Sossusvlei, Deadvlei und Sesriem Canyon

Die Namib-Wüste gilt als eine der ältesten und trockensten Wüsten in Afrika und weltweit. Der Namib Naukluft Nationalpark schützt die Naturwunder in dieser einzigartigen Wüstenlandschaft. Zu den Highlights zählen die riesigen Sanddünen von Sossusvlei, die Lehmsenke Deadvlei mit seinen uralten Kameldornbäumen und der Sesriem Canyon.

Reiseplanung vor dem Zelt

Wir sitzen auf Klappstühlen vor unserem Zelt, genießen den Blick zum Horizont und den Myriaden von funkelnden Sternen. Die Stille ist absolut, sie wird nur vom leichten Säuseln des Wüstenwindes unterbrochen, als ob die Nacht atmen würde. Insgeheim hoffen wir auf die Sichtung eines wilden Tieres. Doch alles bleibt ruhig.

Mit Daunenjacken schützen wir uns vor der empfindlichen Kälte im namibischen Winter. Das Wüstenklima ist alles andere als nur sengende Sonne. Bei einem Glas Amarula, einem beliebten Likör im südlichen Afrika, planen wir die morgige Tour zu einigen der Top-Attraktionen in Namibia: Namib-Wüste mit den Sanddünen von Sossusvlei, die toten Bäumen auf dem Deadvlei und der Sesriem Canyon.

»Die Naturwunder der Namib-Wüste darf sich niemand entgehen lassen«, steigert unser namibischer Guide Wentzel die Vorfreude. Intensiv darüber gelesen hatten wir schon bei den Reisevorbereitungen. Ein Foto der Dünen ziert sogar das Wartezimmer unseres Zahnarztes. Endlich sind wir kurz davor dieses Reiseabenteuer zu erleben.

Erdmännchen in Namibia
Ein Erdmännchen begrüsst uns beim Sesriem Camping.

Namib Naukluft Nationalpark

Durch die Zusammenlegung verschiedener Naturschutzgebiete entstand der Namib Naukluft Nationalpark. Er kann grob in drei Zonen unterteilt werden:

  • Naukluft Berge: Im Osten gelegen, Schutzgebiete für die Hartmann-Bergzebras und viele weitere Tierarten
  • Küstengebiet am Atlantik: mit dem Sandwich Harbour, auch Sandwich Bay genannt
  • Namib-Wüste: mit den bekannten Sehenswürdigkeiten Sossusvlei, Deadvlei und Sesriem Canyon sowie dem Namib-Sandmeer als Unesco-Welterbe
Wüste im Namib Naukluft Nationalpark
Wüste im Namib Naukluft Nationalpark, Namibia lockt mit ungeahnter landschaftlicher Vielfalt.

Naturwunder Namib-Wüste

Die an der Westküste Afrikas gelegene Namib ist eine der ältesten Wüsten der Welt. 80 Millionen Jahre schon türmt und formt die Natur die riesigen Sandberge. Weite Teile der Wüste gelten als Naturwunder und haben als Namib-Sandmeer (Namib Sand Sea) den Eintrag als Unesco-Welterbe geschafft.

Die Wüste schmiegt sich 2000 Kilometer lang und bis zu 160 km breit an Namibias Küste. In der einheimischen Sprache bedeutet Namib »Ort, an dem nichts ist.« Grundsätzlich eine passende Beschreibung. Lebensfeindlich scheint es allemal. Doch »nichts« ist bei genauerem Hinsehen nicht ganz korrekt. Die Märchenwelt aus Sand lebt.

Die Wüste lebt

Der vom Atlantik hergetragene Nebel ermöglichst Insekten, Spinnen und Käfern das Überleben. Kurios ist der schwarze Nebeltrinkerkäfer. Der wurde nicht umsonst so getauft. Wenn der Nebel kommt, vollbringt er eine Art Kopfstand, streckt sein Hinterteil hoch und fängt damit die Wassertropfen zum Trinken ein.

