Alternative Städtereise im Südosten Europas
Albaniens Hauptstadt Tirana steht wohl bei den wenigsten Reisenden ganz oben auf der Bucket List. Doch wir möchten dir zeigen, warum sich der Besuch der Metropole durchaus lohnt. Es ist definitiv eine Stadt im Umbruch. Die Vergangenheit wird abgeschüttelt, die Moderne mit offenen Armen empfangen. Obwohl gerade die geschichtlichen Aspekte ungemein interessant sind. Etliche Highlights und Sehenswürdigkeiten haben immer noch mit der Geschichte Albaniens zu tun. Also, auf zur Entdeckungsreise der wenig bekannten Hauptstadt im Südosten Europas.
Tirana – alternatives Reiseziel auf dem Balkan
Europäische Metropolen wie London, Paris und Madrid? Oder alternative Reiseziele wie Riga, Brasov und eben Tirana? Wir finden es hochspannend, in kleine und weniger bekannte Städte zu reisen. Der Vibe ist ganz anders und die Städte sind weit weniger überlaufen.
Nach schwierigen Zeiten während der kommunistischen Ära und der Unsicherheit aufgrund des Balkankrieges, hat sich Albaniens Hauptstadt Tirana enorm gewandelt und zeigt sich in einem ganz anderen Licht. Der Tourismus steckt noch in den Kinderschuhen und doch entdecken immer mehr Reisende das kleine Land am Adriatischen Meer.
Einer der großen Vorteile von Tirana ist, dass du die meisten Highlights zu Fuß erkunden kannst. Das Zentrum ist kompakt und einfach begehbar. Für den Fall der Fälle steht das nächste Taxi nie weit weg und mit wenigen albanischen Lek bist du im Nu auch in den Außenbezirken von Tirana.
Sehenswürdigkeiten in Tirana
Skanderbeg Platz das Herz von Tirana
Georg Kastriota, genannt Skanderbeg, war ein albanischer Staatsmann und General, der seine Heimat gegen das Osmanische Reich verteidigte. Für seinen militärischen Erfolge und die Schaffung einer albanischen Identität, wird er in Albanien als Nationalheld verehrt. Der Hauptplatz in der Hauptstadt Tirana erhielt zu seinen Ehren seinen Namen und eine Statue.
Während der kommunistischen Ära stand an dieser Stelle eine Statue von Joseph Stalin, später verewigte sich der diktatorische Herrscher Enver Hoxha mit einer Statue. Beide Monumente sind nicht mehr präsent auf dem Skanderbeg Platz, das albanische Volk möchte unbeschwert in die Zukunft schreiten.
In den 2000er Jahren wurde der Skanderbeg Platz völlig umgestaltet. Der Verkehr wurde verbannt, es entstanden Parkanlagen mit einer großen Esplanade als Fußgänger- und Flanierzone. Hier finden regelmäßig Veranstaltungen und Konzerte statt. Der Platz ist das Herz und die Seele nicht nur der Bewohner von Tirana, sondern von ganz Albanien.
Der Platz wird von wichtigen Regierungsgebäuden, Hotels und Wahrzeichen von Tirana flankiert: Nationalbibliothek, Historisches Nationalmuseum, Kulturpalast mit der Oper, Uhrturm Et’hem Bey Moschee und Orthodoxe Kathedrale. Am südlichen Ende des Platzes siehst du die gewaltige Statue des Nationalhelden Skanderbeg.
Bewundere die Et’hem Bey Moschee
Die Et’hem Bey Moschee aus dem 18. Jahrhundert ist aus mehreren Gründen ungewöhnlich. Erstens hat es die kommunistische Diktatur Albaniens überstanden (keine Kleinigkeit für ein Gotteshaus). Eine andere Sache, die es einzigartig macht, sind die Außenfresken, die Bäume, Wasserfälle und Brücken darstellen. Solche Motive sind in der islamischen Kunst selten zu sehen. Im Inneren sieht die bemalte Kuppel unglaublich schön aus. Besucher sind außerhalb der Gebetszeiten willkommen.
Erklimme den Glockenturm für eine tolle Aussicht
Gleich neben dem hoch aufragenden Minarett der Moschee steht der Glockenturm von Tirana, ein weiteres Wahrzeichen des Skanderbeg Platzes. Das Monument wurde im 19. Jahrhundert in osmanischer Zeit in islamischer Architektur erbaut. Er ist an vier Seiten mit Uhren ausgestattet. Gegen eine bescheidene Gebühr kannst du mittels einer Wendeltreppe den Glockenturm besteigen und genießt einen tollen Überblick über das Zentrum von Tirana.
