulkankrater, rüsten wir uns für das Downhill. Das erste Mal in Costa Rica muss eine winddichte Outdoor-Jacke aushelfen. Einige Hundert Höhenmeter später sind wir jedoch bereits overdressed und das Kurzarmtrikot kommt wieder zum Einsatz.
Downhill beim Vulkan Turrialba
Wir traversieren die Bergflanke und bekommen bald darauf den Vulkan Turrialba mit seiner perfekten, sinnlichen Prägung zu Gesicht. Filigrane Kurventechnik ist angesagt für die Fortsetzung der Abfahrt. Der zivile Fortschritt beschert uns alsbald eine asphaltierte Strasse, was die Geschwindigkeit zusätzlich erhöht. Der Downhill-Fun entschädigt für die Plackerei bergauf.
In einer gemütlichen Lodge im Orosi-Tal lassen wir bei einer wohlverdienten Cerveza Imperial die Etappe Revue passieren und freuen uns auf das morgige Schlussbouquet.
Über die Cordillera Central
Wir stehen oben auf dem Bergzug auf 2300 m Höhe. Irgendwo, unendliche Hügelkuppen weiter vorne, befindet sich der Pazifische Ozean, unser grosses Ziel. Der Blick schweift der kurvenreichen Route folgend runter ins Tal. Eine Strecke für Geniesser ohne technische Schwierigkeiten, ein Fast-and-Furious-Downhill. Los geht’s! Gebremst wird nur wo zwingend notwendig, wir verlassen uns auf den mitfahrenden Schutzengel.
Nach der Mittagsrast folgt die logische Konsequenz einer langen Abfahrt… eine saftige Steigung, es gilt wieder Höhenmeter zu gewinnen. Ehrlich gesagt war dieser Teil sogar relaxter. Sobald wir mal eine passable Trittfrequenz intus haben, können wir die wild-romantische Landschaft so richtig wahrnehmen. Wir dringen immer tiefer in den dichten Urwald und ins Niemandsland ein. Mit einem Schwenk nach links ist der höchste Punkt erreicht.
Vom Tropenschauer erfasst
Uns empfängt ein feiner Sprühregen, der sich bald in einen heftigen Tropenschauer steigert. Auf einer steilen, steinigen Piste lassen wir die Federung unserer Mountainbikes wieder so richtig schwer arbeiten. Die arg strapazierten Bremsbeläge beginnen zu dampfen und stinken.
Der Regen scheint immer noch intensiver zu wüten. Gräben und Schlaglöcher mit Regenwasser müssen geschickt umfahren oder übersprungen werden. Wir müssen höllisch aufpassen, nicht ein Opfer der klimatischen Kapriolen zu werden.
Pura Vida im Manuel Antonio Nationalpark
Als es endlich aufhört zu stürmen, werden wir paradoxerweise noch nässer! Als grosse Finalissima durchwaten wir den stark angeschwollenen Rio Paquita. Dann ist es geschafft, wir befinden uns auf Meereshöhe an der pazifischen Küste beim Manuel Antonio Nationalpark, dem Endpunkt unserer Radreise durch Costa Rica.
Wir besuchen den Manuel Antonio Nationalpark mit seiner vielfältigen Tierwelt mit Brüllaffen, Faultieren, Waschbären, Aras, Iguanas und viele mehr. An den traumhaften Stränden am Pazifischen Ozean lassen wir unsere Bikeferien mit gutem Essen und der liebgewonnen Cerveza Imperial gemütlich ausklingen.
Gracias Costa Rica für das einmalige Pura Vida Feeling!