Flechten und Sukkulenten trotzen der Hitze und Trockenheit. Eine Überlebenskünstlerin ist die »Welwitschia mirabilis«, die Wunderpflanze der Wüste, die es auch ins Nationalwappen von Namibia geschafft hat. »Nebel hält die Pflanzen viele Jahre am Leben, die älteste ist um die 1500 Jahre alt«, weiß unser Guide Wentzel zu berichten.

Fuchs in der Namib-Wüste
Ein Fuchs näherst sich uns in der Namib-Wüste.

Vor den Toren des Nationalparks

So finden wir uns noch vor Sonnenaufgang fast in der Pole-Position der Warteschlange vor dem Tor zum Nationalpark wieder. Die Park Ranger halten sich jedoch strikt an die Öffnungszeit. Sie scheinen sogar ihre Macht auszukosten, die verrückten Touristen in ihren Jeeps, Reisebussen und Motorräder noch einige Minuten zappeln zu lassen. Endlich geht das Tor auf. Die Motoren rumoren wie bei einem Rennen und die ersten Fahrzeuge gleiten sofort auf die Überholspur. Alle möchten frühzeitig die 65 Kilometer zu den Dünen zurücklegen, um bei bestmöglichen Lichtverhältnissen ihre Reisefotos zu schießen.

Guten Morgen Sossusvlei

Eine gut ausgebaute Asphaltstraße führt uns durch diese faszinierende Wüstenlandschaft, mit beidseitig sich auftürmenden Sandhaufen. Die Sonne projiziert mit den ersten Strahlen bereits ein eindrückliches Farb- und Schattenspiel auf die Dünen. Sie gehören mit bis zu 380 m zu den höchsten der Welt.

Namib-Wüste und Dünen von Sossusvlei
Namib-Wüste und Dünen von Sossusvlei.

Wanderdünen vom Wind gebaut

Die Dünen entstanden im Laufe von Millionen Jahren durch landeinwärts wehende Winde. Noch heute wandern die Sandberge vorwärts, wenn der Wind auf der einten Seite neuen Sand ablagert und auf der anderen Seite des Dünenkamms der Sand herunterrutscht. Die Wanderdünen können sich so bis 10 m jährlich verschieben.

Wenn der Wind von verschiedenen Seiten Einfluss nimmt, formen sich von der Spitze aus drei oder mehr Kämme zu verschiedenen Seiten, deshalb auch der Name »Sterndünen«.

Boden des Deadvlei
Kunstvolles Muster auf dem Wüstenboden.

Düne 45

Etwa 45 Kilometer vom Parkeingang befindet sich die sehr erfinderisch getaufte Düne 45. Ganz eilige Touristen haben diese etwa 170 m hohe Sanddüne zur Besteigung auserkoren und von weitem kann man wie Ameisen erkennen, welche auf der perfekten Linienführung des Grats langsam zur Spitze vorstoßen.

Big Daddy Düne von Sossusvlei
Zwei einsame Explorer besteigen die Big Daddy Düne von Sossusvlei am frühen Morgen.

Das richtige Explorer Fahrzeug

Unser Ziel ist jedoch »Big Daddy«, die bekannteste und mit rund 380 m die höchste Düne in der Namib-Wüste und wie behauptet wird, sogar eine der höchsten der Welt. Die letzten Kilometer bis zum Vlei können nur mit einem guten Allradfahrzeug zurückgelegt werden.

Absichtlich haben wir oben das Adjektiv »gut« beim Fahrzeug eingepflegt. Vor uns beobachten wir ein im Sand festgefahrenes Auto. Die vier Besatzungsmitglieder versuchen mit allen Mitteln sich aus der misslichen Lage zu befreien. Vor kurzem sind sie noch mit übertriebener Geschwindigkeit an uns vorbeigebrettert, nun sind sie ein (temporäres) Opfer der Wüste.