Erfahre die albanische Geschichte im historischen Nationalmuseum
Auf der nördlichen Seite des Skanderbeg Platzes findest du das Historische Nationalmuseum (Website), unverkennbar mit dem beeindruckenden Mosaik auf der Fassade. Das Nationalmuseum ist die größte kulturelle Institution Albaniens. Zu sehen gibt es eine riesige Sammlung von Artefakten aus der illyrischen Geschichte bis hin zum postkommunistischen Albanien. Nicht alles ist auf Englisch angeschrieben. Daher ist es eine gute Idee, sich vorher ein wenig über die albanische Geschichte zu informieren.
Shopping im New Bazaar Pazari i Ri
Der Bazar (albanisch: Pazari) beim Avni Rustemi Platz liegt nur einen kurzen Spaziergang vom Skanderbeg Platz entfernt. Während er von Einheimischen als ein großes Highlight angepriesen wird, ist der Markt für uns eher enttäuschend. Mit einem Bazar assoziieren wir ein sehr lebendiges, gar hektisches Markttreiben, mit einer Vielzahl an Ständen und Käufern.
Dem ist hier nicht so, es ist einfach eine offene Kaufhalle, nicht mehr und nicht weniger. Gelangweilt verweilen die Händler hinter ihrer Auslage und bleiben sogar teilnahmslos, wenn dann mal ein Kunde herantritt. Angeboten werden frisches Gemüse und Obst, Trockenfrüchte und Nüsse, Gewürze, Stoffe, Souvenirs und allerhand weitere Reliquien aus lange vergangenen Zeiten. Einladend sind die zahlreichen Cafés und Restaurants rundherum. Ideal um deinen Hunger zu stillen oder gemütlich etwas zu trinken.
Dunkle Vergangenheit Albaniens im Bunk‘ Art Museum
Die Geschichte Albaniens beinhaltet einige dunkle Kapitel, unter anderem die kommunistische Diktatur unter Enver Hoxha. Er ließ im ganzen Land Bunker errichten, um das Land vor feindlichen Truppen zu schützen. In Tirana gibt es zwei Museen, welche die Geschichte der Bunker (Website Museum) aufarbeiten und erzählen.
Bunk’Art liegt etwas außerhalb der Stadt, am Fuße des Berges Dajti. Dieser einst streng geheime Militärbunker sollte im Falle einer Invasion oder eines Atomkriegs der politischen Elite Schutz bieten. Er umfasst ca. 3000 Quadratmeter unterirdische Fläche, verteilt auf mehrere Stockwerke. Jetzt beherbergt das Museum Ausstellungen, welche die moderne Geschichte Albaniens mit zeitgenössischen Kunstwerken verbinden.
Bunk’Art 2 ist ein kleineres Schwestermuseum im Zentrum von Tirana, beim Skanderbeg Platz gelegen. Der Bunker war früher ein unterirdischer Folterkeller des Geheimdienstes. Das Museum präsentiert eine riesige Sammlung von Fotografien, schriftliche Zeugnisse und andere Relikte aus der kommunistischen Vergangenheit Albaniens.
Flanieren in der Fußgängerzone Rruga Murat Toptani
Gar nicht weit von Bunk’Art 2 findest du die kurze, aber beliebte Fußgängerzone Rruga Murat Toptani. Die Allee führt von den Regierungsgebäuden bis zum schicken Einkaufszentrum Toptani, mit etlichen exklusiven Geschäften. Der Gehweg ist beidseitig von Bäumen geschmückt, welche in den Sommermonaten besonders prächtig in Erscheinung treten. Hier findest einige coole Cafés, wie beispielsweise das Noki Café, mit dem schon fast berühmten Street Art Fahrrad.
Orthodoxe Kathedrale der Auferstehung Christi
Wie so oft in Hauptstädten, gehören die religiösen Bauwerke zu den Sehenswürdigkeiten. In Tirana ist das nicht anders. Speziell ist dabei die friedliche Koexistenz von muslimischen Moscheen und christlichen Kirchen, wie hier die orthodoxe Kathedrale der Auferstehung Christi im Zentrum von Tirana.
Die Kuppel der eleganten Kathedrale erreicht eine Höhe von rund 32 Meter, während der Glockenturm sogar eine Höhe von 46 Metern erreicht. Doch wenn du den Turm in westliche Richtung fotografierst, thront dahinter ein um ein Vielfaches höheres, modernes Wohngebäude. Keinesfalls verpassen solltest du die eindrücklichen Mosaike im Innern der Kathedrale.
Große Moschee oder Namazgja-Moschee
Tatsächlich hat Tirana zu wenige Moscheen für die vielen muslimischen Gläubigen der Hauptstadt. Es gibt nur einige kleinere Gotteshäuser und die wunderschöne Et’hem Bey Moschee auf dem Skanderbeg Platz bietet gerade mal Platz für einige Dutzend Besucher.