Irgendwie erwarten wir, dass Wüstenfuchs Wentzel Hilfe anbietet. Er lächelt nur und meint, die werden sich schon befreien, das gehöre zum Reiseabenteuer für Selbstfahrer. Die Patrouille der Park Ranger sei zudem konstant unterwegs. »Spätestens bei unserer Rückkehr schaufeln wir sie sonst frei«, ergänzt er immer noch lächelnd. 

Sossusvlei Sanddünen in der Namib-Wüste
Blick runter von der Sanddüne Big Daddy auf die hübsch geschwungene Krete und die weisse Fläche des Deadvlei.

Big Daddy Düne

Wir passieren die sandige Passage mit unserem Toyota Jeep ohne Zwischenfall und freuen uns nun auf die Besteigung des »Big Daddy«. Wentzel zieht seine Schuhe aus und ermuntert uns ihm gleichzutun. Der Vorschlag stößt auf bescheidenes Interesse, zu verwöhnt und verweichlicht sind die meisten Füße. Dazu schreckt der Gedanke an den heißen Sand ab.

Die flach einfallenden Sonnenstrahlen bereichern den Tag, als wir losmarschieren. Wir halten uns an den messerscharfen Kamm. In den steilen Seitenflanken sinkt man in den weichen Sand ein und bleibt erschöpft stecken. Faszination Wüste, jeder Schritt ist einmalig. Du hinterlässt im unversehrten Sand Spuren, die vom Wind bald wieder zugedeckt werden.

Höher und höher klettern wir. Die Anstrengung ist nicht zu unterschätzen, das Vorwärtskommen im losen Sand fordert uns stark. Anfangs geht man noch mit Elan und Begeisterung. Doch irgendwann werden die Schritte mühseliger. Man hat Sand in den Stiefeln, in der Kleidung, in Augen, Nase und Ohren.

Über den Grat balancierend genießen wir die bezaubernden Farbnuancen, die orange bis rostroten Dünen mit dem schwarzen Schattenwurf und dem tiefblauen Himmel. Ein schier unendliches Meer gigantischer Sandberge zieht sich gegen den Horizont. Das Gefühl der Endlosigkeit erhält plötzlich eine ganz neue Dimension, obschon wir nur einen Bruchteil der Namib-Wüste überblicken. Es herrscht ein besonderer Friede hier im Sanduniversum.

Tote Bäume auf dem Deadvlei
Skurrile Baumskelette auf dem Deadvlei vor der Big Daddy Düne.

Deadvlei und die Baumskelette

Unser Blick schweift über die Dünenlandschaft runter ins Deadvlei. Mit einigen gewaltigen Hopsern die Steilflanke des Sandberges runter sind wir wenig später dort, wo die Blicke vorhin verharrten.

Die von den Sanddünen umgebenen Senken des Deadvlei sind praktisch immer trocken. Äußerst selten gelangt das Wasser des Tsauchab Rivers bei heftigen Niederschlägen hierher, im Schnitt alle zehn Jahre. Dann kann sich sogar für kurze Zeit ein See mitten in der Wüste bilden.

Wie stumme Zeugen einer lebensfeindlichen Welt ragen die abgestorbenen und vertrockneten Kameldornbäume aus dem trockenen Lehmboden des Deadvlei. »Das Alter der Baumskelette wird auf mehrere Hundert Jahre geschätzt«, erläutert uns Wentzel.

Einsamer Baum auf dem Deadvlei
Einsamer Baum trotzd dem Wüstenklima des Deadvlei.

Intergalaktischer Reisetipp

Auf der Rückkehr stoppen wir den Geländewagen in der Steppe neben eigenartigen, vegetationslosen Flecken. Über die Entstehung der hier weit verbreiteten »Feenkreise« zerbrechen sich Wissenschaftler bis heute den Kopf. Andere Theorien beteuern, es seien Landeplätze von Außerirdischen, welche ebenfalls die namibischen Attraktionen besuchen. Sogar im intergalaktischen Tourismus ist die Namib-Wüste ein Reisetipp.