In den 2010er Jahren nahm man das ambitionierte Projekt der Großen Moschee auf. Da sie auf dem ehemaligen Namazgja Platz steht, wird sie auch Namzgja Moschee genannt. Sie wird mit einer Kapazität von 4500 Gläubigen das größte Gotteshaus auf dem ganzen Balkan sein.
Ein wichtiger Geldgeber ist die Türkei, wohl nicht ganz ohne Hintergedanken, um seinen Einflussbereich in Albanien und auf dem Balkan auszuweiten. Der Kuppelbau im klassisch-osmanischen Stil mit den bis 50 Meter hohen Minaretten ähnelt wenig überraschend der Süleymaniye Moschee in Istanbul.
Die verlassene Pyramide im Herzen von Tirana
Die einen hassen sie, andere lieben sie. Die kontroverse »Pyramide von Tirana« ist eine der größten Kuriositäten der albanischen Hauptstadt. Ursprünglich wurde der Bau als Museum zu Ehren des despotischen Diktators Enver Hoxha konzipiert. Doch nach dem Fall des Kommunismus wollte davon niemand mehr etwas wissen.
Seitdem dient der Bau als Konferenzzentrum, NATO-Stützpunkt, Nachtclub, Radiostation und Filmkulisse. Für die Jugendlichen von Tirana galt die Pyramide als Treffpunkt und wurde für Graffiti und Street Art genutzt. Kinder missbrauchten das brutalistische Monument als überdimensionale Rutsche. Doch die Struktur verwahrloste immer mehr und jahrelang drohte der Abriss.
Nun scheint sich ein neues Projekt durchgesetzt zu haben (siehe Website des Architekturbüros MVRDV). Mittels einer Renovierung soll der Pyramide neues Leben eingehaucht werden. Der düstere Innenraum wird neu gestaltet, Treppen sollen auf die Spitze des Bauwerks führen, die ganze Umgebung begrünt werden. Es soll ein Stützpunkt für Weiterbildung, mit Ateliers und Werkstätten werden, ein modernes Kulturzentrum bereichert durch Cafés und Restaurants. Bestimmt etabliert sich die neue Pyramide von Tirana danach auch zu einer weiteren Attraktion der Hauptstadt.
Chillen in den angesagten Cafés von Blloku
Während der kommunistischen Jahre war das Stadtviertel Blloku ein Sperrgebiet, das exklusiv für die hochrangigen Parteimitgliedern bestimmt war. Als der Kommunismus fiel, gab es eine Art kulturelle Rebellion, um Blloku zurückzuerobern. Eine große Anzahl von Cafés, Bars, Restaurants, Nachtclubs und Geschäfte zogen ein und verwandelten das einst streng kontrollierte Gebiet in eines der lebhaftesten (und wohlhabendsten) Viertel von Tirana. Der trendige Stadtteil Blloku ist ideal um nachmittags einen Kaffee zu trinken oder um abends abzufeiern.
Albaner lieben es, sich in Bars und Cafés mit Freunden zu treffen und zu entspannen, es ist ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Das erklärt auch die scheinbar unzähligen Lokale. Das Wetter in Tirana ist das ganze Jahr über ziemlich mild, daher haben die meisten Bars und Cafés eine große Terrasse zum Abhängen.
Großer Park von Tirana
Etwas südlich von Blloku befindet sich der Große Park von Tirana, der beste Ort im Stadtzentrum für frische Luft und ein bisschen Bewegung. Es umfasst 230 Hektar und umschließt einen großen künstlichen See. Berühmt ist hier der Präsidentenpalast. Es gibt auch Gräber für mehrere albanische Nationalhelden im Park, darunter Politiker, Schriftsteller und Philosophen.
Tiranas Nachtleben und die besten Bars
Hast du dir bereits einige Sehenswürdigkeiten von Tirana angeschaut und möchtest es dir abends gut gehen lassen und bei einem Drink entspannen? Die Stadt hat viele coole Orte, wo du einen Kaffee, ein einheimisches Bier, oder den traditionellen Raki, den typischen Grappa-Likör des Balkans, genießen kannst.
Der Stadtteil Blloku ist das beste Ausgehviertel, mit einer eindrücklichen Anzahl toller Kneipen und Restaurants. Hier findest du unsere Empfehlungen der besten Bars in Tirana. Der ideale Auftakt, um das Nachtleben der albanischen Hauptstadt zu erleben.
Kreative Cocktails in der Radio Bar
Die Radio Bar ist nicht nur wegen seiner exzellenten Cocktails und traditionellen Getränke ein Besuch wert. Die beliebte Bar ist eine Augenweide mit all den interessanten Kuriositäten wie historische Möbel, Schreibmaschine, Nähmaschine, Telefon- und Fernsehgerät aus den 70er Jahren und vieles mehr. Die Wände sind mit alten albanischen Filmplakaten und Fotos aus der faszinierenden Vergangenheit des Landes dekoriert. Die geräumige Radio Bar ist tagsüber auch ein Café, du kannst also jederzeit herkommen. Schau mal auf die Website www.radiobar.al, sieht vielversprechend aus…
Chillen in der Hemingway Bar
Gemütlich und farbenfroh strahlt die Hemingway Bar (Facebook) eine lässige Bohème-Aura aus, die eine befreiende Mentalität begrüßt. Alles ist erlaubt. Sowohl Einheimische als auch Reisende probieren alle Arten von Getränken. Als Rum Liebhaber bist du hier sowieso an der richtigen Adresse. Gelegentlich finden Konzerte statt oder ein Stummfilm wird auf die gegenüber liegende Hauswand projiziert. Da sich die Hemingway Bar in der Nähe des Skanderbeg Platzes befindet, ist es der perfekte Auftakt ins Nachtleben von Tirana.
Abendlicher Zufluchtsort Bunker 1944 Lounge
Was für ein Name: Bunker 1944. Bunker sind dir bekannt, die unterirdischen militärischen Verteidigungsanlagen. 1944 bezieht sich auf die Befreiung Albaniens von der deutschen Besatzung. Geblieben ist der Vintage- und Retro Look der Lounge, in modernen Zeiten ein gemütlicher Zufluchtsort für trinkfeste Nachteulen.
Touren in Tirana und Ausflüge in die Umgebung
Geführter Rundgang zu den Sehenswürdigkeiten
Erlebe mit einem fachkundigen Guide die Highlights von Tirana. Die Erkundungstour beginnt beim Hauptboulevard am Skenderbeg Platz. Hier besuchst du Sehenswürdigkeiten wie den Kulturpalast, das Nationaltheater, das Historische Museum, den Glockenturm, die Et’hem Bey Moschee und die Statue zu Ehren des Nationalhelden Skanderbeg. Lass dir von deinem Guide die Hintergründe der Pyramide von Tirana erläutern und lerne viel Wissenswertes über die dunkle Vergangenheit Albaniens unter der Diktatur von Enver Hoxha. Ein Spaziergang durch das attraktive Stadtviertel Bllok, mit seinen zahlreichen Cafés, Restaurants und Geschäften, schließt die Sightseeing-Tour ab.
Wir waren mit Aron unterwegs, einem sehr sachkundigen Guide, der uns die Hauptstadt Tirana wie auch das Reiseland Albanien mit viel Leidenschaft und Know-How erläuterte. Wir können die Tour sehr empfehlen*
Tagesausflug nach Berat, die Stadt der 1000 Fenster
Von Tirana aus kannst du einen sehr interessanten Ausflug nach Berat* unternehmen, auch bekannt als die Stadt der tausend Fenster. Spaziere in über die Kopfsteinpflastergassen und tauche ein in die albanische Geschichte und Kultur in einer der ältesten Städte des Landes.
Die altehrwürdige Burg von Berat wurde auf einem felsigen Hügel errichtet, mit einem hübschen Panoramablick über den Fluss Osum und auf die liebliche Kleinstadt. Über eine Bogenbrücke gelangst du auf die andere Seite des Flusses in das Stadtviertel Gorica.
Ausflug nach Kruja und Stadtführung in Tirana
Hast du nur wenig Zeit in Albanien und seiner Hauptstadt verfügbar? Dann empfehlen wir dir diese kombinierte Tour durch Tirana mit einem Ausflug nach Kruja*.
Zuerst fährt man in rund einer Stunde nach Kruja, an den Hängen des Salltiku Gebirges gelegen. Zu den Sehenswürdigkeiten der Kleinstadt gehört die Burg aus dem 5. Jahrhundert, mit ihren charakteristischen Türmen und dem großartigen Ausblick über die Landschaft Albaniens. Auf einem Rundgang durch den Ort besuchst du den mittelalterlichen Markt, das Ethnographische Museum und das Museum des Nationalhelden Skanderbeg.
Apropos Skanderbeg, der Hauptplatz in Tirana hat seinen Namen bekommen und ist nachmittags der Ausgangspunkt zur Erkundung der rundherum gelegenen Highlights. Erlebe auf der Stadtführung unter anderem das Historische Museum, das Nationaltheater, den Kulturpalast und die Pyramide von Tirana.
Weitere empfohlene Touren
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