Sesriem Canyon im Abendlicht
Sesriem Canyon im Abendlicht.

Sesriem Canyon

Eine Zugabe hat die Region noch, nur ca. vier Kilometer südlich des Eingangstors des Namib Naukluft Nationalparks. Unscheinbar und oft »nur« als Anhängsel an eine Tour nach Sossusvlei kombiniert… falls die Zeit reicht. Doch der Sesriem Canyon ist weit mehr. Immerhin hat die Natur Millionen von Jahren an diesem Kunstwerk gefeilt und geschliffen. Der Künstler war der Tsauchab River. Heute fast unvorstellbar, dass der Fluss in seiner Blütezeit mit schwungvollen Bewegungen diese Schlucht mitten in der Wüste geformt hat.

Wasser fließt hier nur noch, wenn in den nahe gelegenen Naukluft-Bergen beträchtliche Niederschlagsmengen vorkommen, im afrikanischen Sommer, in der Regenzeit vom Dezember bis März. Nach intensiven Regenfällen sammeln sich in den engen, geschützten Abschnitten auf dem Boden des Canyons Wasserbecken. Diese Pools sind ein belebender Anblick in der kargen Umgebung. Einige der größeren Becken bieten sogar die Möglichkeit ein erfrischendes Bad zu nehmen.

Bei unserem Besuch ist alles staubtrocken. Wir lieben die Kletterpartie und Wanderung durch die Welt aus Felsen und Gestein. Einen richtigen Weg gibt es nicht. Die Breite liegt zwischen einem und drei Metern. Die Länge beträgt nur etwa einen Kilometer, dann wird der Canyon deutlich flacher und breiter, um dann in ein flaches Flussbett überzugehen.

Zurück kommst wieder über die gleiche Route oder du läufst außen der Schlucht entlang, mit einer neuen Perspektive bis zu 30 Meter tief runter. Abends senkt sich die Sonne über der Wüste und die wechselnden Schatten und das weiche Licht verleihen dem Sesriem Canyon ein ganz besonderes Ambiente.

Vollmond über dem Sesriem Canyon
Vollmond über dem Sesriem Canyon.

Reiseinfos

Reisetipp

Besonders schön anzuschauen sind die Dünen und das Deadvlei bei Sonnenaufgang. Damit dieses Vorhaben gelingt, empfehlen wir auf dem Campingplatz oder der Lodge gleich beim Nationalpark zu übernachten.

Unterkunft und Camping

Der Sesriem Camping (Webseite) befindet sich gleich beim Eingang zu Sossusvlei. Das Gate dort öffnet eine Stunde früher als der Haupteingang. Damit bist du schneller bei den Top-Sehenswürdigkeiten, wenn es noch menschenleer ist und kannst von den besten Lichtverhältnissen für deine Fotos profitieren.

Die luxuriöse Sossusvlei Lodge liegt ebenfalls unmittelbar beim Parkeingang und bietet die Möglichkeit, früher zu den Dünen zu fahren. Die Superior-Unterkünfte verfügen über eine Terrasse mit Blick auf die Wüstenlandschaft, sowie geräumige und klimatisierte Zimmer.

Sesriem Camping in Namibia
Sesriem Camping vor den Toren von Sossusvlei.
Welt Explorer Team
Wir sind die Welt Explorer – ein Reiseblog für Weltentdecker. Die Welt kann vor der eigenen Haustür anfangen, in der Heimatstadt oder auf dem Lieblingsberg. Man braucht gar nicht weit zu gehen für eine Entdeckungstour. Doch unser Planet ist gross, das Fernweh ebenso. Unsere Passion ist das Reisen und Entdecken, fremde Länder und Kulturen kennenzulernen. Wir publizieren Anekdoten, Reisegeschichten, Reiseberichte, Reportagen und Reisefotos über die erlebten Abenteuer.